A010 FH150/2300 Die RC-Zahl bei Lichtenknecker 24. Juli 2007

Zum Vergleich:  B079 Zeiss AS 200-3000 - die Überraschung 21. November 2006

Wie fand Lichtenknecker seine Zahl für Rest-Chromasie?

Aus Katalogen kennt man seine Tabellen mit dem RC-Wert. Eine Index-Zahl ähnlich meinem W_gesamt Wert,
der die aus Airy-Scheibchen-Durchmesser und der Öffnungszahl ermittelten Schärfen-Tiefe als Meßlatte be-
nutzt, um damit den Farblängsfehler zu vergleichen, der aus den unterschiedlichen Schnittweiten der Spektral-
farben Blau (F), Grün (e), Gelb(d) und Rot(C) und des Absolut-Durchschnittswertes eine Einordnung möglich
macht : Voll-APO von 0 ...1, Halb-APO von 1 ... 2, und FH-Objektiv von 2 ... 20, wobei Zeiss AS Objektive in der
Gegend von 4.5 Index-Zahl liegen. Leider findet man nirgendwo einen Hinweis, ob Lichtenknecker seine RC-Zahl
aus der Optik-Rechnung ermittelt hat oder wie in meinem Fall durch interferometrische Messung in der 70.71%
Zone mit Hlfe des Bath Interferometers. Bescheidenes Ziel dieser Untersuchung was es also nur, über ein FH
Objektiv, das in seinem Katalog mit einer RC-Zahl von 5.0 auftaucht mit der Index-Zahl zu vergleichen, wie sie
bei meinen Messungen ermittelt wird. Die Übereinstimmung wäre gar nicht so schlecht. In meinem Fall kommt
ein etwas besserer Wert heraus.

Bei der Beobachtung an Planeten würde man selbst bei guten Seeingbedingungen nicht über ca. 250-fache Vergrößerung
mit diesem Objektiv hinauskommen, so der Sternfreund am Telefon. Nun ist es ein FH-Objektiv mit kleiner Öffnung von
ca. f/15 das per Rechnung eine Schärfentiefe von 0.2568 mm hat innerhalb derer der Farbeindruck der Restchromasie
weitestgehend verschwindet. Da es dem AS-Objektiv von Zeiss ähnlich ist hinsichtlich der Restchromasie, wird man es
nur mit dessen Vergrößerungs-Leistung vergleichen können. Bei der näheren Untersuchung ergibt sich aber ein störender
Fehler, der in der Mitte die Perfektion ein klein wenig stört: Ein Zonenfehler in der Mitte, vielleicht hervorgerufen durch
eine Homogenitäts-Störung im Glas selbst.

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Auch im Sternscheibchen deutet sich diese Störung bereits an, besonders extrafokal gut zu sehen. Damit stimmt zwar die
Zentrierung, aber die exakte Definition im Fokus leidet offenbar ein wenig. An den intra/extrafokalen Farbringen erkennt
man das FH-Objektiv zweifelsfrei, wobei man die Reihenfolge der Spektralfarben mit Grün, Gelb, Blau und Rot ermitteln
kann.

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Der farbige Foucault-Test zerlegt die Spektral-Farben deswegen, weil sich die Messerschneide etwa in der Mitte der
Farschnittpunkte liegt: Grün=0, Gelb + 183µ liegt also noch intrafokal, Blau +1000µ und Rot +1200µ dagegen liegt
bereits extrafokal. Und die Störung in der Mitte, wo sie allerdings optisch wegen des kleinen Flächenanteils keine
wesentliche Rolle spielt.

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Die gleiche Aufnahme als 3D-Darstellung

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Fokussiert man auf Grün und wechselt nur die Interferenz-Farbfilter, dann biegen sich die Streifen je nach Schnittweite
unterschiedlich stark durch. Gelb nur geringfügig wie auch die Schnittweitenmessung zeigt, Blau und noch mehr Rot
erheblich stärker, da es ganze 1.2 mm hinter dem Fokus von Grün liegt. Zumindest mit einem Gelbfilter könnte man den
Einfluß von Blau etwas reduzieren weil Rot vom dunkeladaptierten Auge sehr viel weniger wahrgenommen wird.

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Zur Ermittlung der Index-Zahl im zweiten Fall jeweils auf die Spektral-Farbe fokussiert.

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Im Katalog wird dieses FH Objektiv mit 150/2250 als f/15 Objektiv geführt, die Gravur weist es als 150/2300 Optik aus.
Dadurch kommt über meine Messungen ein Index-Wert von ca. 4.28 heraus. Setzt man die Katalogwerte ein, so erhöht
sich die IndexZahl auf ca. 4.47, was nicht mehr weit von Lichtenkneckers RC-Wert von 5.0 liegt. Lichtenknecker muß
also durch ähnliche Überlegung zu seiner RC-Zahl gekommen sein.

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Die Auswertung des Streifenbildes bei 546.1 nm wave

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das synthetische Interferogramm

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Der Fehler in der Mitte: eine Mischung aus Rest-Astigmatismus und Rest-Koma

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und dann vergleichsweise gute Werte für PV = Lambda/4 und Strehl = 0.939

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