A099 Fluorite APO Takahashi Sky 90 - äußerst zentrier-sensibel
Takahashi Sky 90 - äußerst zentrier-sensibel
Der Hersteller selbst muß wohl gewußt haben, wie außerordentlich zentrier-sensibel diese Optik ist und hat aus diesem Grund weitere
3 Sicherungs-Schrauben für die 1. Linse eingebaut, die also von insgesamt sechs Zentrierschrauben fixiert wird - natürlich versteckt
unter der Taukappe. Das Objektiv ist zunächst für visuelle Benutzung konzipiert, kann aber unter Verwendung eines gut funktionierenden
Flattners bis zu einem Bildfeldwinkel von 3° als Astrokamera verwendet werden. Unter visuellen Gesichtspunkten würde man von einem
APO sprechen können. Genaugenommen fällt dieses Objektiv in die Kategie ED-APO mit deren Eigenart, daß das rote Spektrum für
gewöhnlich eine etwas längere Schnittweite hat, was aber wegen der "Rot-Blindheit" eines dunkeladaptierten Auges kaum ins Gewicht
fällt.
A) SKY 90 - visuelle Verwendung
Man mag sich streiten, ob es ein echter APO ist. Für die visuelle Beobachtung ergibt sich in jedem Fall ein apo-ähnlicher farbreiner Eindruck.
Als Reise-Teleskop wunderbar geeignet, und unter Verwendung des Flattners/Reducers eine Astro-Kamera mit 407 mm Fokus eine wunderbare Lösung.
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Mit dieser Dezentrierung landete dieses Objektiv bei mir - damit hatte der Besitzer keine Freude mehr an seiner Optik.
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Ein Glück, (was auch zweifelhat sein kann), daß sich unter der Taukappe eine Reihe von Zentrierschrauben verstecken, die man aber erst einmal zuordnen muß.
Die Regel heißt: Man dreht/zentriert nicht an allen Schrauben gleichzeitig, sondern muß diejenigen finden, die auch der Hersteller benutzt hatte. Während also
die 2. Linse mit nur 3 Fixier/Zentrierschrauben auskommt, gehören zur 1. Linse offenbar ganze 6 Schrauben, obwohl eigentlich 3 völlig genügen würden. Später
wurde mir der Grund ganz deutlich bewußt. Zu Beginn geht es auch um das Zentrier-Prinzip: Mit der analogen Schraube die 1. Linse gegen oder mit den Koma-
schweif schieben. Und nachdem sich dieses Prinzip sehr schnell bestätigt hatte, geht es nur noch um die Beträge, die man diese kleinen Schrauben drehen muß.
Bereits ein leises "Knacken" signalisiert, daß man die Linse bereits um 2-3 Mikron bewegt hat - gut zu sehen an den Bildern des Artificial Sky Testes, bei dem
die 3-5µ großen Sternpünktchen bei ca. 300-facher Vergrößerung untersucht werden: Erst wenn der 1. Beugungs-Ring streng konzentrisch zum eigentlichen
Maximum liegt, ist keine Achskoma mehr im Spiel, das Objektiv also dann perfekt zentriert.
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Das Objektiv wird also visuell und fotografisch genutzt. Die Standard-Tests verraten, daß bei visueller Benutzung das System etwas farbreiner reagiert, wenn man
z.B. die beiden Foucault-Bilder miteinander vergleicht: Je deutlicher die Farben getrennt erscheinen, umso weiter sind die spektralen Farbschnittpunkte vonein-
ander entfernt. Am Ronchigitter-Test kann man erkennen, daß die Foto-Version + Flattner etwas Überkorrektur zeigt, was für die Fotografie unbedeutend ist, da
es hier in erster Linie auf die Abbildung im Bildfeld ankommt. Dazu weiter unten mehr.
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Auch ohne die exakten Zahlen zeigt diese Übersicht der Farb-Interferogramme, für welche Verwendung diese Optik gebaut worden ist. Für den Bereich eines
dunkeladaptierten Auges liegt die Schnittweite (manchmal auch Backfokus genannt), sehr dicht beeinander, lediglich das kaum sichtbar ROT fällt
als deutlichste Abweichung "hinten heraus". Bei nächtlicher Benutzung wird der Farbeindruck deshalb immer besser ausfallen, als bei Tageslicht.
Als Indiz für den Farblängsfehler nimmt man das Abkippen der Streifen, nachdem man vorher für die Hauptfarbe GRÜN die Streifen möglichst waagecht
gestellt hat. Unter dieser Fokuslage kippen die Streifen entweder nach oben, weil sie eine etwas kürzere Schnittweite haben, oder sie kippen bei längerer
Schnittweite nach unten. Ohne also die genauen Beträge wissen zu müssen, läßt sich über diesen Vergleich die Farbreinheit einer Optik einschätzen.
Zugleich ist aber auch der Gaußfehler (sphärochromatische Aberration) dargestellt, der im kurzen Spektrum immer zur Überkorrektur und im längeren
Spektrum zur Unterkorrektur neigt.
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B) SKY 90 + Flattner - Verwendung als Astro-Kamera
Für diesen Fall stellt sich die Frage, an welcher optimalen Position der Reducer eingesetzt werden muß. Dies betrifft vor allen den sehr großen Bildwinkel von bis zu 3°.
Für kleinere Bildwinkel bis 2° ist die Positionierung gutmütiger. Das Maßband gibt den Abstand am Okular-Auszug an.
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Zwischen durch überprüfte ich jeweils auch die exakte Zentrierung: Das ist die erzielte Genauigkeit, mit der man am Himmel zufrieden sein müßte. Der grüne Farb-
saum bei knapp 300-facher Vergrößerung entsteht dadurch, weil der exakte Fokus zwischen Grün und Rot liegt. Nachts wird man etwas anders fokusieren.
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Zurück zur Fotografie und den Bedingungen im Bildfeld. Bis zu einem Bildfeldwinkel von 2° bildet die Optik + Flattner einwandfrei ab - man wird es auf den
Fotos später erkennen. Ab 3° entsteht Astigmatismus in einer Größe, die auf dem Foto ebenfalls nicht erkennbar ist, weil die Pixel-Größe selbst und das
"verschmierende" Seeing diesen Effekt noch nicht zeigen: Zur Abbildung eines feinen Sternes sind gewöhnlich mindestens 3x3 Pixel nötig mit einer Abmessung
von ca. 16 µ. Und genauso groß wäre die Dreiergruppe der engen Sterne jeweils auf meinen Bilder.
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Für die Fotografie ist ein Strehlwert auf der opt. Achse untergeordnet - es geht ja um die Abbildung im Bildfeld. Der Vollständigkeit halber sei trotzdem dieser Wert
angefügt. Da bei Refraktor-Optiken der Gaußfehler den Strehlwert variiert durch Über- oder UNterkorrektur, habe ich den Strehl-Wert bei 532 nm wave auf die
e-Linie = 546.1 nm wave umgerechnet. (An der oberen Interferogramm-Serie kann man einschätzen, wie deutlich das bereits zwischen 546.1 nm und 510 nm variiert.)
Bei 546.1 nm ware die sphärische Aberration (Überkorrektur) bei ca. PV L/20, also vernachlässigbar.
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Somit verbleiben als Restfehler ein unbedeutender Astigmatismus und ein Zentrier-Restfehler von unter PV L/10, und das liegt ohnehin
an der Grenze der Nachweisbarkeit. Wenn also die Zentrierung genau so erhalten bleibt beim Rückversand, dann wird der Besitzer viel
Freude daran haben, so er das Teleskop nicht gerade als Wurfgeschoss verwendt. Optiken sind manchmal seeehr sensibel.
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