A101 Vixen Fluorite Apochromat 102-900 / Okt. 2009
Vixen Fluorite Apochromat 102/900 __________ möglicher Nachfolger http://www.telescope-service.com/vixen/refractors/refractors.html#R102
Siehe auch
http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=38242#post38242
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=6789
Es scheint ein Objektiv der älteren Bauart zu sein, weil es bei Händlern nicht mehr zu finden ist. Nachdem in einer
Reihe von Tests ein ziemlich farbreines Ergebnis herauskommt, kann man von einem guten Apochromat sprechen.
Wenn dann die Zentrierung der Linsen perfekt wäre und das Objektiv nach einer Verkürzung des Tubus ebenfalls wieder
exakt zur Tubus-Achse kollimiert worden wäre, hätte ich dieses Objektiv vermutlich nie gesehen.
Der rote Punkt markiert die Richtung des Zentrierfehlers bzw. der Achskoma mit einem Rest von max. 4% Strehlpunkten. Ohne
diesen Schönheitsfehler wäre man bei einem Strehl von 0.99 für die Hauptfarbe Grün bei 546.1 nm wave. Nun hatte der Stern-
freund probehalber diesen Refraktor auf ein 30 Meter entferntes Gitter gerichtet und festgestellt, daß sich die senkrechten
Linien nicht gleichzeitig mit dem waagrechten scharf fokussieren lassen - ein Sachverhalt, der für Astigmatismus spricht:
Astigmatismus auf der Achse entsteht über Probleme mit der Linsenfassung und wäre behebbar, ganz selten ist er direkt einge-
baut. Astigmatismus entsteht aber auch im Bild-Feld und wird bei Verkippung des Objektivs deutlich sichtbar. Jedenfalls hat
ein Objektiv dann eine stark reduzierte Abbildung. Bei richtiger Zentrierung gewinnt man im Übersichtstest einen farbreinen Eindruck.
In der Hoffnung, daß diese technischen Daten richtig sind: http://www.company7.com/orion/telescopes/vixen102fl.html
Was eine Verkippung von nur einem Grad anrichten kann, zeigt der Vergleich unter 450-facher Vergrößerung. Hier dürfte auch
der Grund für die scheinbar schlechte Abbildung zu suchen sein.
Das rote Spektrum fällt im Vergleich zu den übrigen Farben etwas nach hinten heraus - man hat Mühe, das bei hoher Ver-
größerung zu fotografieren.
Auch der Foucault Test ist ein Hinweis auf einen farbreinen APO, wobei besonders beim Lyot Test Strukturen zu erkennen sind
die die Homogenität etwas stören, in der Praxis aber keinerlei Rolle spielen.
Releativ gering fällt der Gaußfehler aus, also eine leichte Überkorrektur bei Blau und noch geringer unterkorrigiert bei Rot.
Im grünen/gelben Spektrum perfekt.
Der Farblängsfehler läßt sich zwar über die Power ermitteln, schneller kommt man aber durch Ausmessen der Schnittweiten-
Differenz zu einem sicheren Ergebnis: Grün und Blau haben die gleiche Schnittweite.
Die RC_Index-Zahl weist einen sehr farbreinen APO aus.
Das Referenz-Igramm für Gelb mit 587.6 nm wave
An der Energie-Verteilungsfunktion läßt sich die Restkoma im ersten Beugungsring erkennen
und inclusive dieser Zentrierkoma wäre man bei einem Gesamtstrehl von knapp 0.96 Strehl - ohne diesen Fehler wäre der Strehl
bei 0.99 zu suchen für 587.6 nm wave. Den Zentrierfehler ganz auf Null bringen zu wollen, bedeutet, daß man das Objektiv ganz
zerlegt, und das ist mit sehr, sehr viel Zeitaufwand verbunden. Am Himmel wird man das nie sehen.
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Es geht genaugenommen nur um 3% Strehlpunkte Coma und die Frage, wieweit sich das gegen Null bringen läßt. Im
vorliegenden Fall sind es die Hälfte, als 1.5% Strehlpunkte, das sich durchs Verdichten der entsprechenden Plättchen
erreichen läßt. Die Kunst besteht darin, welches Plättchen dafür in Frage kommt. Der Betrag dürfte bei 1-2 µ zu suchen
sein.
Bezogen auf den Anlaß, warum das Objektiv astigmatisch reagierte:
Der Beweis ist ebenfalls schnell erbracht: Auf einem Drehteller mit exakten Winkelschritten läßt sich nachvollziehen, was bei einer
Verkippung eines Objektivs im Feld passiert.
Beim Artificial Sky kommt es im Feld bei ansteigenden Achsabstand zu deutlichen Astigmatismus-Figuren mit geringer Überlagerung
von Koma. Quantitativ läßt sich das splitten über die Interferogramme: Während sich der Coma-Fehler nur gering verschlechtert,
steigt der Astigmatismus-Fehler deutlich an, also sowohl beim künstlichen Sternhimmel, wie bei den IGramm-Auswertungen. Damit
ist nachgewiesen, welche Folgen die Verkippung eines Objektivs zum Tubus hat.
In dem Zusammenhang wurde also auch der KomaBetrag um die Hälfte reduziert, deutlich zu sehen, wenn man das Interferogramm
oben mit dem folgenden vergleicht.
Ebenfalls etwas reduziert beim 1. Beugungsring
Und schließlich ein Strehlwert, mit dem man eigentlich leben können sollte.