A106 ZenithStar 105-735 APO William Optics USA - der Neue
Wirklich ein APO ?
Hätte mich schon sehr interessiert, nach welchen Kriterien ein Hersteller wie Williams Optic seine Refraktoren
beurteilt. APO steht vollmundig drauf, ein Halb-APO wäre es in Wirklichkeit. Vor allem läßt es sich sehr einfach
an einem künstlichen Stern nachweisen, wie sich weiter unten zeigen läßt.
Dankbarerweise erhielt ich diesen "APO"-Refraktor zur Ansicht mit der Bemerkung, er sei nicht ganz in Ordnung, was mich
gleich neugierig machte. - Aha, ein Zentrierfehler, am künstlichen Stern mit einem 4 mm Nagler Zoom gut zu erkennen.
Und weil die Taukappe immer stört, schraubte ich sie erst einmal ab. Zu meiner großen Freude tauchten damit Schraub-
löcher auf, die sich erwartungsgemäß als Justiermöglichkeit des Immersions-Objektivs herausstellten. Damit startete
ich ein ca. einstündiges Justier-Marathon, weil zunächst nicht klar ist, an welchen Schrauben gedreht werden muß.
Ist von Objektiv zu Objektiv nämlich verschieden. Das Objektiv war also erst einmal gründlich verstellt, bis ich die Zu-
ordnung herausgefunden hatte.
Vor dieser Aktion hielt ich aber erst einmal den ursprünglichen Ist-Zustand in folgendem Streifenbild fest, wobei
dieser ED-Refraktor, der ein APO sein will, bei 656.3 nm wave (rot) sein Optimum hat, mit einem Strehl von ca.
0.884. Als Hauptfehler liegt Achskoma vor bzw. eben dieser Zentrierfehler, was beim Transport dieser Immersions-
Optiken immer passieren kann.
Ein Glück, daß diese Justierschrauben erst einmal unter der Taukappe versteckt sind. Wenn man sie aber gefunden hat,
lassen sich solche Zentrierfehler leicht beheben: Analog dem Sternscheibchen dreht man dort im Uhrzeigersinn die
Schrauben, wo das Scheibchen dünner ist. Erst mit einem 40 mm Okular bei starker Dezentrierung und am Ende mit
einem 2 mm Okular bei der Feinjustage.
Damit auch völlig klar ist, um welches Teleskop es sich handelt, hier der Frontring.
Sieht man nun die Tests in der Zusammenschau, dann fällt auf, daß das Optimum dieses Refraktors im roten Spektrum
zu finden ist, und ab gelb bereits überkorrigiert reagiert. Eigentlich sollte das Optimum bei 550 nm wave liegen und blau
überkorrigiert, rot stattdessen unterkorrigiert sein. (Die Überkorrektur erkennt man am flachen "M", das den mittleren
Streifen überlagert ist. Beim Ronchi-Test intrafokal (2. Reihe) wird die Überkorrektur über die bauchige Verformung aus-
gedrückt. Zusätzlich erkennt man noch als Zonenfehler eine flache "Mulde" in der Mitte. Erst im roten Spektrum wäre
dieser Refraktor perfekt. Bemerkenswert auch das Farbspiel beim Ronchi-Test ohne Interferenzfilter und beim Foucault-
test, der ohne Filter sehr deutlich das sekundäre Spektrum zeigt, was man mit der Schneide jeweils in der Mitte ab-
schneidet. Der Foucault-Test jedoch zeigt die "Mulde" in aller Deutlichkeit, wenngleich der Flächenanteil in der Gegend
von 20% liegt, also weniger gravierend ist.
Unabhängig davon wurde dieses Objektiv nach der "ersten Sicht oben" sorgfältig justiert, was man am Strehl-
wert auf folgender Tafel gut erkennen kann.
Auch der Sterntest macht abermals deutlich, daß zu einem echten APO noch ein Stück fehlt. Ganz besonders, wenn man
in die hohe Vergrößerung geht. Ein echter APO müßte farbreiner sein. Leider lag noch eine leichte Verkippung des Ob-
jektivs zum Tubus vor, die ich zwar berücksichtig habe, dadurch sind aber die Sternscheibchen nicht ganz exakt rund.
Gegen einen Rest von Astigmatismus konnte ich nicht "anstinken", man sieht ihn auf mehrfache Weise: Im Sternscheib-
chen, in der 3-D-Wellenfront-Darstellung und schließlich in der Aufnahme mit meinem künstlichen Sternhimmel, mit
Pinhole Löchern von 1 - 5 Micron.
Die Wellenfront-Darstellung offenbart einen ganz geringen Astigmatismus in der Gegend von L/10 PF der Wellenfront,
und trotzdem kann man ihn sehen, wobei es sich allerdings um sehr hohe Vergrößerungen handelt. Einem APO
sollte man das aber zumuten dürfen.
Auf Astigmatismus reagiert dieser Test extrem feinfühlig.
Vom Strehlwert 0.969 bei 632.8 nm wave ein sagenhafter Wert, wenn man nur diesen betrachten würde.
Das nachgezeichnete Referenz-Interferogramm
Die Energie-Verteilungs-Funktion in der 3-D-Darstellung
und schließlich der Farblängsfehler, der für einen APO einfach zu groß ist. Bei einem APO liegt die Index-Zahl W_gesamt
in der Gegend von 0.5 der Schärfen Tiefe. In diesem Fall wäre es etwa das 1.5-fache der Schärfen Tiefe. Wobei bei
ich eine Mittelung der Meßreihe vorgenommen habe und der Rot-Anteil mit 140 Micron sehr weit hinter grün liegt und
dadurch das APO-Erlebnis nachhaltig stört. Die anderen Farben hingegen liegen gut beieinander. Da aber bei Rot
zugleich das Optimum dieses Refraktors liegt, wird man dieses Farbe nicht unterdrücken können, zumal die übrigen
Farben deutlich überkorrigiert reagieren.
Noch ein kurzer Blick auf den Testaufbau gegen ein Zeiss Planspiegel. Jedenfalls, und das ist die wichtigste
Erkenntnis, man kann dieses Immersions-Objektiv nachzentrieren, wenn Achskoma drin steckt.