A118 SkyWatcher EvoStar 120-900 ED ein APO

SkyWatcher EvoStar 120/900 ED ein APO technische Daten

Sie kommen mit einem Container in hoher Stückzahl aus Fernost und werden unkontrolliert ausgeliefert. Ein Glückfall,
wenn ein Astro-Verkäufer vorher mal einen kritischen Blick durch den bestellten Refraktor wirft. Dem Bericht eines
Sternfreundes folgend geht das dann so: Quote:


" in einer Lagerhalle wird der Refraktor auf einen Karton gelegt, mit einem 7mm Okular bestückt (110x Vergrößerung !!)
und auf einen ca. 10m entfernten Lichtpunkt gerichtet, den man kaum ruhig im Blick halten kann."

Derart abgeschmettert macht der Refraktor dann die Runde, wie auch in vorliegendem Fall, bis er dann bei mir landet.
Die vorher gewonnenen Test-Vergleichsbilder waren also nicht das Ergebnis einer vermuteten Waren-Ausgangs-
kontrolle.

Je nach Anspruch kann man von einem normalen APO sprechen - immerhin liegt die RC-Indexzahl noch unter 1.000
was noch ziemlich farbrein ist. Ein ausgeprägter Gaußfehler bei Blau und Rot hängt mit der großen Öffnung von f/7.5
zusammen und wenn die Objektiv-Zentrierung perfekt wäre und das Objektiv zum Tubus exakt kollimiert, könnte
man gegen diesen SkyWatcher nichts einwenden. Für 1305.- Euro wird er von Händlern als apochromatischer
Refraktor angeboten, der SkyWatcher-Aufdruck hingegen "hält den Ball etwas flacher" und verzichtet auf den APO-
Hinweis.

Bereits das Testbild zur Tubus-Kollimation mit dem GRZY-Kollimator ließ erste Zweifel aufkommen - aber man muß
entschuldigend erwähnen, daß dieser optische Tubus zunächst gar keine Justage-Möglichkeit vorsieht, wenn nicht . . .
wenn nicht das Schraubgewinde auf dem Tubusrohr bekanntermaßen soviel Spiel bereithält, mit dem man die notwendige
Verkippung realisieren kann. Allerdings vorsichtshalber mit kleinen Kunststoffkeilen, da mit dem Gerät noch das Rückgaberecht
ausgeschöpft werden kann. Und da sollte man dann erst einmal den Händler fragen, wie er es haben will.

@EvoStar-RozH_01.jpg

Ein weiterer Schönheitsfehler, der aber dem Objektiv selbst zugeordnet werden muß, ist ein Zentrierfehler von ca. 9-Strehl-
Punkten, der den Strehl von möglichen 0.976 auf 0.884 reduziert. Auch der wäre behebbar, aber ohne Rücksprache ein
unzulässiger Eingriff. Da aber nun die optischen Tuben Container-weise bei uns abgeliefert werden von unseren Freunden
aus Fernost, werden sie in der Not entsprechend beworben und an den Mann gebracht. Wie gesagt, nicht jeder ist so pingelig,
und so bekomme ich in der Regel selektiv gerade die Teleskope, die nicht ganz in Ordnung sind oder wo es der Sternfreund
erst später merkt. Siehe Williams FLT 132
In einer Zusammenschau kann man die beiden erwähnten Fehler erkennen:
Oben wäre die Tubus-Kollimation dargestellt, damit das Objektiv selbst zur Tubus-Achse kollimiert ist.
Darunter der Zentrierfehler der Objektiv-Linsen, eine Frage der Abstandsplättchen: Die Linsen sind um wenige Mikron zueinander
verkippt und erzeugen die sog. Achskoma, die man bei hoher Vergrößerung sogar am Stern sehen würde bei den Beugungs-Ringen.

@EvoStar-RozH_02.jpg


@EvoStar-RozH_02A.jpg

Lichtquellen, Bau von Pinholes
Beim Sterntest spielt schon eine Rolle, mit welchem Okular man diesen Test realisiert und vor allem, welche Lichtquelle man
dazu benutzt. In meinem Fall wäre das ein helles Autolämpchen aus einem Scheinwerfer, womit das gesamte Spektrum gut
dargestellt werden kann. Aber auch für diesen Fall wäre bei sorgfältiger Untersuchung sofort die unzureichende Zentrierung
der Refraktor-Optik erkennbar. Im Fokus ist das Bild nicht rotations-symmetrisch. Je geringer die Vergrößerung, umso weniger
gut erkennt man das. Jedenfalls werden so auch Zweifel genährt, ob die Sterntest-Bilder auch wirklich zu exakt diesem EvoStar
gehören.

@EvoStar-RozH_03.jpg

Farblängsfehler und Gaußfehler gleichzeitig sind mit dem Foucault-Test darstelltbar und danach in die RGB-Kanäle (Red-Green-Blue)
zu zerlegen. Für Rot stimmt es zwar dann nicht ganz, weil Rot üblicherweise bei 656.3 nm wave = C-Linie erstellt wird, aber die
Tendenz wäre trotzdem gut darstellbar. Die Optik hat einen überlagerten Öffnungsfehler wie man sieht: ein "Loch" in der Mitte,
was optisch unbedeutend ist.

@EvoStar-RozH_04.jpg

Für alle Testbilder gilt also, das Refraktor-Objektiv wäre im kurzen Spektrum = Blau überkorrigiert, das Optimum bei Grün, und
im roten Spektrum uznterkorrigiert. Dieser Sachverhalt ist über Foucault und noch besser über Ronchi eindeutig darstellbar.
Dieser sog. farbabhängige Öffnungs-Fehler, auch Gaußfehler genannt, wird über Ronchi deutlich, auch über die Verformung
der Interferogramm-Streifen als flaches "M" = Überkorrektur oder als flaches "W" = Unterkorrektur. (Dritte Reihe auf
folgendem Bild.) Den Farblängsfehler hingegen, also die unterschiedliche Schnittweite der Spektralfarben, erkennt man
über das Abkippen der Streifen am Rande: Nach oben bedeutet grundsätzlich: Schnittweite kürzer, nach unten: Schnittweite
länger. Wird in diesem Fall noch durch den Gaußfehler überlagert und ist deswegen schwerer zu erkennen. Bezieht man
sich auf eine mittig aufgespannte Referenzlinie, dann läßt sich das sehr genau über die 0.707 Zone mit dem größten
Flächenanteil und einer 0.001 Meßuhr exakt ausmessen in Form einer Serien-Messung.

@EvoStar-RozH_05.jpg

Ebenso farbig muß also dann auch das Ronchi-Bild sein, in dem erneut sowohl der Gaußfehler+sekundäres Spektrum gemeinsam
enthalten sind und über den RGB-Farbauszug einzelnen dargestellt werden können, wie oben zu sehen.

@EvoStar-RozH_06.jpg

Die eingangs schon erwähnte AchsKoma als Zentrierfehler legt man möglichst senkrecht, damit die Streifen nicht noch
zusätzlich "S"-förmig überlagert werden, was eine exakte Messung weiter erschweren würde. Dadurch erscheinen die
Streifen tonnenförmig verformt, was man auf folgendem Bild deutlich sieht, ebenso den Ideal-Verlauf bei einem Strehl
von 1.000 . Es steckt noch ein leichter Restastigmatismus von ca. 2-Strehlpunkte im Interferogramm, der aber unbedeutend
ist, der quer zur Koma liegt.

@EvoStar-RozH_07.jpg

Jedenfalls folgend das von AtmosFringe nachgezeichnete Interferogramm

@EvoStar-RozH_08.jpg

Der Hauptfehler, die Koma, als 3-D-Darstellung und wie oben bereits gezeigt in senkrechter Form und deswegen gedreht aus
meßtechnischen Gründen

@EvoStar-RozH_09.jpg

und schließlich die Energie-Verteilung Point-Spread-Function als 3-D-Darstellung.

@EvoStar-RozH_10.png

@EvoStar-RozH_13.png

Wäre dieser Hauptfehler behoben, dann springt das Strehlergebnis auf stolze 0.976 und wegen des leichten, überlagerten
Öffnungsfehlers auf einen PV-Wert von L/8 und auch das wäre in Ordnung. Es ist also ein normaler APO aus China, kein
Super-APO, aber er firmiert ja auch nur als ED-Refraktor, und so gesehen eine sehr gute ED-Optik, verglichen mit anderen
ED-Gläsern früherer Zeiten, und das war bisher immer recht bemerkenswert bei SkyWatcher. Mit einem Zenit-Prisma würde
man einen Glasweg einführen, der zu einer leichten Verschlechterung der Farb-Situation führen würde.

@EvoStar-RozH_11.jpg