A140 * TS Photoline APO 130/910 - fernöstlicher Toleranz-Begriff
Während der Überarbeitung eines weiteren TS APO's aus fernöstlicher Herstellung, liest man diese einschlägige Werbung natürlich
voller Interesse. Eine solche Arbeit ist umfangreich und gibt zu einigen Vermutungen Anlaß. Bei genauerer Betrachtung des Objektivs
fällt z.B. auf, daß die seitlichen Gewindebohrungen um ca. 1.3 mm nach oben versetzt sind, verglichen mit dem Linsenblock. Diese
Zentrierschrauben sollten eigentlich mittig auf die jeweilige Linsen drücken , stattdessen drückt die jeweils mittlere Schraube gleichzeitig
auf L2 und L3. Damit erklärt sich auch der schwarze Distanzring von 0.5 mm am Beginn des Objektiv-Blockes mit dem Versuch, den
Objektiv-Block etwas anzuheben - zwei dieser Distanzringe mit 1 mm wäre deshalb besser gewesen. Zwischen Alu-Fassung und Linsen-
block besteht ein Spiel (Luft) von 0.4 mm. Das muß für die Zentrierung der drei Linsen zueinander reichen - mehr gibt es nicht. Deshalb
ließ ich den Block an eine Seite des Gehäuses "anschlagen", um die Linsen nach dieser Anleitung zu zentrieren. Herstellerseitig sind
schwarze M4 Kunststoffgewindestifte mit Schlitzkopf eingesetzt worden, die eine gefühlvolle Zentrierung kaum gewährleisten. Daher
tauschte ich ein weiteres Mal diese Zentrierschrauben aus. Mit meiner Arbeit möchte ich also nur den in folgender Werbung behaupteten
Zustand herstellen, was mir ein weiteres Mal gelang. Natürlich kann man sich lange darüber streiten, welche Qualität man für ein
Photoline tituliertes Teleskop erwarten kann. Da der Hersteller aber offenbar einen großzügigen Qualitäts/Toleranz-Begriff hat, sollte
der Händler vorsichthalber eine Art Endkontrolle bei sich realisieren.
Siehe auch hier . . . (A139 TS Photoline APO - Super-APO für visuelle Beobachtung)
Das TS Photoline 130/910 APO hat einen heftigen "Schönheitsfehler" - wobei anfänglich gar nicht sicher ist, ob man diesen korrigieren kann.
Da wäre der Schraubring der Objektiv-Fassung verklebt, und es ist nicht sicher, ob er sich 'irgenwie' lösen läßt. Da fällt auf, daß die Zentrier-
schrauben Gewindebohrlöcher (jeweils die mittlere) auf die 2. und 3. Linse drückt, statt mittig auf die jeweilige Linse. Da fällt bei der Fokussierung
des Artificial Sky Testes auf, daß das rote Spektrum gut erkennbar hinter grün liegt, ob das der Grund für einen Distanz-Ring zwischen L2 und L3
ist, habe ich nicht untersucht - aus Zeitgründen. Sinnvoller wäre nämlich der schwarze 0.5 mm Distanzring vor dem Linsenblock. Damit kein Staub
zwischen die Linsen fällt, sollte man diese nicht auseinander nehmen. Eine Manschette ( 3. folgendes Bild) schafft hier Abhilfe. Da stellt sich die
wichtige Frage nach dem Durchmesser aller drei Linsen und dazu dem Innendurchmesser der Fassung, weil ja jede einzelne Linse seitlich ver-
schiebbar sein muß, damit der Koma-Effekt wie im folgenden Bild zu sehen auf Null gebracht werden kann. Im Normalfall reicht eine Verschiebung
der mittleren Linse. Weil aber nur ca. 0.4 mm Spiel zwischen Fassung- und Linsen-Durchmesser besteht, wird man zur Zentrierung alle 3 Linsen
benutzen müssen. Im konkreten Fall läßt man den Objektiv-Block mit einem einheitlichen Durchmesser von je 135.9 mm auf einer Seite "anschlagen",
und zentriert sich in der Folge zur optimalen Position aller drei Linsen. In einem anderen Fall, habe ich erst den Druckring festgeschraubt. Der hat
dann zunächst den Objektiv-Block "zentriert". Das wiederum wurde dann mit allen 24 Zentrierschrauben fixiert, und die Optimierung erfolgte
nur noch über die mittlereLinse, wie das übernächste Bild zeigt. Eine Erfolgsgarantie kann man deshalb zu Beginn dieser Arbeit nicht geben.
Was sich der Hersteller großzügig erspart hat, (den Begriff DEUTSCHE WERTARBEIT wird er vermutlich nicht kennen) das fällt jetzt in Deutschland
an Arbeit an. Mißlich daran ist, daß der fernöstliche Hersteller kaum korrigiert werden kann, außer man führt mit ihm eine langwierige Diskussion über
unsere Qualitäts-Vorstellungen, wie das zumindest ein bekannter Händler in Deutschland mühevoll durch-exerziert.
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Bei Höchst-Vergrößerung zeigt der Artificial Skly Test (geht auch mit 5µ großer Pinhole) sehr schön den 1. Beugungsring und damit eine
vorhandene Koma. Gegen den Koma-Schweif muß man nun die mittlere Linse schieben, im oberen Bild also von 08:00 Uhr in Richtung
Koma-Kern, der "spitz" zulaufende Punkt. Analog dazu könnte man auch Linse 1 und 3 in die Gegenrichtung bewegen, was in der Regel
unnötig ist.
Zunächst eine Bestandsaufnahme von Linsenblock und Fassung und den jeweiligen Auffälligkeiten. Dazu gehört auch, daß man
die Zentrierschrauben austauscht und die 24 Gewindelöcher nachschneidet. Statt der Schlitzkopf-Schrauben aus Kunststoff sind
M4 Gewindestifte mit Innensechskant und dem passenden Schlüssel dazu sehr viel feinfühliger zu bewegen - was bei diesem Objektiv
unbedingt erforderlich ist, wenn ein vorzeigbares Objektiv draus werden soll.
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Die bisherigen Zentrierschrauben werden zuerst entfernt, damit sich der Objektiv-Block ohne zu verkanten aus der Fassung heben läßt.
Leichte Schläge mit einem kleinen Holzhammer (Holz und Glas vertragen sich sehr gut) lösen in der Regel eine Verkanntung. Natürlich
folgt jetzt eine genaue Vermessung der Bauteile.
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Dieses Testbild dokumentiert nach viel Nachdenken und sorgfältiger Arbeit das erreichte Ergebnis, wenn man das zweite Bild oben
nochmals betrachtet.
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Jetzt kann man auch mit den Standard-Tests beginnen, wobei das Foucault-Bild bereits dokumentiert, daß so farbrein der APO
nicht sein kann. Vergleiche hier: http://rohr.aiax.de/foucault-bilder.jpg Die Farbverteilung bei Foucault (links/rechts)bedeutet nämlich,
daß die Fokus-Punkte der Spektralfarben entsprechend weit auseinander liegen. Bei einem guten APO würde man diese deutlich
Aufteilung in links/grün und rechts/orange-rot nicht wahrnehmen. Damit liegt der Fokus von Rot deutlich hinter Grün, was man auch
beim Fokussieren bemerkt. Ob durch Abstands-Änderung der drei Linsen zueinander sich dieser Sachverhalt verbessern läßt, habe
ich aus Zeitgründen nicht untersucht, zumal man dann auch unterschiedlich dicke Abstandsringe bräuchte. Distanzplättchen kann
man nicht benutzen, weil die Linsen ja verschoben werden.
Der Foucault-Test beantwortet schnell die Frage, wie farbrein ein Objektiv ist. Je deutlicher zwei Farben
über die Mittelachse aufgeteilt sind, umso weniger farbrein ist eine Optik. Im ersten folgenden Bild kann
man die rechts/links Verteilung gut sehen. Im zweiten folgenden Bild wirkt sich noch der farbabhängige
Öffnungsfehler (Gaußfehler) aus, sodaß nur schmale "Farb-Sicheln" übrigbleiben. Perfekt wäre der Foucault-
test, wenn der Test einem reinen Spiegel-Objektiv gleichen würde. http://rohr.aiax.de/foucault-bilderNeu.jpg
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Hier das Foucault-Bild eines gleichartigen TS Photoline 130 APO, das als sehr farbreines Objektiv einen signifikanten Unterschied zeigt.
Bereits damit kann man dokumentieren, daß die Farbreinheit des aktuellen Objektivs abfällt gegen das folgende Bild eines früheren
TS 130 Photolines mit hoher Farbreinheit. Am Ende des Berichts wird daraus noch ausführlicher eingegangen. Es könnte am Abstand
der Einzellinsen liegen, wenn die beiden 0.5 mm dicken Abstandsringe falsch eingesetzt wurden.
Zumindest für die e-Linie (546.1 nm wave) hat man ein sehr gutes Ergebnis, also kaum einen Öffnungsfehler. Darüber würde sich auch
ein visueller Beobachter sehr freuen.
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Der Wert der Restkoma ist kleiner als PV L/13 und damit unbedeutend. Rest-Astigmatismus PV L/8.5, Spherical PV L/36 ;
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Die Licht-Energie-Verteilung ist nahezu perfekt.
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und ein Gesamt-Strehl (weder Astigm, Koma u. Spherikal werden deaktiviert) von 0.983 sehr positiv.
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Das überholte Objektiv wird wieder "angedockt" und zuletzt zum Tubus kolliimiert . . .
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was mit diesem Bild bewiesen ist.
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Einige Testbilder führen zur Frage, wie farbrein dieser APO eigentlich ist. Man muß also den Farblängsfehler noch untersuchen, wie das
folgende Beispiel zeigt.
Bei der Berechnung wird die Schärfentiefe einer Optik verglichen mit dem arithm. Mittel der Abstände von der Hauptfarbe
Grün zu Blau und Rot. Wenn dieser Betrag kleiner als die Schärfentiefe ausfällt, hat man es mit einem farbreinen bzw. mit
einem APO zu tun. Grün ist also der Bezugspunkt und von dort der Abstand zu Blau (F-Linie) und Rot (C-Linie) . Dieser
Abstand kann entweder mit einer 0.001 mm Digital Meßuhr ermittelt werden, oder durch die Power-Umrechnung der I_Gramme.
Hier lohnt sich auch ein Vergleich mit diesen TS Photoline 130 . Im Verglleich zum Link-Bild links kippen die Streifen für Rot
deutlich nach unten, was für einen längeren Fokus spricht. Auch für Blau kippen die Streifen stärker nach oben, weshalb
dort der Fokus kürzer sein muß. Damit ist dieses Objektiv nicht so farbrein, wie es sich im Link-Bild TS Photoline 130 gezeigt hat.
Würde mich deshalb schon interessieren, ob der fernöstliche Hersteller eine laufende Qualitäts-Kontrolle durchführt.
Ob ein RC-Wert durch Abstands-Änderung der Einzel-Linsen verbessert werden kann, kann ich derzeit nicht beantworten. Augenblicklich wäre
es ein guter Halb-APO. Dieses Objektiv ist ein Einzelstück, und kann deshalb nicht als Beleg für andere derartige Objektive genommen werden.
Dazu brächte es eine Reihen-Untersuchung, an der aber kaum einer Interesse hat, der Hersteller nicht, der Händler nicht, höchstens der
Sternfreund in Deutschland, aber der will es umsonst. Der Gesamteindruck nach einer solchen Arbeit ist: " die nehmen es alle sehr locker..."