B041B TeleVue 100/540 Petzval-System für die Astro-Fotografie - die Holzhammer-Technik 25.04.2016

Ein Petzval-System ist prinzipiell für die Astro-Fotografie gedacht. Insofern kann man es so herstellen, daß es diesen Ansprüchen genügt.
mehr aber auch nicht. Für visuelle Ansprüche wird man deshalb immer an der mangelhaften technischen Ausführung scheitern, wie im vor-
liegenden Fall - bereits der dritte Sanierungs-Fall in meiner Sammlung! Siehe auch diesen Link

B041 * Genesis sdf 102 / 540 die Holzhammer-Methode  
B041A * TeleVue GENESIS  500 mm f5 Fluorite abermals die Holzhammer-Technik 30.04.2014

Es ist eine verwegene Idee, einen Tubus nur deswegen in zwei Teile zu zerlegen, damit man von hinten eine Tau-Kappe drüber schieben kann.
Jedenfalls ist die Konstruktion dermaßen unprofessionell, sodaß man 
ohne einen Holzhammer dieses System nicht zentrieren kann: So muß
man mit genau berechneten 
Schlägen immer dort auf den vorderen Tubus schlagen, wo der Koma-Kern zu sehen ist. Man entwickelt nach einiger
Zeit das nötige Feingefühl, wie heftig der Schlag sein muß. Man könnte das natürlich auch als eine 
der üblichen Soll-Bruchstellen annehmen - sonst
würde  sich ja keiner immer wieder ein neues Teleskop kaufen, wenn es 
für immer funktionieren würde. In meinem Fall hatte sich schon ein Heer
an Bastlern angesprochen 
gefühlt, und nach Kräften die Gewindebohrungen ruiniert, auch noch einen Doppel-Ring anfertigen lassen, der zwar leider nicht
beim Zentrieren hilft,  dafür aber auf dem Tubus-Teil links und rechts herum-rutscht, und 
zu allem Überfluß eine bereits erzielte Zentrierung zerstört,
nur weil diese Ringe  die beiden Tubus-Teile 
quetschen. Bei Takahashi beispielsweise wurde dieses Problem mit einem Flansch vorbildlich gelöst. Bis
nach USA hat sich  das leider noch nicht herumgesprochen - da ist also weiterhin der Wurm drin - "Made in USA" halt. (In Anlehnung an das
Gedicht von Heinz Erhardt.)

Zusammenfassend sind im linken Tubus-Teil bereits 6 Gewindelöcher vorhanden, was zeigt, daß dieser Tubus bereits heftig bearbeitet
worden war. Auch der RC_Indexwert von 1.4114 zeigt, daß man es mit einem Halb-APO zu tun hat: Ein Zit: "SahneTeil" mit einer selten
perfekten Optik, kann sich also nur auf den Teleskop-Typ von TeleVue beziehen, siehe die Links oben.


@TV_Ha-01.jpg
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Spätestens, wenn man die beiden Tubus-Teile auseinander-zieht, blickt man auf eine Reihe von Versuchen, eine völlig untaugliche Hersteller-
Technik im Nachhinein korrigieren zu wollen: Weil drei Halte- und vermeintliche "Zentrierschrauben" das Dilemma nicht halten können, wurden
selbige so fest zugedreht, daß die Gewinde ihren Geist aufgaben. Dann ergriff der Handwerker einschneidende Maßnahmen, und schnitt drei
neue Gewinde-Löcher in den linken Teil vom Tubus. Da waren es dann schon sechs.


@TV_Ha-02.jpg
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Dann hat aber der Bastler oder sein Nachfolger gemerkt, daß die Bohrungen des rechten Tubus-Teils leicht versetzt sind (man muß nämlich
diesen Teil holz-hammer-mäßig verkippen (zentrieren), und nun mußte man diese hier gezeigten Bohrungen nacharbeiten: Sowohl die Bohrungen
selbst, aber auch die noch beigefügten Beilag-Scheibchen. Ganz schön schweißtreibend.  Aber immer noch Murks.


@TV_Ha-03.jpg
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Danach suchte man die Doppelring-Lösung. Der linke Ring hält sich am linken Tubus-Teil fest, der recht Ring soll den rechten Tubus-Teil kontrolliert
kippen - so dachte man wenigsten. Der allerdings hustete dem Werktätigen etwas und rutsche auf dem schwarzen Tubus lediglich hin und her: Man
hatte sicherheitshalber noch einen Velourstreifen dazwischen geklebt. Besser und haltbarer wäre es gewesen, wenn man beide Ringe auf den
jeweiligen Tubus-Teil aufgeklebt hätte, damit diese Ringe fest verbunden sind und damit auch die Verkippung wahrscheinlicher wird. Da aber die
beiden Tubusteile "Prüzisions"-Teile sind,  führt ein Festschrauben dieser Ringe zur Quetschung des jeweiligen Tubus-Teils, und eine bereits er-
zielte Holzhammer-Zentrierung wird erneut gnadenlos "zerquetscht" und fällt unvermutet in irgendeine Koma-Figur zurück. Diese beiden ALU-Ringe
würden erst funktionieren, wenn sie fest durch Verklebung und Verschraubung mit beiden Tubus-Teilen verbunden sind. Das aber wiederum nur
im Zusammen-Spiel mit den 6 Halteschrauben. Das wäre dann eine Art Flansch-Lösung, die nur zusammen funktioniert, also ständig gegen-
geprüft werden muß, wie sich die Zentrierung dabei verändert bzw. die Fehler Astigmatismus und Koma. 

Daraufhin drehte ich den vorderen Tubus um ganze 30° axial und schnitt nun 6 neue Gewinde-Bohrung in den jungfräulichen Tubus-Teil: Das aber
jeweils so, daß ich nach jeder Bohrung prüfte, ob die Hammerschlag-Zentrierung noch nachgearbeitet werden muß. Nur so lassen sich die neuen
Bohrlöcher auch dorthin bohren, wo sie nach einer perfekten Zentrierung eigentlich sein müssen - sonst müßte man erneut die Bohrlöcher 
nacharbeiten. Danach werden diese Bohrungen noch um 2 mm gesenkt, damit die Zylinderkopfschrauben ein wenig im Tubus verschwindet. Das
dann noch vorhandene Spiel sollte für eine Hammerschlag-Zentrierung ausreichen.
Man muß sich also entscheiden: Für fotografische Zwecke wäre dieser Tubus ausreichend, für visuelle Ansprüche sollte man einen neuen Tubus
bauen, ohne diese fachmännischen Mängel. Nur stellt sich die grundsätzliche Frage, wie sinnvoll das ist.

@TV_Ha-04.jpg

Arbeitsschritte:
- beide Tubus-Teile bis Anschlag ineinanderschieben, als Anschlag dient der linke ALU-Ring, an den rechten Tubus-Teil geschoben
- diesen 30° achsial gedreht, 1. Gewindeloch zentrisch zu Schraubloch gebohrt, 1. Halteschraube eingesetzt,  System zentrieren 
- 2. Gewindeloch 3.3 mm zentrisch bohren, 2. Halteschrauben+ Beilag-Scheibe einsetzen, System zentrieren
- 3. Gewindeloch ebenfalls bohren, 3. Halteschrauben+Beilag-Scheibe einsetzen, System sorgfältig zentrieren.
- 4./5./6. Gewinde-Loch anzeichnen, in Halterung bohren und Gewinde M4 schneiden.
- im rechten Tubus auf 4.4 mm aufbohren und mit M4 Flachsenker knapp 2mm einsenken.
- 4./5./6. Halteschrauben eingesetzt und Zentrierung erneut überprüft. Danach optisch erneut vermessen.
Gewinde-Löcher stimmen weitest-gehend mit Zentrierung überein. Markierung für beidseitige Tubus-Position angebracht.

Der Sterntest zeigt ein vergleisweise farbreines System - nur das ist noch lange kein Grund, Arbeit und Ergeiz und Geld zu investieren, in der Hoffnung,
die Hersteller-Mängel korrigieren zu können. Man kann aus einem Volkswagen keinen Porsche zaubern.


@TV_Ha-05.jpg

Zum Vergleich: B041 * Genesis sdf 102 / 540,   B041A * TeleVue GENESIS 500 mm f5

Insofern ist das Sekundäre Spektrum aufschlußreich - es handelt sich um einen normalen APO, mehr aber auch nicht. Die LZOS-Optiken sind
sehr viel überzeugender hergestellt und steigern somit auch die Lust, diese zu testen. Da käme auch keiner auf die Idee, die Zentrierung mit
einem Holzhammer zu lösen.


@TV_Ha-06.jpg
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In diesem Fall ist die blaue Schnittweite ähnlich weit vor grün liegend, wie die rote Schnittweite dahinter liegt, sodaß in der Nacht kaum ein
farbreinerer Eindruck entstehen kann, weil man Rot nur eingeschränkt wahrnimmt. (Siehe auch Farblängsfehler bei Refraktoren.)


@TV_Ha-07.jpg
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Danach noch die übliche Strehl-Auswertung bei 546.1 nm wave = e-Linie.

@TV_Ha-08.jpg
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@TV_Ha-09.jpg
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@TV_Ha-10.png
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Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man mit 0.95 Strehl zufrieden sein können. Ein ruppiger Umgang mit dem Teleskop ist trotzdem nicht empfehlens-
wert. Aber solange man damit fotografiert, wird man kaum was merken: Es wurde eigentlich für fotografische Zwecke gebaut, und genau das
sollte man nun wirklich nicht vergessen.


@TV_Ha-11.jpg
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