A052 TMB APO Nr 092 (152-1216)
Zum Vergleich ein baugleiches TMB
So ein Teleskop sollte man nicht verkaufen . . .
Ein TMB ist bekanntlich ein hochwertiger Refraktor-Typ - ein Apochromat halt, mit einem Farbrest-
fehler von ca. 0.5 der Tiefenschärfe. Mit 152 mm Öffnung bei einer Brennweite von 1216 ist
dieser Refraktor in einer Größe, die man vernünftigerweise nicht überschreiten sollte, weil man
dann massive technische Probleme bekommt. Dieser TMB hat schon einige Jahre "auf dem Buckel"
ist zudem einmal heruntergefallen, was er - außer einer marginalen Koma - offenbar gut verdaut
hat. Auch wollte ich diesmal auf einige anderen Aspekte hinweisen, die einem beim Testen so
auffallen.
Der Sterntest, ganz besonders im doppelten Durchgang (sieht man am Himmel gewöhnlich nicht) hat eine
hohe Genauigkeit, wenn man ihn mit späteren Messungen vergleicht: Sowohl die obere Reihe (intrafokal)
wie auch die untere Reihe (extrafokal) weisen in der Mitte eine "Ringzone" auf, bei der man sofort eine
unmerkliche Störung erkennt. Unmerklich deswegen, weil der Flächenanteil denkbar gering ist, und unmerk-
lich deswegen, weil diese Störung nur sehr schwach bei der quantitativen Auswertung wahrnehmbar ist.
Die Entsprechung ist gut zu sehen zwischen dem extrafokalen Sternscheibchen links und dem Ergebnis des
Lyot-Rauhheitstestes.
Dieser mittige "Hügel" taucht auch im Certifikat rechts in der 3-D-Darstellung auf.
Ein weiteres Mal beim Ronchi-Test intrafokal und verkürzt bei einem Refraktor die Schnittweite, weswegen
die Ronchi-Linien bauchig nach außen verlaufen. Fast nicht erkennbar in der Mitte des Ronchi-GRammes.
Beim Interferogramm hat man zu tun, daß man diesen Fehler überhaupt sieht, die Dezentrierung über die
Koma wirkt in diesem Fall stärker, mag vom Sturz herrühren, wäre aber zum Certifikats-Ergebnis gerade
mal 1%-Punkte Strehl weniger.
Das nächste Diagramm zeigt als dominierenden Fehler eben diese Koma in 3D-Darstellung und kann im
Zernike Zoo nachvollzogen werden: Zernike 6 und 7
Zieht man diesen Fehler ab, dominiert der Rest-Astigmatismus und man wäre bei ca. 0.99 Strehl.
Hier ist diese Situation nochmals dargestellt.
Nun möchte man gerne wissen, wie sich diese Fehler eigentlich am Himmel auswirken?
Der Test auf der optischen Bank ist wie immer b r u t a l Bei einer Vergrößerung von 1216-fach am künstlichen
Sternhimmel mit Pinholes zwischen 3-5 µ zeigt die Abbildung diesen Fehler wieder. Aber nur, wenn man lang
genug belichtet.
Bei kürzerer Belichtung verschwindet der Fehler. Bei niedrigeren Vergrößerungen bis max. 450-fach ohnehin.
Jedenfalls sollte man so einen Refraktor nicht verkaufen, wenn man ihn einmal erworben hat. Für den damaligen
Preis wird man diese Qualität heute nicht mehr kriegen. Der Artificial Sky Test Hier sind die Daten des artificial Sky:
Die 3-er Gruppe hat 10µ und 8µ Abstand. Das wären für 8 µ .... 1"36 arcsec und damit in der Nähe der theorethischen Auflösung
von 0.91" arcsec am Himmel.
Geht man zwei Bilder zurück, dann erkennt man über den ersten Beugungs-Ring, daß noch Koma im Spiel ist, die ich deswegen
abgezogen habe, weil es ein behebbarer Zentrierfehler ist, der auch durch unsanfte Behandlung entstehen kann. In den farbigen
Streifenbildern ist diese Koma aber enthalten. Aus diesem Grund findet man unten links in weißer Schrift zunächst den Gesamt-
Strehl für die jeweilige Farbe selbst. Rechts daneben in gelber Schrift den reinen Gaußfehler, also bereinigt von allen Fertigungs-
Fehlern. Die Größe der jeweiligen Über- o. Unterkorrektur ist darunter zusätzlich in Nanometer angegeben, weil der Strehl dazu
keine Auskunft gibt. Und würde man den Zentrierfehler beseitigen, dann hätte man über dem Streifenbild den für jede Farbe
optimalen StrehlWert, in dem aber noch der Astigmatismus als Fertigungsfehler steckt.
Wenn man viel Zeit in dieses Objektiv steckt, ließe sich das optimieren. Da wäre aber eher der Schönheit gedient und weniger
der Funktionalität. Auch ohne Optimierung erfüllt dieses Objektiv alle Erwartungen.