D072 Mewlon 210 Problemfall Sekundärspiegel In Grund und Boden geklebt

16.03.2012 In Grund und Boden geklebt

Es mag ja sein, daß eine ganzflächige Verklebung des Mewlon-Sekundärspiegels mit einer trennenden Korkplatte von 2 mm in vielen
Fällen funktioniert. In unserem Fall war dieses Verfahren die Ursache für einen "häßlichen" Astigmatismus, der den Sternfreund aus
Belgien richtig traurig stimmte. Ob sich das Problem im Zeitraum von zwei Stunden lösen ließ, war zunächst mehr als fraglich.

Solange die Verklebung die Form des Sekundärspiegels nicht beeinflußt, fällt ein solch kritischer Sachverhalt nicht auf. Allgemein bekannt ist auch,
daß man tunlichst Sekundärspiegel nur mit einer 3-Punkt-Klebung auf Metall- oder Kunstoff-Flächen aufkleben sollte, weil gerade Alu und Kunst-
stoff eine hohe Wärmeausdehnung haben und deshalb einer optisch einwandfreien Fläche ihren "Willen aufzwingen". So also auch in diesem Fall.

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Eine Bestandsaufnahme über den Artificial Sky Test bei 1341-facher Vergrößerung hält eine "Qualität" fest, bei der man sich wundert, daß der Sternfreund damit überhaupt
etwas sehen konnte. Optimal jedenfalls war es nicht, sonst hätte er sich vermutlich nicht auf den weiten Weg gemacht. Es steht also zunächst eine Zentrierung des
Fangspiegels an, was exakt genauso funktioniert, wie bei den SC-Systemen, bei denen der Spiegel über einen mittigen Druckpunkt und über seitliche Zugschrauben
verkippt wird. Aber auch nachdem der Fangspiegel optimal zentriert war, blieb ein häßlicher Astigmatismus von PV L/1.5 übrig, und der könnte auch der Grund gewesen
sein, warum das Teleskop schon mehrere fröhliche Besitzer hatte.

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Auf der Suche nach dem Astigmatismus rückte zunächst der Hauptspiegel ins Blickfeld. Dessen Artificial Sky Test bei Höchstvergrößerung beweist jedoch, der Hauptspiegel
kann es nicht sein. Also bleibt der Sekundärspiegel übrig.

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Die Wahrscheinlichkeit, daß in der Sekundärspiegel-Verklebung der "Hund begraben" liegt, wurde immer größer und die Frage stellte sich, wie bekommt
man in der Kürze der Zeit eine akzeptable Lösung hin. (Im Normal-Fall würde man die Verklebung ganz lösen, um dann den Fangspiegel bei 0.77 vom
Durchmesser auf 3 kleine Silikon-Pads zu setzen, und dann könnte sich die ausdehnungsfreudige Alu-Platte in aller Ruhe bewegen ohne die hochwertige
Spiegeloptik zu stören. Eine Lösung ist also, die Gesamtklebefläche so zu reduzieren, daß sie einer 3-Punkte Verklebung ähnlich ist. Diese Überlegung
stellte sich als weitgehend richtig heraus.

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Einen Sekundär-Spiegel wieder in die richtige Position zu bringen, geht am schnellsten mit einem Zentrier-Laser, wengleich das optisch noch lange
nicht ausreicht, aber der kleine Spiegel schaut schon einigermaßen in die richtige Richtung. Erst mit dieser Pinhole, exakt auf der opt. Achse ermöglicht
eine exakte und zuverlässige Zentrierung.  Das Wiedereinsetzen des Sekundärspiegels ist
zunächst aus folgendem Grund ein Problem: Ist dieser nämlich so stark verkippt, daß das Lichtbündel nicht mehr durch das Blendrohr zurückverkippt
wird, dann erhält man in der Autokollimations-Anordnung kein Bild mehr und man ist gezwungen, erst über einen Kollimator den Sekundärspiegel
ungefähr in seine spätere Position zu bringen. Dafür eignet sich der Howie Glatter Collimator vorzüglich, der noch zu beschreiben sein wird.
Howie Glatters Laser Collimator - eigener Bericht

MewlV_05.jpg

Es war also ein gewaltiger Sprung nach vorn, als nach diesem Sägeblatt-Eingriff aus dem Astigmatismus der Grundordnung plötzlich ein 3-eckiger
Rest-Astigmatismus wurde - das Sägeblatt läßt grüßen. Zumindest lieferte nunmehr der Artificial Sky Test akzeptable Ergebnisse ab und die
IGramm-Streifen gefielen dem kritischen Auge ebenfalls besser. Die Gegenüberstellung liefert die folgende Übersicht - vor und nach der Sekundärspiegel-
Operation. Man kann also, wenn bei einem Mewlon wieder mal ein häßlicher Astigmatismus grüßt, sich hingebungsvoll mit dem Fangspiegel befassen,
und wird auf diese Art vermutlich den Astigmatismus los - wir waren selbst überrascht - und der Sternfreund glücklich. Wie eingangs bereits erwähnt,
werden ungezügelte "Meinungs-Beiträge" redigiert oder gelöscht im Interesse einer sachlichen Information!

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Kommentare   

# Alistair Gutcher 2014-09-20 23:31
Was the secondary mirror in this Mewlon 210 glued onto it's backing plate off centre from the factory? I seem to have a similar problem with my own C11, in that I see "chromatic needles" at certain rotational positions of my 2 different brand Star Diagonals, and it cannot be fixed by adjusting the collimation. I suspect that my C11's secondary mirror is either mounted off centre on it's backing plate, or has been ground off centre (bevel edge is not the same thickness all the way around the edge), or my primary is off centre! My C11 still has very good optics, with hard round balls of light at 700x with one prominent ring around the central Airy Disc, and rather fainter outer rings. Did you solve the problem by cutting the Mewlon's secondary mirror off it's backing plate and re-glue-ing the secondary back onto it's backing plate properly centred?

Regards,

Alistair G.
# Alistair Gutcher 2014-09-21 02:39
Oh I see, from using Google Translate I think I understand a bit more, the secondary mirror on this Mewlon 210 was being deformed slightly by the surface that it was bonded to? Odd, since it looks like it was riding against a 2mm cork sheet as installed by the factory and not directly glued to the Aluminium backing plate? Wierd that this could cause such dramatic Astigmatism. I thought that Takahashi 'scopes were made better than this? Apperently not!

Regards,

Alistair G.