C082 * Teleskop Austria Tommy Nawratil GSO Quarz 10-inch

Fast identische Ergebnisse

Dieser GSO Quarz-Newton-Spiegel wurde zweimal geprüft - die Gründe seien erstmal hint-angestellt. Und weil die Ergebnisse nahezu
deckungsgleich ausfielen, kontaktiere ich mit diesem Bericht den Erst-Tester Tommy Nawratil - weil, so wird oft kolportiert - Optiktester
in der Szene kein gutes Haar an einander lassen würden. Sich also nicht "grün" wären. Der Tommy Nawratil gehört zu den Ösis. Auch 
die haben ein flottes Forum . . .

Beim Vermessen von Parabol-Spiegel gibt es unterschiedliche Philosophien: Einige würden den Strehl-Wert gerne bis auf die 3. Stelle
nach dem Komma ermitteln wollen. Es nützt aber nichts. Bei dieser Art Messung ist immer eine Unschärfe von mindestens 1-2% Strehl-
Punkten im Strehlergebnis enthalten. Auch die Average-Funktion macht das Ergebnis nicht wahrer. Ein großes Problem bei der Strehl-
Auswertung bildet auch der Astigmatismus: Der setzt sich u.a.  zusammen aus:

- Lagerungs Astigm 
- Seeing im Testaufbau http://rohr.aiax.de/IGramm_Seeing.avi
- Kollimations-Spiegel Astigm  E029 Test-Anordnungen
- Astigm im Interferometer, wenn der Teilerwürfel nicht ganz exakt ist  und schließlich
- dem Astigmatismus, der dem Prüfspiegel selbst zuzuordnen ist. Und nur der zählt wirklich!
Siehe auch:  C024A * Astigmatismus 

Und das ist das größte Problem: wie selektiert man den eigentlich ? Und gleich die nächste Frage: Wie groß darf der sein, daß man ihn
bei hoher Vergrößerung nicht sieht. Und dann sollte man unbedingt noch unterscheiden, ob man den Low Order oder den High Order
Astigmatismus meint.  http://r2.astro-foren.com/index.php/de/2-uncategorised/61-der-zernike-zoo-5-april-2006

Den Hauptspiegel haben wir in der Spiegelzelle gelassen.
.
TNawr_00.jpg

Nicht vorher, sondern hinterher haben wir den Testbericht von Tommy entdeckt und aufmerksam studiert. Wer sich auf die Suche begibt, der wird ein paar
Unterschiede finden: http://interferometrie.blogspot.de/ Überschrift: 247/1255 Newton with Quarz mirror

TNawr_01.jpg

In meinem Testverlauf stürze ich mich zunächst auf den ellipt. Fangspiegel, dem in der Regel leider zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es nützt selbst 
ein Zambuto-Spiegel nichts, wenn der Fangspiegel nicht eine Mindest-Genauigkeit von PV L/8 der Oberfläche oder PV L/4 der Wellenfront hat. Dann sorgt
der meist astigmatisch verformte Flat dafür, daß man beim Hauptspiegel die Ursache dafür sucht.
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/11-beitraege/03-newton-systeme-und-verwandte-fragen/56-fehlersuche-bei-einem-newton-system

Spätestens wenn der Artificial Sky Test bei ca. 340-facher Vergrößerung die unten links eingeblendete Abbildung zeigt, wäre der Fangspiegel opt. OK .

TNawr_02.jpg

Gegen eine 150 R 611 geprüfte Sphäre kann man dann sogar einen Strehl ermitteln, wenn man es genau haben will. Nicht jeder glaubt einem
den oberen UnbedenklichkeitsNachweis.

TNawr_03.jpg

Nur der Hauptspiegel

Beim Hauptspiegel muß man sich vergewissern, ob ein Newton-Spiegel einen gravierenden Rest-Astigmatimus hätte. Das versuche ich nach
diesem Verfahren zu ermitteln: Im Krümmungsmittelpunkt lassen sich solche "Newton-Ringe" erzeugen und vor allem astigmatisch auswerten
bei einem Scale-Faktor von 1 . Das wären bei dieser Auswertung dann ein reiner Rest-Astigmatismus von PV L/4.4. Das nehmen wir zur Kenntnis,
das muß also noch lange nicht stimmen. Siehe auch hier: C024A * Astigmatismus

TNawr_04.jpg

Ergebnis in Autokollimation

Das Interferogramm in RoC kann man ebenfalls auswerten, indem man es auf Null zurückrechnet, ist aber sehr fehler-anfällig:
die üblichen Einflüsse vom Testaufbau, die Eingabe der richtigen Parameter, wie Durchmesser und Radius, ein randscharfes Interferogramm,
und schließlich den pixelgenauen Umkreis bei der Auswertung. Aus diesem Grund ist dieses Verfahren kein echter Null-Test.

Nachdem also die Frage des Rest-Astigm oben als unbedeutend ausgeschlossen werden konnte, geht es um die Frage der sphärischen Aberration.
Da es ein Quarzspiegel  ist, macht dieses Material nicht die sonst übliche thermische Bewegung. Man kann also den Spiegel in Richtung
perfekte Parabel polieren.

TNawr_05.jpg

Also betrachte ich zunächst nur die Sphärische Aberration und die Darstellung der Wellenfront.  Hier wäre also ein marginaler Unterschied zu
Tommy's ergebnis: Hauchzart überkorrigiert.

TNawr_06.jpg

Mit einem Strehl-Wert von fast 0.99 sollte man also zufrieden sein können: Wenn,
ja wenn man nicht gerade zu den gott-begnadeten Theoretikern gehört, die in einem solchen Fall zu ihrer Überzeugungs-Arbeit ansetzen.
Einen Feinoptiker hingegen wird man mit solchen Überzeugungs-Schlachten kaum beeindrucken.

TNawr_07.jpg

Nun kann man aber in die Strehl-Auswertung den Astigmatismus einbeziehen, aber auch da hätte man immer noch einen Strehlwert von 0.966.
Also so gravierend ist wäre dann der Astigm. auch nicht. Wer sich das genau anschaut, wird merken, daß in der RoC-Auswertung der Astigm.
bei PV L/4.4 liegt, bei der Auswertung in Autokollimation aber nur bei PV L/6.5. Den Wert, den Tommy für seinen Rest-Astigmatismus ermittelt
hat, wüßte ich gerne. 

Den Astigmatismus kann man auch differenziert betrachten - man kann den Spiegel drehen und um je 1/5 clockwise drehen und den Durchschnitt
ermitteln: Arbeits-indensiv und wenig informativ. In der Praxis ist dieser Spiegel in jedem Fall excellent. Alles andere fällt ins Fach Foren-Diskussion.

Die obere Gesamt-Wellenfront-Darstellung Gesamt: Astigmatismus + Spherical gehört zur folgenden Auswertung.

TNawr_08.jpg

Es stehen sich also  mein astigmatismus-bereinigter Wert von Strehl = 0.988, mein Gesamt-Wert mit Astigm von Strehl = 0966 und der von Tommy gefundene
Strehl von 0.963 gegenüber. Und selbst wenn man keine Anstrengung scheut, ob es noch genauer geht: Die schlichte Frage lautet, wie gut ist der Spiegel am
Himmel selbst, und nur darum geht es:

Und nun ist der Strehl eher unbedeutend. Jetzt sieht man an den qualitativen Test-Verfahren, daß dieser Spiegel ein hochwertiger Spiegel ist,
mit den Merkmalen der GSO-Spiegel. 
Jetzt kann man einen Zusammenhang herstellen von Foucault und Wellenfront-Darstellung, die im Übrigen
auch vom Ronchi-Bild bestätigt wird. Man erkennt eine ganz leichte Ausbuchtung in der Mitte, was ein Hinweis für Überkorrektur ist.
Der Rauhheits-Test zeigt die GSO-übliche radiale Polier-Technik.

TNawr_09.jpg

Wenn man sich also nicht verrückt machen lassen will, dann hat der Tommy dem Sternfreund in meiner Nähe ein perfekts 10" F5 Newton-Teleskop abgeliefert.
Damit ist der Sternfreund zufrieden wieder heimgefahren mit dem an mich gerichteten Wunsch, daß ich noch lange leben solle.

 

Dazu passend einen Thread hier:  http://www.astronomieforum.at/viewtopic.php?f=19&t=9180

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Kommentare   

# Bernhard 2014-09-29 10:45
Hallo liebe Spezialisten,

es war ja der unsanft verlaufene Versand, der mich zu einer für mich einfacheren Prüfung in meiner Nähe geführt hat, statt eines Rückversands. Es war also keinerlei Misstrauen Herrn Nawratil gegenüber. Es ist mir wichtig, das nochmal klarzustellen.

Herr Nawratil hat meine Vorstellungen sehr gut und mit viel Geduld umgesetzt.

Ich musste einfach sicher gehen, dass der unsanfte Transport keine Schäden verursacht hat.

Herzliche Grüße
Bernhard

Herr Rohr erklärte mir hiezu:
In der Regel behält ein massiver GlasKörper seine Genauigkeit, solange nicht ein sog. Muschelbruch innere Spannungen erzeugt.
Antworten
# tommy_nawratil 2014-09-29 13:21
hallo Wolfgang,

oh, vielen Dank für deine Arbeit und den sehr netten Bericht! Das freut mich!

Ich bin natürlich froh dass die Werte so gut übereinstimmen, und nun habe ich auch den Lyottest zu dem Spiegel. Den werde ich in nächster Zeit auch dazubekommen, ich bekomme vom Alois einen seiner der Breite nach gestaffelten Dichtestreifen. Du weisst ja dass er sich in dieses Thema gestürzt hat :-)

Der Strehl ist in der FFT Auswertung etwas niedriger, weil da bereits einiges von der Feinstruktur des Spiegels drin ist, vermute ich.
Man hat ja ein besseres Sampling mit den vielen Streifen, die man in CoC einstellt.
Am Rand sieht man bereits Ansätze der radialen Polierspuren, wie auch im Foucaultbild.
Schaltet man von FFT auf Zernike Auswertung um, geht der Strehl um 1-2 Punkte rauf. Die Darstellung über die Zernike Terme glättet.
Der Prüfstand Asti wurde durch Mitteln zweier Datensätze in 0° und 90° Position rausgerechnet, wobei bereits die IFGs im Photoshop zurückgedreht wurden.
Das geht inzwischen eigentlich ganz gut und auch schnell, wenn man auf sauberen Rand des Spiegels achtet und Durchmesser und Brennweite penibel genau ermittelt. Dank der FFT Funktion muss man keine Streifen mehr nachzeichnen in Open Fringe.
Ich hänge dir die 0° und 90° (bereits zurückgedrehte) FFT Auswertungen an, um den Lageasti zu zeigen. Jede ist ihrerseits ein Mittel aus 4 IFG mit gedrehtem Keil. Da sieht man auch ob es Ausreisser gibt.
http://4.bp.blogspot.com/-IgNUJlx19uw/VCk_njTg1SI/AAAAAAAADjQ/H3x9c2M-GZs/s1600/250-1250_Quarz_Nr2_report_0%C2%B0.png

http://4.bp.blogspot.com/-_Jd0g6Y3a14/VCk_qVOfdQI/AAAAAAAADjY/5-EBLyxNXWQ/s1600/250-1250_Quarz_Nr2_90%C2%B0_re-rotated.png

Der Quarzspiegel ist schon ein Segen, ich habe selber auch so einen zum Beobachten!

viele Grüsse
Tommy
Antworten
# tommy_nawratil 2014-09-29 13:51
hallo Bernhard,

Sie haben goldrichtig gehandelt, denn erstens haben Sie jetzt die Bestätigung dass alles in Ordnung ist und es ein wirklich gutes Scope ist, und zweitens habe ich die Parallelprüfung durch Wolfgang :-)

Tut mir leid dass das Styropor sich da beim Spiegel verteilt hat, gottseidank ist aber nichts passiert.

viel Freude mit dem Teleskop und beste Grüsse,
Tommy Nawratil
Antworten
# Lorraine Rath 2015-05-19 21:26
Hello! I'm trying to contact Tommy Nawratil regarding an image he took of a star test in primary focus which my publishing company would like to purchase rights to use in our upcoming skywatchers manual. If someone could please point me in the right direction, I would greatly appreciate it! :-)
Best,
Lorraine Rath
Art Director
Weldon Owen Publishing
San Francisco, CA USA
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