A120 - SkyWatcher Esprit 150 ED APO perfekt für H-alpha
Um eine Teleskop-Optik richtig beurteilen zu können, sollte man unbedingt wissen, wofür es gebaut worden ist bzw. mit welchen Erwartungen es gekauft und später verwendet werden soll. Den "Allrounder" gibt es auch auf dem Teleskop-Sektor kaum, weil uns heute ein Qualitäts-Bewußtsein fehlt, daß man für ordentliche Qualität auch einen angemessenen Preis zu zahlen hätte. Je nach Verwendung läßt sich daher ein Fernrohr ganz verschieden beurteilen - und den zahlreichen Schnäppchen-Jägern fehlt es oft an der nötigen Bodenhaftung, wenn sie Teleskop-Systeme nur nach dem Preis heraussuchen und danach möglichst hohe Ansprüche in manchen Foren vermelden. In diesem Fall ist der Besitzer den folgenden SkiyWatcher Esprit 150/1050 ED APO ein erfahrener und begnadeter Astrofotograf, dessen Bilder ich jedes Mal bewundere. Der auf H-alpha optimierte Dreilinser mit einer herausragenden Farbreinheit bis zu einem Bildfelddurchmesser von ca. 55 mm/3.0° Bildwinkel bildet selbst dort die Sternpunkte noch völlig korrekt ab.
Siehe SkyWatcher Esprit versus TS Triplet ED APO 8. Oktober 2011
Mit dem baugleichen Teleskop aufgenommen M51 von Josef Büchsenmeister .
Zunächst wurde die Kollimation mit einem GRZ-Kollimator überprüft - ob das Objektiv zum Tubus selbst einwandfrei kollimiert worden ist. Ein bißchen mußte ich nachkollimieren.
Der erste Übersichtstest bei hoher Vergrößerung machte sofort deutlich, daß es sich um ein perfektes, gut zentriertes Objektiv handelt, ohne erkennbaren Astigmatismus, keine sphärische Aberration im H-alpha bei 656.3 nm wave und eine Auflösung auf der opt. Achse, die der theoretischen Auflösung entspricht. Nicht vergessen darf man, daß nahezu kein Chip die opt. Genauigkeit darstellen kann, weil in der Chip-Auflösung von ca. 16 Mikron die meisten Rest-Fehler ohnehin verschwinden würden. (Man hätte alle Tests ohne und mit-Flattner durchführen können - was aber keinen großen Informations-Gewinn bedeutet. Wichtig ist lediglich die perfekte Abbildung des Systems am Rande des Bildfeld-Durchmessers)
Den Liebhabern des Sterntestes ist die folgende Übersicht gewidmet. Daran anschließend die üblichen Standard-Tests, wobei der Ronchi-Test den Gaußfehler besonders gut darstellt (= farbabhängige Öffnungsfehler: Blau ist deutlich überkorrigiert, Rot hingegen perfekt)
Der gleiche Sachverhalt läßt sich über die spektralen Interferogramme darstellen zusätzlich des Farblängsfehler, der für die Farbreinheit zuständig ist. Dieser ED APO ist noch farbreiner, als das Exemplar, das ich vor ca. 2 Jahren hier hatte.
Ein solches Streifenmuster kann nur zu einem hohen Strehlwert führen, wie man später weiter unten noch sehen wird.
Die Wellenfront-Darstellung paßt zu oberem Interferogramm
Und die Energie-Verteilung im H-alpha-Licht könnte auch nicht besser sein.
schließlich das synthetische Interferogramm mit den dünnen Linien, die den Ideal-Verlauf darstellen sollen.
Mit diesem Strehlwert sollte eigentlich jeder Zufreiden sein können - wenn gleich sich dieser Wert ausschließlich auf 656.3 nm wave bezieht und demzufolge das kürzere Spektrum überkorrigiert reagiert und somit den Strehlwert drückt, wie weiter unten zu sehen. Ein System, das auch noch einen entsprechend kleinen Gaußfehler hätte, wird man allerdings kaum bezahlen können.
Der RC_Indexwert fällt bei diesem Skywatcher Esprit noch einmal besser, weil farbreiner aus. In den vergangenen zwei Jahren muß dieses System also weiter optimiert worden sein, was mich bei Skywatcher nicht verwundern würde.
Der Unterschied des Gaußfehlers läßt sich über die nächste Übersicht gut studieren: Je deutlicher die Überkorrektur, umso mehr Licht-Energie verschiebt sich in die Beugungsringe und so reduziert sich auch das Maximum. Bei Rot liegt der Strehlwert bei 0.993, bei Blau sinkt dieser Wert auf 0.743. Damit ist der Sternscheibchen-Durchmesser geringfügig etwas größer - es wird aber kaum jemand nachmessen wollen, weil auch dieser Fehler in der Auflösung des Chips mit 3x3 Pixel bzw. ca. 16 Mikron verschwindet. Trotzdem läßt sich dieser Sachverhalt gut darstellen, auch wenn er in der Fotografie kaum eine Rolle spielen dürfte.
Wie bei einem Petzval-System funktioniert die Korrektur-Wirkung des Flattners nur, wenn dieses Bauteil den richtigen Abstand zum vorderen Objektiv hat. In der Regel verkippe ich das Teleskop vor dem Planspiegel in die maximale Position, in diesem Fall mit einem Bildwinkel von 3.0° was einem Kipp-Winkel von 1.5° entspricht. In dieser Position sucht man dann den optimalen Abstand Ojektiv-Flattner. Der richtige Abstand ist dann erreicht, wenn das Bild des künstlichen Sternhimmels möglichst der Abbildung auf der opt. Achse entspricht - dort funktioniert es nämlich immer, egal wie der Abstand des Flattners wäre. Siehe auch: TSFlat2,5 Vollformat Korrektor Flattener für APO Refraktoren - für große Sensoren
Nun möchte man aber auch wissen, wie gut die Abbildung am Rande des 55 mm Durchmesser des Bildfeldes ist. Das läßt sich mit folgender Übersicht zeigen. Erst bei 3.0° Bildwinkel kommt noch eine ca. 35%-tige Vignettierung hinzu, die aber auch kein Problem sein sollte.
Ergänzt wird diese Untersuchung durch den notwendigen Praxis-Test, sodaß mir dieser Sternfreund in Kürze auch die dazu passenden Feldaufnahmen schicken wird, die dann in einem Menue-Unterpunkt betrachtet werden können. Alles in allem ein sehr erfreuliches Ergebnis -
für Skywatcher Teleskope wiederum aber nicht ungewöhnlich.
# Stefan, ein weiterer Kommentar:
Hallo, Es ist soweit!
Der Esprit150 ist mit einer ATIK11000 versehen worden. Den korrekten Abstand hat Wolfgang ja schon ausgemessen, dazu lesen Sie hier: http://r2.astro-foren.com/index.php/de/9-beitraege/01-aeltere-berichte-auf-rohr-aiax-de-alles-ueber-apos/72-skywatcher-esprit-150-ed-apo-perfekt-fuer-h-alpha
Verbaut ist auch ein 3nm Ha Filter von Astrodon. Damit man dan genügend Spielraum hat, habe ich mir ein variables M68 System gebaut. Darin ist auch gleich der OAG eingefräst.
Die kurzbauende Filterschublade wurde direkt auf den Adapter geschraubt. Eine Vignettierung ist somit nicht zu erwarten.
Hier das Setup im Überblick:
Kommentare
Danke für die Zeit des ausführlichen Testes und den nicht minder aufwändigen bericht hier.
In der Tat werde ich damit hauptsächlich Schmalbandaufnahmen machen, wobei Ha die Luminanz ist.
Als Kamera habe ich mir eine Moravian G4-16000 und Astrodon Filter bestellt.
Die Ergebnisse lasse ich Dir dann umgehend zukommen.
Stefan
dann hätten wir endlich mal den lückelosen Theorie-Praxis Beweis, damit meine Ergebnisse nicht so im "luftleeren" Raum hängen.
Wolfgang
Inzwischen habe ich Testaufnahmen von M3 gemacht, mangels CCD mit einer Canon 1200D.
Bei der Bilddiagonale von 27mm zeigt sich natürlich kein Fehler. Auch Verkippung ist auf Anhieb keine drin. Das liegt wohl an der exakten Kolliminierung des Okularauszuges und Objektivs zum Tubus, bzw. gegeneinander. Es musste keinerlei Nachjustierung betrieben werden. Wolfgang hat sich hier viel Mühe gegeben, es hat sich gelohnt!
Weitere Erkenntnise folgen.
Es ist soweit!
Der Esprit150 ist mit einer ATIK11000 versehen worden. Den korrekten Abstand hat Wolfgang ja schon ausgemessen, dazu lesen Sie hier: http://r2.astro-foren.com/index.php/de/9-beitraege/01-aeltere-berichte-auf-rohr-aiax-de-alles-ueber-apos/72-skywatcher-esprit-150-ed-apo-perfekt-fuer-h-alpha
Verbaut ist auch ein 3nm Ha Filter von Astrodon. Damit man dan genügend Spielraum hat, habe ich mir ein variables M68 System gebaut. Darin ist auch gleich der OAG eingefräst.
Die kurzbauende Filterschublade wurde direkt auf den Adapter geschraubt. Eine Vignettierung ist somit nicht zu erwarten.
Hier das Setup im Überblick:
na ja, so der Hit ist das Gerät auch nicht. Wenn man beim fotografieren nicht ganz genau fokussiert, gibt es Beulen an den Sternen. Weiter defokussiert jedoch sieht man jedoch nichts mehr, alles Kreisrund.
Wolfgangs Ergebnisse sehen sehr gut aus, von der Optik dürfte dein Problem wohl nicht herrühren. Hast du den Effekt auch bei kurz belichteten Aufnahmen, sodass Flexibilität im System und Nachführfehler ausgeschlossen sind?
Interessant dass dieser Esprit150 für rot perfekt ist, Josefs seiner ist es im grünen.
lg Tommy
sicher, sieht man schon beim Probefokussieren mit 10 sec.
Nachführprobleme sind bei mir ausgeschlossen.
Den Effekt habe ich mit 2 verschiedenen kameras, an verschiedenen Tagen und verschiedenen Objekten.
Das Wellenfrontdiagramm zeigt auch einen Peak an einer Stelle Aussen. Das dürfte es wohl sein.
Ich blende jatzt mal ab, aber ich habe ja für 6" bezahlt.
You get what you Pay.
Aus gutem Grund verkaufe ich keine Optiken mehr, alles Lug und Betrug auf dem Markt.
Schwer enttäuscht!
Das werde ich heute mal prüfen.
Wenn nicht, verscherble ich den Schrott. Man soll sich halt was Gescheites kaufen.
keep cool und schau wo die Ursache ist!
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten wie Deformationen am fotografierten Sternscheibchen entstehen können, und die sind leider nicht auf Skywatcher beschränkt. Das kannst du auch um den vielfachen Preis haben.
Lass mal den Korrektor weg, und mach zwei Fotos wobei du die Kamera drehst. Dann weisst du ob es am Objektiv liegt. Und dann abblenden, damit du den Rand weghast. Allerdings können sich am Rand auch andere Erscheinungen abspielen, vor allem Beugungsartefakte.
Asymmetrien können sich fotografisch schon so auswirken, auch wenn sie Strehlmässig wenig bedeutend sind. Diese kleine Stelle ist aber wirklich sehr unverdächtig mein ich. Wolfgang kann dir eventuell aus dem Zernikeset einen Sterntest simulieren, ich möchte ihm aber nicht vorgreifen.
lg Tommy
Zusatzoptik ist gar keine drin bei dem kleinen Chip.
Ich habe jetz nochmal alles mit Laser und Concenter Überprüft, passt alles. Heute Abend drehe ich mal die kamera, mache auch nur mal mit dem L-Filter.
ich habe den Esprit auf meinen künstlichen Stern gerichtet und mit der CCD belichtet. Die Beule war eindeutig zu sehen.
Das Objektiv war dekolliminiert, eine halbe Schraubenumdrehung genügte, jetzt ist der Stern rund.
na siehste, gut gemacht, gratuliere!
lg Tommy
der ganze Zirkus nur, weil ich mich auf die Kollimination verlassen habe, diesen fehler ausgeschlossen habe. Schließlich war ich ja dabei als das justiert worden ist.
Meine Erfahrung ist einfach, alles nochmal am Himmel überprüfen.
leider hat gar nichts mehr gestimmt, das Ergebnis am Himmel noch schlechter.
Es stellte sich raus, das auch der OAZ nicht stimmte. Wieso weis der Geier, ich hatte den ja mal Justiert.
Jetzt habe ich erst mal mit einem Concenter den OAZ ausgerichtet, der war auf genau der Achse der verzogenen Sterne krumm.
Dann mit einem Billigcesire versucht das Objektiv auszurichten. Ich habe aber immer nur an einer Schraube gedreht, die besagte verzogene Achse.
Nun ist alles theoretisch in der Flucht.
Nochmals ein Test am Nachthimmel mit CCD. Letzter Versuch. Entweder ich fahre nochmal zu Wolfgang oder ich verscherble das Teil und hole mir einen TAK oder TEC oder LZOS.
ja wenn der OAZ plötzlich woanders hinschaut, dann stimmt die Achse natürlich nicht mehr. Wenn du die einzelnen Linsen justagemässig in Ruhe gelassen hast, dann ist es nicht schwer das Objektiv auszurichten. Ansonsten bemühe Wolfgang vielleicht nochmal. Der Esprit ist es wert. Viel Glück!
lg Tommy
hier mein Abschlukommentar.
Nachdem ich mit Chesire, Laser und Concenter alles peinlich ausgerichtet hatte, zeigten sich immer noch längliche Beulensterne über 1800s.
Nochmal 2 Stunden nachts auf der Leiter rumgeärgert. Geduld ist nicht meine Stärke, auch läuft mir die Zeit davon. Ich weis nicht, wie lange ich aus gesundheitlichen Gründen das noch Mitmachen kann.
Enttäuscht habe ich das Gerät gleich am nächten Tag verkauft und am übernächsten Tag ein sehr gutes Angebot angenommen:
http://astro-foren.de/index.php/Thread/11522-Takahashi-TOA-130-S/
Erste Fotoversuche zeigten jetzt zwar exakt runde Sterne , aber ein verkipptes Bildfeld genau nach einer Seite. Da auch dieses Gerät exakt Justiert ist, ist der Chip der ATIK428EXm verkippt (CCD-Inspector Auswertung). Der ganze Zirkus hätte damit nicht sein müssen.
Dennoch bin ich der Meinung, das der 150er mehr Probleme über 1800s bereite wie alle anderen Teleskope vorher.
Jedenfalls habe ich nun ein High-End-Gerät mit passendem Reducer, da bin ich trotzdem froh drum.
Ach ja, ich hatte ja mal einen TOA150, bei dem hätte ich bleiben sollen. Kommt wahrscheinlich aber wieder ins Haus.
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