A108 William FluoroStar FLT 132 Vergleich mit Equinox Nr 1

Quote:

In eigener Sache:
1. Link: Welche Öffnung gilt? Blenden im Tubus reduzieren die Apertur.
2. Link: Systemvergleich + meßtechnische Darstellung: Doublet ED APO vs. Triplet APO:

Die beim SkyWatcher Equinox ED APO 120/900 erzielten Ergebnisse hinsichtlich der
Farbreinheit beruhen zu einem Teil auf einer durch das Blendensystem reduzierten
Apertur (1.Link oben), zum anderen auf der fehlenden Berücksichtigung eines etwas
prinzipiell größeren Gaußfehlers bei einem Zwei-Linsen Objektiv (2. Link oben). Dieser
zweite Sachverhalt dürfte auf das RC-Ergebnis auf der opt. Achse einen eher unterge-
ordneten Einfluß haben, da sich der Farblängsfehler im Mikron-Bereich bewegt, der
Gaußfehler hingegen im Nanometer-Bereich aus dem Blickwinkel des PV-Wertes + Power.
Über den Strehlwert bekommt man leider immer nur beide Werte als Summenwert,
also den Farblängsfehler + die spherocromatische Aberration (Gaußfehler), die sich
aber als RC_Index-zahl vermutlich nicht ausdrücken lassen. Diese Diskussion war der
Hintergrund für eine erneute Messung des Equinox mit und ohne Blendentubus. Auch
weitere baugleiche Objektive wurden von mir untersucht. Ohne Tubus erreicht das
erste Equinox-Objektiv ähnliche Werte. (Link1 oben) Siehe dazu auch die folgenden
Berichte:

SkyWatcher Equinox ED 120/900 ED APO Nr. 2
SkyWatcher EVO Star 120/900 ED APO Nr. 3

Orion ED 120/900 vermutlich ebenfalls baugleich
Siehe auch Nachtrag vom 25.April 2009 unten

Die Emotionen, die dieser Bericht bei manchen Usern verursacht hat, scheint eher mit der
Konkurrenz aus China etwas zu tun zu haben. Den Vorwurf der Instrumentalisierung kann
ich deshalb nicht erkennen.


@line3A.jpg

Equinox schlägt - William Fluorostar FLT-132

Qualität muß nicht teuer sein! Ein konsequenter Vergleich zwischen zwei ähnlichen Teleskopen zeigt, daß
ein protzig aufgemachtes und vergleichsweise teureres APO-Triplett gegenüber einer seriösen Optik um
Klassen abfällt
Der eine - William Fluorostar FLT-132 F/7 Triplett APO - wird preislich höchst unterschiedlich in Euro
oder US-Dollar angeboten ohne Rücksicht darauf, wie grottenschlecht das jeweilige Einzel-Exemplar
ausfällt. Zitat eines Händlers: "Von drei Exemplaren ist vielleicht einer dabei, den man verkaufen kann!"

Der andere - Skywatcher Equinox 120 - Apo 120/900mm - mit ähnlichen optischen Daten, kostet
durchschnittlich gerade mal die Hälfte, wobei es sich auch hier lohnt, einen Preisvergleich durchführen, der
zwischen ca. 1500.- Euro bei TS und ca. 2000.- Euro bei AstroShop schwankt. (Natürlich wird man dem
Kunden dort erklären, wie sich der höhere Preis von plus 500.- Euro zusammensetzt.

Auch das Testergebnis meines "universitären" Mitbewerbers, zumindest das Firmen-Logo suggeriert dieses,
weist den Fluorostar als Wunderwaffe aus, wenn man diesen Bericht liest. Mit dem hier vorliegendem Exemplar wären
jedoch die freundlichen Grüße zum Astronomie-Jahr 2009 höchst zweifelhaft!

Der Vergleich zwischen diesen beiden durchaus ähnlichen Optiken wurde mir dadurch aufgenötigt,
daß der Kunde - obwohl blutiger Anfänger, wie er selbst bekundete, sofort merkte, daß mit dem
Teleskop etwas nicht stimmt. Und nach einer längeren Odyssee landete der Fall denn auch bei mir.
Um das spätere Vergleichs-Ergebnis schon mal vorwegzunehmen:

So schaut mein artificial Sky beim 4000.- Euro teuren FluoroStar 132 aus: Wie man gut erkennen kann,
sorgt eine massive Überkorrektur, die ich nun schon bei zwei Teleskopen diesen Types feststellen konnte,
(Sie drückt in einem Fall den Strehl auf ca. 0.50 bei 532 nm wave = Grün), sorgt also die Überkorrektur dahingehend,
daß ein großer Teil der Lichtenergie in den BeugungsRingen verteilt wird und das Bild mit einem Streulicht-
schleier überzieht.

Fluoro132_01.jpg

und das wäre der weniger als die Hälfte kostende SkyWatcher Equinox am künstlichen Sternhimmel, der auch
rechnerisch die theoretische Auflösung erreicht und zudem zum farbreinsten APO gehört, den ich in den
letzten Jahren hier hatte - also durchaus TMB-Qualität

@Equinox_01.jpg


Vorab schon mal ein Gaußfehler-Vergleich auf der Basis dieser Interferogramme:
http://rohr.aiax.de/Fluoro132_04.jpg http://rohr.aiax.de/@Equinox_06.jpg

@Equinox_14.jpg

Zurück zum Fluorostar FLT-132 : (Certificate)

Die Präzision, mit der der 4000.- teure Fluorostar 132 APO verarbeitet ist, erkennt man sofort, wenn man es
wagt, die Taukappe soweit zurückzuschieben, daß die "Klebestreifen-Bremse" erkennbar wird, die einen
"zügigen" Rutsch der Taukappe ermöglichen soll - ob das bereits werkseitig als Problemlösung angeboten
wird - ich weiß es nicht. Für ein 4000.- Euro teures Objektiv eigentlich nur bodenlos.

Fluoro132_02.jpg

Beim Sterntest braucht man kein großer Experte zu sein: Kamen beim ersten Triplett dieser beiden von mir
untersuchten FluoroStars noch ein Zentrierfehler und Astigmatismus hinzu, so wäre dieser zweite FluoroStar zwar exakt
zentriert, aber trotzdem so stark überkorrigiert, wie ein exakt f/6.2 Newton-Spiegel aus dem Krümmungsmittelpunkt
und das ist schon eine ganze Menge und offenbar völlig anders, wie die Aussagen dort, wo es zugegebener
maßen um den FluoroStar 158 geht, also nicht um den FluoroStar 132 . . .
Ein Lichtring am Rande - extrafokal - und ein ausgefranster Rand - intrafokal - sind sichere Anzeichen für
eine Überkorrektur, die ich mit mehreren Verfahren nachweisen kann.

Fluoro132_03.jpg

Die "M"-förmige Durchbiegung der Streifen ist das Merkmal der Überkorrektur, die Schnittweiten der Farben ergeben
in der Summe einen "stinknormalen" APO, der für einen APO eher in der Kreis-Liga spielt


Fluoro132_04.jpg

Die Überkorrektur "verteilt" die Lichtenergie kräftig in die Beugungs-Ringe, was man bei der ersten Aufnahme
oben gut studieren kann - in diesem Fall ein richtiger (und teurer) Grauschleier, der über dem Bild liegt
Zunächst die Point-Spread-Function des ersten FluoroStars 132

Fluoro132_05A.jpg

und hier das zweite Kaliber - nicht viel besser, weil ebenfalls deutlich überkorrigiert - leider!

Fluoro132_05.jpg

Beim zweiten Gerät - zwar gut zentriert und nahezu kein Astigmatismus, aber erneut "höllisch" überkorrigiert mit Strehl = 0.463

Fluoro132_06.jpg

Der Vollständigkeit halber der Sterntest des ersten Gerätes: Ebenfalls überkorrigiert, aber zusätzlich noch
Zentrierfehler und Astigmatismus. Da diese Teleskope auf dem deutschen Markt wirklich nicht verkaufbar sind,
alles andere wäre rufschädigend, gehen sie kommentarlos an den Hersteller oder Distributor zurück oder umgekehrt. So nicht, ihr Lieben von William Optics.

Fluoro132_07.jpg

Einem Sternfreund - der erst mühsam seine 4000.- Euro zusammengespart hat - um sich dann ein solch
"edles" Teil zu kaufen, dem gewöhnt man sehr schnell die Freude an unserem Hobby ab. Und damit das
nicht passiert, folgt jetzt Teil zwei bzw. die verblüffend einfache und vor allem überzeugende
Lösung nach so einer Tristesse.

@line3A.jpg

ganz oben auf dem Treppchen,

der Skywatcher Equinox 120 - Apo 120/900mm

Seine Reifeprüfung hätte dieser SkyWatcher Equinox bereits abgelegt, wie man bei Google/Bilder leicht sehen
kann. Wer ganz genau hinguckt, wird die Gemeinsamkeiten beim Sterntest auf dem Foto und bei mir sofort
erkennen. Jedenfalls eine Farbkorrektur, wie man sie in diesem Fall beim besten und farbreinsten TMB
finden kann - Wow - einfach sagenhaft.

@Equinox_02.jpg

Das Prädikat "PREMIUM-OPTICAL" besteht in diesem Fall wirklich zu Recht und kann bestätigt werden.

@Equinox_03.jpg

Reizvoll daher auch der Vergleich mit einem Sterntest, wie man ihn auf der Webseite eines der Anbieter findet.
Dabei spielt es durchaus eine Rolle, welche Brennweite das verwendete Okula hat. Ein 9 mm Ortho ist in
diesem Fall "gemeiner" als ein vermutlich 20 mm Normalo Okular. Tut aber in diesem Fall keinen Abbruch.

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Bereits der Foucault-Test scheidet ganz klar das "Blau" links, von den anderen Spektralfarben "Grün-Gelb-Rot"
auf der rechten Seite. Der Gesamteindruck ist sehr gleichmäßig, eine leichte Unterkorrektur ist erkennbar.
Nahezu gerade und parallel auch beim Ronchi-Test (13 lp/mm intrafokal) und beim Lyot-Rauhheitstest sieht
man nur noch Restspuren auf der Fläche, von denen am Himmel nie etwas zu sehen sein wird. Was aber bereits
hier in aller Deutlichkeit klar wird: Das muß eine ausgesprochen farbreine Optik sein ! Über die farbigen Ronchi-
Gramme erhält man einen Einblick über den Gaußfehler, also die Unterkorrektur bei Rot und die Überkorrektur
bei Blau.

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Nun fallen aber drei Spektralfarben in fast einer Schnittweite zusammen: Gelb-Grün-Rot. Bei den unteren IGrammen
zeigt die obere Reihe die Situation beim Fokus für Grün, die untere Reihe bei der Fokussierung auf jede Farbe
extra. Mit Ausnahme von Blau ändert sich im Vergleich dieser beiden Verfahren nahezu nichts. Gelb-Grün-Rot
haben einen Fokus und stören den Kontrast vermutlich in keiner Weise. Lediglich Blau weicht etwas ab.
Der Rest-Chromasie-Index-Wert mit 0.1302 ist somit ein einmalig guter Wert.


@Equinox_06.jpg

Vergleicht man ein Interferogramm bei 532 nm wave mit einem perfekten IGramm, dann sind die Abweichungen
nicht mehr besonders groß und der Strehl von 0.972 gut erklärt und plausibel.


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Leichte Restfehler sind an der 3-D-Wellenfront-Deformation durchaus noch zu erkennen, aber derart überdimensioniert,
daß man nicht erschrecken sollte, mein Programm ist so gemein!

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Besonders beeindruckend auch der Umstand, daß es keinerlei Abzug braucht bzw. Grund, sich um Koma oder
Astigmatismus Gedanken machen zu müssen.

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Und wenn man dann bedenkt, daß diese Spitzen-Optik bereits für 1500.- Euro zu haben ist, dann wird es einem
regelrecht warm ums Astro-Herz.

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Nachtrag am 25.April 2009:

Auf der Basis der jeweils aktuellen Öffnungen der gemessenen Refraktoren ergibt sich, daß der Equinox sehr
weit oben einzuordnen ist. Leider ist der Gaußfehler über den Strehlwert nicht isoliert darstellbar, im Strehl-
wert deswegen auch der Farblängsfehler zugleich integriert. Die William FLT Darstellung spielt sich wegen
der deutlichen Überkorrektur unterhalb der Strehl = 0.50 Grenze ab. Weshalb hier ein Differenzwert gezeigt
wird auf der Basis, daß Rot=656.2 nm wave perfekt wäre. Die tatsächlichen Strehlwerte sind unten angegeben.
In der RC_Indexzahl drückt sich der Gaußfehler nicht aus, weshalb bei sehr farbreinen APO's die Unterschiede
zwischen Doublet und Triplet über die bisherigen Meßverfahren nicht dargestellt werden können. Interessant
auch der Einfluß eines 50 mm Glasweges auf die opt. Leistung eines Objektivs.

@Equinox_10A.jpg