C002 Parabolspiegel auf der Achse perfekt, (Koma im Feld) 200-1000 f5

Der von Hannes am 30.Juli 2010 auf astro-foren.de eröffnete Thread muß sehr differenziert behandelt werden. Fokussiert man sich lediglich auf die Qualitäts-Beurteilung von Newton-Systemen, dann sollte man unbedingt auch den ellipt. Fangspiegel in die Untersuchung einbeziehen, wie Beispiele immer wieder zeigen. Selbst eine lupenreine 100%-tige  meßtechnische Aussage zum Hauptspiegel beantwortet viele Fragen nicht, die einen Beobachter in der Praxis interessieren. Nicht der Strehlwert allein beschreibt die Qualität eines Newton-Spiegels, sondern vor allem die Glätte der opt. wirksamen Fläche kombiniert mit einen minimalen Unterkorrektur im Bereich PV L/6 und einer möglichst homogenen Gesamtflächen ohne abfallende Kante oder Ring-Zonen. Bei einem signifikanten Astigmatismus stellt sich grundsätzlich die Frage, welcher Anteil überhaupt zum Newton-Spiegel selbst gezählt werden darf, weil eine Reihe weiterer Ursachen Astigmatismus erzeugen können, die mit dem Newton-Spiegel selbst gar nichts zu tun haben. (Ich benutze deshalb ein Zwei-Stufen-System, um diese Fragen zu klären.) Bei diesen Messungen muß man grundsätzlich den Koma-Anteil abziehen, weil es bei einem Newton-Spiegel auf der opt. Achse keine Koma geben kann - wie weiter unten bewiesen wird. Aus der Sicht eines Theoretikers ohne Bodenhaftung wird man diese interessanten Fragen nie sinnvoll  aufklären können. Den vollständigen Thread kann man hier nachlesen.

Hallo,

Jetzt habe ich - als messtechnisch Unkennender - mal eine Frage: Es gibt ja einige Optikprüfer in "unserer" Szene. Mit offensichtlich unterschiedlichen Vorgehensweisen. Einer misst und berücksichtigt alle Fehler, ein anderer zieht dann einige in seinen Messungen ab.
Ich bin nun kein Optiktheoretiker, ich komme langjährig "aus der Praxis". Und mich interessiert, inwieweit die Unterschiede beider Messsystematiken wirklich praktisch nachvollziehbaren Einfluss auf die praktische Beobachtung haben und/oder ob es sich hierbei nur um theoretisch/akademische Auswirkungen hat, die letztlich einem Markt- und auch Selbstdarstellungsinteresse der entsprechenden Optikbesitzer dienen.

Gruss Hannes

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Hallo Hannes, 

Zunächst geht es um die Fehler ganz links in der Spalte "REMOVE" und um die Behandlung derselben, und dann um die
Größe in den Spalten rechts: Aberrations/Waves/NanoMeters

@TOA130-GA_08.jpg

da mußt Du leider konkret werden, sonst kann man nicht sinnvoll darauf antworten.
Bei einem Newton-Spiegel geht es im Wesentlichen um die Behandlung von Astigmatismus, Coma darf man abziehen.
Bei allen Optiken darf man die Power abziehen, mit Ausnahme der Planoptik oder man untersucht den Farblängsfehler.
Bei APO-Vergleichen über "PolyStrehl"-Ermittlung ?????????? muß man Fertigungsfehler in Form von Zentrierfehler, Astigmatismus, Zonenfehler, systembedingte Überkorrektur abziehen, sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen.

Diese ganze Diskussion führt man entweder ganz exakt und konsequenz in alle Feinheiten hinein, oder man dokumentiert, wie wenig Ahnung man von dieser nicht ganz einfachen Materie hat.

Es hat ja wohl seinen Grund, warum die ausgewiesenen Fachleute beispielsweise von Zeiss nie zu Stellungnahmen in den Foren zu lesen sind,
wohl aber z.B im Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte. Band 12/2009 könnte man welche kennenlernen. In den Foren würden
sie nur von Dilletanten niedergeschrieben und davon hat keiner etwas.


. . . und was man in den Foren zu lesen kriegt, ist fast immer heiße Luft.
. . . und daß Forum nicht gleich Forum ist.

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Hallo Wolfgang,
'Rohr','http://astro-foren.de/WBB4/index.php/Thread/?postID=49467#post49467' wrote:

Bei einem Newton-Spiegel geht es im Wesentlichen um die Behandlung von Astigmatismus, Coma darf man abziehen.

Darf man das so interpretieren, dass, da ein Newton-System grundsätzlich nicht komafrei sein kann, man durch den Abzug des Coma die Fehler innerhalb der vom System vorgegebenen Grenzen besser beurteilen kann? Müsste man dann bei einem "Comafreien" System das Coma drinlassen, um genau die Übereinstimmung mit der Vorgabe "comafrei" zu testen?

Muss man also für für jeden Systemtyp ein spezielles Analyseverfahren anwenden? Also beispielsweise für ein RC eine andere Auswertung als für ein SC? Dann würden sich Vergleiche zwischen zwei Systemtypen zunächst verbieten. Was aus meiner Sicht nicht verkehrt wäre, denn bezogen auf die Praxis würde das ja folgendes bedeuten: Wenn ich Newton kaufen will, will ich wissen, ob das Newton eine gute Qualität hat. Die Feststellung, das es Coma hat ist ja überflüssig, da das System ohnehin Koma erzeugt. Also schaut man auf die anderen Werte. Gäbe es allerdings einen Fertigungsfehler beim Newton, der zu einer Verstärkung des Comas führen würde, sähe das anders aus.

Ist der grundsätzliche Gedankengang so in etwa richtig?

Grüße

Christoph

PS: Als Antwort bitte keine seitenlangen (und zeitraubenden) Ausführungen, bei welchen System was erlaubt ist und was nicht, das kann man ja bei Interesse selbst nacharbeiten.

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Hallo Christoph,

begründet wird der Coma-Abzug beim Newtonspiegel (Rotations-Paraboloid) wie folgt:

Auf der opt. Achse hat ein Newtonspiegel keine Koma, dafür aber im Feld, das beweist jedes Spotdiagramm. Zeigt das Interferogramm eines
Newton-Spiegels Koma, so liegt ein Zentrier-Fehler im Testaufbau vor, statt auf der Achse mißt man im Feld - danach ist aber nicht gefragt.
Kleine Interferogramm-Typologie

Parabolspiegel.jpg


ComaBeimNewton.jpg

So eine ähnliche Situation hat man bei einem Refraktor: Im Feld hätte man bei einem Refraktor u.a. Astigmatismus. Den darf man einer Messung auf
der Achse zunächst nicht zuordnen. Das Objektiv kann aber auch auf der Achse Astigmatismus haben, weil entweder die Fassung klemmt, oder die
Linsen astigmatisch sind. Von der Thermik bei der Messung noch gar nicht gesprochen oder der Gewichtsverformung durch horizontaler Messung.

Jeder System-Typ hat bestimmte Eigenheiten:
- beim Newton-Spiegel vermißt man eigentlich nur den Hauptspiegel als opt. Element, die "Glätte" spielt eine große Rolle
- ein RC-, SC, Cassegrain-System hingegen gegen einen Planspiegel, selten die einzelnen opt. Bauteile, vorher muß exakt zentriert sein
- Refraktor-Objektive sollten exakt zentriert sein, keinen Astigmatismus auf der Achse und bei 550 nm wave keine spärische Aberration haben. Hier spielt die Farbsituation eine große Rolle.

Astro-fotografen hingegen interessieren sich hauptsächlich für ein ebenes Bildfeld und vor allem um die punktförmige Abbild am Bildfeld-Rand. Für diese Situation gibt es nur die fotografische  Dokumentation, aber keine Strehlwerte oder sonstige vergleichbare Angaben !

Die meisten Qualitäts-Aussagen beziehen sich auf Messungen auf der opt. Achse, nicht im Feld.

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Hallo Hannes

Quote:

Es gibt ja einige Optikprüfer in "unserer" Szene. Mit offensichtlich unterschiedlichen Vorgehensweisen. Einer misst und berücksichtigt alle Fehler, ein anderer zieht dann einige in seinen Messungen ab.

Ganz einfach!

Der erste Prüfer versucht ein möglichst objektives Bild der Wirklichkeit, oder des Ist-Stands wieder zu geben.

Der zweite Prüfer ist ein Schöntester, der warum auch immer an einer objektiven Wirklichkeit nicht interessiert ist, oder sie bewusst versucht zu manipulieren, warum auch immer.

Für Prüfer 1 sind 100% immer 100%.

Für Prüfer 2 sind 100% keine 100% sondern mal sind es 120%, mal sind es auch nur 88% ganz nach belieben.

In der Messtechnik geht es um die Ermittlung von physikalischen Größen, welche international ihre Gültigkeit haben.
Da gibt es nicht einmal so und einmal anders!

1€ ist bei Aldi 1€, ist bei Kaufland 1€, ist bei Schlecker 1€, nur bei Prüfer 2 nicht, der hat so seine eigene Währungsreform. Alles klar:happy:

Gruß Uwe

 

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