B068 Zeiss AS - ein Halb-APO f/13 / 14.02.2014

Vorwort: Bei der Ermittlung des Farblängfehlers über farbige Interferogramme (F-, e-, C-Linie) hat man es immer mit dem Gaußfehler
bzw. dem farbabhängigen Öffnungsfehler zu tun. Dieser verformt die mittleren Interferenz-Streifen bei Überkorrektur "M"-förmig, bei
Unterkorrektur "W"-förmig. Deshalb ist die Behauptung sachlich falsch, man würde bei der Ermittlung des Farblängsfehlers den
Gaußfehler nicht berücksichtigen. Bei der Suche nach dem Fokus-Punkt des jeweiligen Farb-Interferogrammes beginnt man deshalb
in der 0.707 Zone des IGrammes und mißt von dort aus den Abstand zur Hauptfarbe Grün = e-Linie.
Insofern ist die Forderung nach einem "meßtechnischen Poly-Strehl" ein sinnloses Störfeuer, arbeitsintensiv und wenig erhellend. Eine
Diskussion darüber in keiner Weise informativ, dafür aber äußerst penetrant.

Die kleineren Zeiss AS-Objektive hatten schon damals die Farbreinheit heutiger Halb-APO's, auch weil sie ein Öffnungsverhältnis von etwa f/13 haben. Das bedingt eine größere Schärfentiefe, in der bestimmte optische Fehler "verschwinden". So 30 Jahre dürfte diese "Linse" schon auf dem "Buckel" haben - für den Sternfreund immer noch so wertvoll, daß er dessen opt. Eigenschaften erfahren wollte.

Das Optimum, bzw. der kleinste Öffnungsfehler dürfte früher bei Grün = e-Linie = 546.1 nm wave gelegen haben. Die thermische Bewegung hat die Plättchen etwas gestaucht, und nun ist das Optimum bei 656.3 nm wave = C-Linie. Man könnte neue Plättchen einsetzen, die etwa 0.01 - 0.03 mm dicker wären, was aber eine langwierige Arbeit ist und in keinem Verhältnis zur jetzigen Qualität steht. Nur ein
Perfektonist würde dies auf sich nehmen.

Heutige Objektive sind nur noch selten so eindeutig zu identifizieren - weshalb St. Bürokratius beim Zoll auch seine liebe Not damit hat. Trotzdem
gehen offenbar die Jahre nicht ganz spurlos an einem solchen AS-Objektiv vorüber.

@AS-56764_01.jpg
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Bei der Eingangskontrolle zeigten sich bei 466-facher Vergrößerung hässliche Spikes, die erst verschwanden, als die Fassung geöffnet und die
zwei Linsen etwas bewegt worden waren. Der Zentriervorgang ist bekannt: Die Plättchen dort stauchen, wo der Koma-Kern zu sehen ist.
Bedingt durch die kleine Öffnung liegt die Auflösung für 550 nm wave bei ca. 2" arcsec, weshalb die Dreiergruppe des Artificial Sky Testes nicht
mehr ganz aufgelöst wird, was prinzipiell bei allen Objektiven mit kleinem Öffnungsverhältnis auftritt.

@AS-56764_02.jpg
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Bei der Abbildung mit einem 25 Mikron breiten, gelaserten Spalt, zeigt ein breiter Farbsaum bereits, daß der Fokus des blauen Spektrums weit hinter
dem Schnittpunkt der anderen Farben liegt. Bei hellen Sternen wird man deshalb immer einen blauen Farbsaum sehen, der sich mit einem schwachen
Gelbfilter "abschneiden" läßt, sodaß das Bild "schärfer" wird. Der 25µ breite Lichtspalt wird auf den Lyot-Stufen-Filter von Alois abgebildet, den
dieser mit 0.08 mm angibt. Ich gehe natürlich davon aus, daß die Angaben von Melles Griot hinsichtlich der Spalt-Breite richtig sind.

@AS-56764_03.jpg
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Die üblichen Standard-Tests im weißen Licht zeigen ein fast farbreines Foucault-Bild, in der Mitte eine gringe Überkorrektur beim Ronchi-Bild, und der
Lyot-Rauhheits-Test zeigt kaum eine Rauhheit, nur etwas besser die sphärische Aberration und die Farbsituation. Dies wäre ein erneutes Beispiel, daß der
Lyot-Test besser als der Foucault-Test die qualitative Situation von Optiken darstellen kann, aber eben nicht quantifizierbar, wie man es gerne an anderer
Stelle lehrmeisterlich behauptet, als selbsternannter Experte für den liebgewonnenen Lyot-Test.

@AS-56764_04.jpg
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In der Übersicht der spektralen IGramme wird ein weiteres Mal deutlich, daß der blaue Fokus ganze 0.423 mm hinter Grün liegt. Da die Schnittweiten
über die Power gerechnet wurden, ist in dieser Rechnung auch der Gaußfehler mit berücksichtigt. Das Optimum liegt jetzt bei Rot mit über 0.99 Strehl.
Zu Beginn mag das bei Grün gewesen sein.

@AS-56764_05.jpg
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Aus der RC_Indexzahl ergibt sich ein Halb-APO, wobei heutige ED-Apos ein sehr viel größeres Öffnungsverhältnis haben, bei kürzerer Brennweite.

@AS-56764_06.jpg
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Das Streifenbild für Rot ist ohne Tadel

@AS-56764_07.jpg
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die Auswertung bestätigt dies

@AS-56764_08.jpg
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Grün ist demzufolge leicht überkorrigiert, man wird es am Himmel nie sehen

@AS-56764_09.jpg
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eine Differenz von gerade mal 3 Strehl-Punkte

@AS-56764_10.jpg
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Von diesem Zweilinser 63/840 gibt es zwei Varianten:

@pud4.jpg

Der Spalt-Test oben ist eine Art Streulicht-Test, das in diesem Fall über die Defokussierung von Blau entsteht. Auch hier ist
der qualitative Bildeindruck völlig ausreichend. In diesem Fall nur eine weitere Bestätigung der Farbsituation, die an anderer
Stelle besser quantifizierbar ist.

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Hallo Beat,

die in der Tabelle angegebenen Werte sind errechnet auf Basis der Zeiss Systemdaten, wie
Radius, Glassorten, Abstände etc. - die Formeln sind hier: Index-Vergleichstabelle;

P1, P2,

P3, P4
Diese Systemdaten liegen mir leider nicht vor, und selbst wenn, es sind die Daten aus dem Design,
nicht jedoch aus der aktuellen Glasschmelze, Fertigung etc. mit ihren Toleranzen.

Hersteller halten für gewöhnlich ihre System-Daten geheim, also sucht man nach anderen Lösungen.

Den Farblängsfehler kann man hingegen auch auf der Basis von Grün = e-Linie = 546.1 nm wave
entweder interferometrisch und mit einer 0.001 mm Meßuhr ermitteln, dann hätte man noch das Problem,
den Gaußfehler zu integrieren, oder aber man "friert" den IMeter auf die Hauptfarbe Grün ein und macht
in allen übrigen Spektren ebenfalls Farb-IGramme. Über die Power kann man dann den Farblängsfehler
umrechnen - jetzt ist der Gaußfehler integriert.

Der RC_Index-Wert ergibt sich aus folgender Formel. Die Werte kann Du oben der IGramm-Übersicht entnehmen.

RC_Index.png

Bei einer so unterschiedlichen Art, die RC_Indexzahl zu ermitteln einschließlich aller Fehler-Möglichkeiten halte ich die Differenz zwischen 1.5 bzw. 1.8
für eine vergleichsweise gute Übereinstimmung. Über die Jahrzehnte haben sich die Plättchen gestaucht und das Optimum hat sich von Grün nach Rot
verschoben. Damit verschiebt sich auch das Sekundäre Spektrum, bzw. die Farbschnittweiten ändern sich. Es bleibt also eine Rest-Unschärfe, mit der
ich gut leben kann.

 

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