A135 Intane APO 83-580 minderer Qualität

Sie können vor Kraft nicht laufen ...

500 Optiken pro Jahr soll der Händler bei Intane Optics kaufen, sonst käme kein Vertrag zustande. Auch stre-
ben sie an, der Zeiss von China zu werden - (nicht der Kaiser von China wohlgemerkt) Und so gelangte auf
Umwegen dieses Triplett, unglücklicherweise wieder einmal verkittet, wie so viele ihrer Vorgänger Optiken, zu
mir, nachdem bereits auf Astronomie.de eine Anfrage zu dieser Firma gelaufen war: Hier wäre nun der dazu
passende Bericht eines APO's der unseren deutschen/europäischen Vorstellungen so gar nicht entspricht.
Solche und ähnliche Tripletts hatte ich also schon oft hier mit ganz grausamen opt. Mängeln. Die auch im vor-
liegenden APO-Beispiel sehr augenfällig werden. Doch zunächst erst einmal das Bild dieses "Zeiss-Plagiats",
die IAA-2007 wäre ein weiteres Beispiel, wie hemmungslos deutsche Produkte von den Freunden aus Fernost
abgekupfert werden: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,478115,00.html
Quote:


China gilt als Weltmeister im Kopieren, vor allem westliche Hersteller klagen immer wieder über Ideen-Klau. Nun drehen
sie den Spieß um - und gehen systematisch gegen chinesische Firmen vor, die ins Ausland expandieren wollen.
der ganze Text.


ChinaAPO01.jpg

Laut Certifikat hätten wir es also mit Intane Optics, China, zu tun. Und dieser APO ist mit großer Wahrscheinlichkeit der,
der auf dem Bild als HOT klassifiziert wird. (Für mich eher lauwarm, aber keinesfalls ein besonderer APO.)

ChinaAPO02.jpg

Sehr gewöhnungsbedürftig schaut das Certifikat aus: Den Strehl-Wert sucht man vergeblich, aber die Meßwellenlänge
wäre 632.8 nm wave, und das ist für ein APO-Triplett und der Definition von Thomas Back (weiter unten) schon sehr
ungewöhnlich. Den Diagrammen entnimmt man wenig bis gar keine Information, und das fotografierte und verkleinerte
Interferogramm ist mit keiner Auswert-Software nachvollziehbar.

ChinaAPO03.jpg

Ein Diagramm zeigt die Sphärochromasie, mit der Wirklichkeit hingegen stimmt sie keinesfalls überein.

ChinaAPO04.jpg

Üblicherweise sind bei Refraktor-Optiken, besonders wenn es sich um einen APO handelt, die Meßwellenlängen bei 532 nm
wave. Also liegt es nahe, das Objektiv bei dieser Wellenlänge zu unterrsuchen. Bereits das Interferogramm zeigt zwei
Fehler ganz eindeutig: Bei 10:00, bei 08:00 und bei 04:00 Uhr hat das Triplett ein Transparenz-Problem, was mir bei
einem hier nicht veröffentlichten Scopos-Objektiv bereits überdeutlich aufgefallen ist. Die Interferenzstreifen sind deut-
lich schwächer, und es könnte an den schlechten Gläsern liegen, die eine mangelnde Homogenität haben. Den zweiten
Fehler erkennt man oben bei 12:00 Uhr: Dort ist eine deutliche Störung, die man auf dem nächsten Bild noch eindrucks-
voller erkennt.

ChinaAPO05.jpg

Besonders glatt sind die Flächen nicht - aber unübersehbar die Störungen oben im Bild und dazu unten der vergrößerte
Ausschnitt.

ChinaAPO06.jpg

Nun habe ich mit einem Interferenz-Filter (632.8 nm wave) das Certifikat von Intane Optics nachvollzogen. Und komme
auf ähnliche, nicht ganz so gute Werte, wie im Certifikat. Das liegt auch daran, daß man dort das Streifenbild auf die
Apertur verkleinert, die das spätere Objektiv hat. Der zweite Fehler wird in diesem Fall zum Teil verdeckt, leider aber
nicht ganz. Dort wäre die Optik also einigermaßen akzeptabel, die bereits genannten Fehler einmal vernachlässigt.

ChinaAPO07.jpg

Im grünen Spektrum, also bei 546.1 nm wave (e-Linie) hat dieser APO keinesfalls die von Thomas Back geforderte Qualität:
der für die e-Linie mindestens 0.95 Strehl fordert, und für Rot und Blau eine Abweichung nicht größer als L/4 der
Wellenfront. Dieser APO ist gerade mal bei Rot und Gelb einigermaßen gut, und bereits bei Grün, noch stärker bei
Blau, deutlich überkorrigiert. Sprich - ein ausgeprägter Gaußfehler. Zur Bildfeldkrümmung habe ich leider keine Daten.

ChinaAPO08.jpg

Vergleicht man dieses Triplett mit den im Heft Interstellarum getesteten, dann landet dieser APO weit abgeschlagen in
den hinteren Rängen. Besonders im blauen Spektrum, was z.B. für den TSA 112/816 gar kein Problem war. Die Verkittung
dieser Optiken erzeugt als weiteres Problem bei unsachgemäßer Zentrierung eineAchs-Koma, die vor allem
nicht zu beheben ist. Wie glauben denn die chinesischen Freunde, daß man bei uns 500 dieser wahrhaft merk-
würdigen APO's verhökern kann?

ChinaAPO09.jpg

Dieser Intane APO ist, bezogen auf den Farblängsfehler, gerade noch ein APO mit einer ebenfalls unüblichen Schnitt-
weiten-Situatiuon: Rot liegt am kürzesten, was selbst bei einfachem Durchgang oder am Himmel immer noch als roter
Farbsaum extrafokal wahrnehmbar ist. Intrafokal wird man einen Grünsaum erkennen, wenn man in die höhere Ver-
größerung geht. Angefügt sei auch noch die Back'sche APO-Definition:
http://geogdata.csun.edu/~voltaire/tmb/definition.html
und Ein Bild von Thomas Back: http://geogdata.csun.edu/~voltaire/tmb/tmb.html

ChinaAPO10.jpg

Normalerweise erstelle ich den Sterntest im Doppelpaß. Aber auch bei einfachem Durchgang ist die Situation des "APO's"
immer noch klar erkennbar. Mit einer Index-Zahl von 0.900 ist er gerade noch ein APO und liegt weit abgeschlagen an
der Grenze zu den Halb-APO's .

ChinaAPO11.jpg

Als Gegenkontrolle für den Gaußfehler kann man die Ronchi-Bilder ansehen. Rot hätte noch die beste Korrektur. Ab Grün
reagiert dieses Objektiv mit deutlicher Überkorrektur. Ein weiterer Gegentest wären die Foucault-Bilder, besonders das
Weißlicht-Foucault-Bild zeigt über die links/rechts Farbverteilung, daß so toll dieser APO nicht sein kann. Berauschend ist
auch nicht der Rauhheits- oder Lyot-Test mit den Unregelmäßigkeiten. Die Spaltabbildung funktioniert deswegen, weiß
das grün/blaue Spektrum weitestgehend ausgeblendet ist.

ChinaAPO12.jpg

Das ist also die Qualität, mit der wir derzeit aus Fernost förmlich überschüttet werden. Im Preis zwar noch moderat, in
der Qualität jedoch saumäßig. Und solange es keiner merkt, wird das Zeug hemmungslos verkauft all over the World ...
möglichst in 500 Stück Chargen.