aiax-009-Restchromasie-Test
Der Restchromasie-Test
Augenblicklich gibt es eine Foren-Diskussion, wie der von mir bei einem 80/560 Apo gemessene Farblängsfehler von 0.3mm über drei Objek-
tive zu würdigen sei. Da ich mich aus einer Würdigung meiner Meßergebnisse grundsätzlich heraushalten muss (da sind Händler, Kunden und
Designer gefragt - hoffentlich wird der einschlägige Artikel bald veröffentlicht, auf dessen Formeln mein W-Wert beruht. Um aber die Entsteh-
ung meiner Daten transparenter zu machen, hier ein Bericht, wie sie entstehen. Jeder kann diese Messungen nachvollziehen, und zwar bereits
über den Sterntest, und da über den Farbsaum intra- oder extrafokal.
Man erkennt es hoffentlich wieder, mein TMB Apo 100/800, Referenz-Optik für diese Art Diskussion, sehr farbrein, ähnlich gut wie der
Takahashi 102/820, nur die Lage der Spektral-Farben ist anders.
Eine der interessantesten Eigenschaften des Bath-Interferometers ist die Tatsache, daß er mit normalem Weißlicht ebenfalls funktioniert, weil
er nämlich keine Kohärenzlänge braucht, wie andere Interferometer. Damit hat man die Möglichkeit, im gesamten Spektrum des sichtbaren
Lichtes zu messen mit einer hohen Genauigkeit, wenn man sich weiter unten die techn. Daten von Melles Griot einmal anschaut. Die Anordnung
der Komponenten ist analog der üblichen Anordnung: Als Lichtquelle dient ein 0.4 mm Pinhole im Fokus eines ca. 120 mm kleinen Achromaten,
der ein ziemlich genaues Parallel-Bündel draus macht mit einer Blende von ca. 4 mm, damit die kleine Bikonvex-Linse gut ausgeleuchtet wird.
Linse mit Blende sitzt im Klötzchen mit dem blauen Klebeband. Dahinter Platz für die kleinen Interferenzfilter, die aus opt. Gründen im parallelen
Strahlgang stehen müssen. Alles übrige entspricht der üblichen Anordnung.
Damit auch die Toleranz der verwendeten Interferenzfilter eindeutig ist, vergleiche man mit dem Datenblatt von Melles Griot. Der kleine 12 mm
im Durchmesser Filter ist ungefasst, weshalb man auf ihn sorgfältig aufpassen sollte.
Damit auch der Farbeindruck der verwendeten Filter erkennbar ist, sei dieses Foto angefügt.
Ein weiteres Detail ist die Mikrometerschraube des Koordinaten-Tisches mit den üblichen 0.01 mm Teilerstrichen und einer Ablesegenauigkeit
von mindestens 0.005 mm und besser. Bei der exakten Vermessung sollte man den "toten" Gang der Gewindespindel in der Weise berücksich-
tigen, indem man mit der kürzestens Schnittweite beginnt, beim TMB diesmal Rot, weil dann die Spindel niemals zurück, sondern immer nur in
einer Richtung weitergedreht wird. Also in diesem Fall nacheinander: Rot, Gelb, Grün und Blau. Der Meßbereich von 25 mm ist für diesen Fall
ausreichend, (wenn man es übertreiben will, könnte man auch eine 0.001 mm Meßuhr benutzen, was aber gar nicht erforderlich ist.)
Nun habe ich absichtsvoll vor einigen Tagen das mit ZEMAX gezeichnete Diagramm der chromatischen Aberration unter dem Aspekt des
Farblängsfehlers vermessen mit einem W_gesamt-Wert von 0.4578. Aus der Differenz zum aktuell vermessenen besseren Wert von W_gesamt
von 0.2976 und der anderen Lage der Farben, mag man erkennen, daß die Diagramm-Darstellung die Wirklichkeit nicht gut reproduziert.
Anders als im Diagramm fällt nicht die F-Linie (blau) am kürzesten sondern bei der Messung die C-Linie (rot) Betrachtet man aber die Ergeb-
nisse dann ist das TMB Apo in der Praxis besser als im gerechneten Design, wobei man beachten muß, daß im Diagramm von der Brenn-
weiten-Differenz ausgegangen wird, während ich eine Schnittweiten-Differenz messe, und zwar nur die Differenz bezogen auf den e-Linien-
Fokus als Null-Punkt, das ist dann erreicht, wenn die Streifen mit allen Fehlern möglichst gerade sind. Bei Unter- oder Überkorrektur auf die
0.7 Zone oder Rand-Mitte-Rand auf einer Linie, wie bei der Parabel.
Zur Demonstration der unterschiedlichen Farb-Schnittweiten wäre natürlich der Scopos 80/560 mit einer Differenz von ca. 0.3 mm geeigneter,
weil sich für diesen Fall die Interferenz-Streifen erheblich stärker durchbiegen würden. In diesem Fall führt das sehr weit nach "hinten heraus-
fallende" Rot zu einer überdeutlichen Verformung der Interferenzstreifen mit der man auf andere Weise das
sekundäre Spektrum kathegorisieren könnte. Bei einem hochwertigen und farbreinen Apo läßt sich das deshalb nicht so gut zeigen. Man muß
also sehr viel genauer hinschauen, damit man die 0.01 mm Abweichung und weniger exakt vermißt. Deshalb auch die dünne grüne Linie quer
durch alle Interferogramme: Bei dieser Übersicht wurde exakt auf die e-Linie fokussiert, und lediglich die anderen Filter ausgetauscht. Aus der
geringen Durchbiegung der Interferenz-Streifen erkennt man aber doch, die Längenabweichung von rot nach grün von 0.04 mm. Für die Ver-
messung empfiehlt es sich, nur noch 1 - 2 Streifen einzustellen, und ganz sorgfältig - zu einem dünnen Lineal hin orientiert - zu fokussieren.
Siehe erstes Bild.
Wer sich daraufhin die Systematisierung anschaut, erkennt erneut, daß das TMB in der Liga des Takahashi oder eines HCQoder eines
Astreya Super Apo's spielt. Wobei das HCQ mit Glasweg verwendet werden sollte, das TMB hingegen ohne Glasweg.
Eine Anmerkung zum nächsten Bild: Orientiert an dem Lineal stellt man entweder die Streifen in gleicher Weise ein und liest die Schnittweiten-
Differenz an der Mikrometerschraube ab, oder aber man fokussiert exakt auf Grün und erkennt an der Durchbiegung der Streifen die Schnitt-
weiten-Abweichung: Nach oben gebogen bedeutet: Schnittweite fällt kürzer, nach unten gebogen bedeutet, Schnittweite fällt länger. Im Vergleich
zum TMB Apo bei 800 Fokus erleiden die Streifen eine gewaltige Durchbiegung über den Farblängsfehler.
Wie sensibel bereits der Sterntest die aktuelle TMB Apo Farbverteilung ebenfalls darstellt, sieht man am gut sichtbaren Rotsaum, den das Stern-
scheibchen extrafokal umgibt. Über die Vermessung der Farbschnittpunkte, Rot liegt gerade mal 0.04 mm vor grün als Bezugspunkt, läßt sich
auch qualitativ sehr anschaulich der Farblängsfehler bzw. das sekundäre Spektrum oder die chromatische Aberration von jedem eindruckvoll
darstellen, nur halt nicht so exakt vermessen. Für die Beurteilung wäre das noch nicht einmal so entscheidend.
Wer also bei der Neu-Einführung von Linsen-Teleskopen welcher Coleur auch immer, nach einer Systematisierung sucht, der hat mit dem Stern-
test beginnend im Vergleich zu anderen Apo's hier:
Dies ist bereits ein gutes Kriterium zur Beurteilung der Farbsituation. Wie man das dann erklärt oder würdigt, soll meine Sache nun wirklich
nicht sein. Meine Berichte dienen der Transparenz von Optiken, denn gerade über die Qualität von Optiken wird viel erzählt. Ich publiziere
hier immer nur meine Meßergebnisse, was ich mir vor allem nicht verbieten lasse. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht tatsächlich zum
SkyWatcher ED 100/900 ebenfalls grün und blau dicht beieinander, gelb um ca. 0.08 dahinter und rot mit einem "weiten" Abstand hierzu.
Noch ein paar andere Beispiele:
Für den TAL FH ergeben sich folgende Werte:
- e-Linie: + 0.000mm kürzeste Schnittweite
- d-Linie: + 0.125mm RC-Wert: 1.145
- F-Linie: + 0.345mm RC-Wert: 3.159
- C-Linie: + 0.645mm RC-Wert: 5.910
RC-Wert(gesamt): 4.532