A095 LOMO Super APO Triplet 80-480uTS-Flattner

LOMO APO + TS-Flattner

Zusammenfassend kann man soviel sagen, daß der TS-Flattner im Falle dieses LOMO APO's 80/480 mm bis 20 mm Felddurchmesser eine
hervorragende Feldkorrektur bewirkt, also eine Abbildung, die etwa ähnlich gut ist, wie auf der Achse selbst. Die Farbreinheit hingegen
läßt etwas nach, sodaß farblich aus dem SUPER APO (siehe Aufschrift) ein Halb-APO wird. Für die Astro-Fotografen jedoch zählt das erste
Ergebnis.
Ganz entscheidend für die Aussage aber ist, daß man den richtigen Abstand des Flattners zum vorderen APO-Objektiv wählt. In unserem
Fall 38.6 mm zur festen Kante des Okular-Auszuges. Bei einem größeren Abstand hätte man bei 20 mm Felddurchmesser Astigmatismus
hinzunehmen, der aber bei der Fotografie in einer gewissen Größenordnung toleriert werden kann.

Thomas nannte diese Optik scherzhaft eine "Scherbe". Und das ist sie ganz und gar nicht. Auf der opt. Achse hat man es mit einem sehr farbreinen
APO zu tun, sodaß der Begriff "Super-APO" durchaus seine Berechtigung hat. Kommt hingegen der TS-Flattner ins Spiel, leidet in erster Linie die
Farbreinheit in Form eines größeren Farblängsfehlers. Der große Gewinn hingegen ist die ganz ausgezeichnete Feldkorrektur - wenn der richtige
Abstand eingehalten wurde.

LomoAPO_TS01.jpg

Im Inneren wurde als kleiner Schönheitsfehler die schwarze Velourfolie etwas unfachmännisch verklebt, sodaß sie beim ersten Durchblick zunächst
störend ins Auge fiel. Auf diese Art zerlegt man den APO und repariert den Störenfried. Der zwei Zoll TS-Flattner wird okularseitig in den 2-inch
Auszug geschoben, gefolgt von der 1 1/4 Zoll Reduzierhülse, die auf das Flattnergewinde (am oberen Ende) aufgeschraubt wird. Da der optimale
Abstand zum vorderen Objektiv festgelegt ist, muß man den Kamera-Chip an die Fokuslage dieses Systems anpassen.

LomoAPO_TS02.jpg

Zu meiner großen Verblüffung reagiert dieser LOMO APO bei 20 mm Felddurchmesser mit sehr viel Koma+Astigmatismus. Und ebenso verblüffend, wie dieser
TS-Flattner mit dieser Situation fertig wird. Bei 240-facher Vergrößerung entstehen ohne diesen Flattner ganz wilde Zerstreuungs-Figuren, wärend mit
Flattner die Abbildung bis auf einen verschwindend kleinen Betrag von Astigmatismus das Bild völlig saniert. Es bleibt ein Rest von 3-eckigem Astigmatismus
übrig, der selbst visuell nicht wahrnehmbar ist.

LomoAPO_TS03.jpg

In diesem Zusammenhang war die Frage des richtigen Abstandes sehr bedeutsam. Solange das System APO+Flattner nicht den richtigen Abstand hat, hätte
man bei 20 mm Bildfelddurchmesser einen noch gut wahrnehmbaren Astigmatismus, der allmählich verschwindet, wenn man sich dem optimalen Abstand
nähert: Hier sind es 38.6 mm. Bei einer Verwendung des Flattners mit anderen Refraktoren sollte man also versuchen, ebenfalls das Optimum zu finden:
In meinem Fall stelle ich den künstlichen Sternhimmel zunächst auf die Mitte, versetze diesen anschließend um 10 mm mit einer Mikrometerschraube, und
betrachte mir mit einem 2 mm Okular die Situation. Ist Astigmatismus zu erkennen, verändert man den Abstand zum Objektiv bis auch im Feld die Abbildung
perfekt ist - in diesem Fall war es so!

LomoAPO_TS04.jpg

Untersucht man die Farbsituation, dann zeigt bereits der Foucaulttest den Unterschied ohne bzw. mit Flattner. Die Farbverteilung ohne Flattner zeigt typischerweise
die APO-Situation, bei der der Gaußfehler den Farblängsfehler dominiert, wie bei hochwertigen APO's immer. Rechts daneben die Situation, wie sie bei Halb-APO's
typisch ist. Jetzt ist es der Farblängsfehler, der die Spektralfarben stärker in zwei Hälften teilt, was damit zusammenhängt, daß die Abstände der Farbschnittweiten
etwa um den Faktor 7 größer geworden sind. Interessanterweise korrigierte dieser Flattner auch noch einen Koma-Restfehler, weshalb ich die Position des Flattners
zum opt. Tubus markiert habe.

LomoAPO_TS05.jpg

Der Sternscheibchen-Test läßt sogar vermuten, daß durch den Flattner die Farbkorrektur besser geworden sei. Das läßt sich aber über weitere Tests eindeutig
widerlegen.

LomoAPO_TS06.jpg

Zunächst die Schärfen-Tiefen und die RC-Indexzahl, die in diesem Fall für eine Unterscheidung völlig ausreichend ist. Weshalb auf eine Strehl-Darstellung
verzichtet wurde.

LomoAPO_TS07.jpg

Ohne also die einzelnen IGramme auswerten zu müssen, kann man auch hier den Sachverhalt gut klären. Der Gaußfehler: also die Überkorrektur bei Blau
und die Unterkorrektur bei Rot, läßt sich gut erkennen. Da der Faarblängsfehler klein ist, kippen die Streifen kaum erkennbar nach oben bzw. nach unten.
Dies also zur oberen Reihe, die die Situation des APO's ohne den Flattner zeigt.
Anders dagegen die untere Reihe, die jetzt unter dem farblichen Einfluß des Flattners steht: Nun fällt die Verkippung der Streifen nach oben bei Blau
(steht für kürzere Schnittweite) und die Verkippung nach unten (steht für längere Schnittweite) sehr viel stärker ins Gewicht, und der Gaußfehler
ist fast nicht mehr erkennbar, wenn man nicht gerade auf jede einzelne Farbe fokussiert. In beiden Fällen wurde auf Grün = e-Linie = 546.1 nm wave
fokussiert, was ein Benutzer in der Regel genau so macht.

LomoAPO_TS08.jpg

Ohne Flattner ein für LOMO bei 546.1 nm wave fast schon selbstverändliches Ergebnis mit den Restfehler unter 1% Strehlpunkte, wie das Summenbild der Wellenfront-
Deformation zeigt. Fast identisch bei der gleichen Farbe das Strehlergebnis mit dem TS-Flattner, der Einfluß auf die Wellenfront-Deformation ist vergleichsweise gering.

LomoAPO_TS09.jpg

Den TS-Flattner kriegt man hier: http://www.teleskop- express.de/shop/product_info.php/language/en/info/p1010_Universelle-Bildfeldebnung-fuer-Refraktoren-von-f-5-bis-f-8.html
Der LOMO-APO könnte hier gekauft worden sein: http://www.apmamerica.com/index.php? main_page=product_info&cPath=1_3&products_id=40

LomoAPO_TS10.jpg

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Stets zu Diensten!

Habe also gerade mal die Abstände vermessen:

01. Der Primär-Fokus des LOMO-APO's liegt mit 162.2 mm hinter bzw. vor der feststehenden OAZ-Kante. Der bewegliche Zylinder kann bündig in den
___festen Zylinder eingeschoben werden.
02. Setzt man den Flattner in den beweglichen OAZ-Zylinder mit Innendurchmesser 2 inch bzw. 50.8 mm ein, so darf lediglich das Gewinde zu sehen
___sein, die Stirnseite davor ist bündig mit dem beweglichen Zylinder.
03. Die Stirnseite des bewegl. OAZ-Zylinder hat zum festen Zylinder einen Abstand von 38.60 mm und ist für dieses System in seiner opt. Position.
04. In dieser Position wäre der Abstand APO+Flattner (gemessen von der letzten Stirnseite) zum Fokus selbst 115.5 mm. Addiert man die 38.6 mm
___hinzu, dann käme man auf 154.1 mm, und das bedeutet, daß der Flattner den Fokuspunkt um 8.1 mm verkürzt. Der Flattner selbst ist schwach negativ.
Beim Versuch, die Wirkung des Flattners auf das 20 mm Durchmesser Feld eines 10" TAL Klevzow zu untersuchen, ergibt sich, daß ein größerer Abstand
des Flattners vom eigentlichen Fokus das Ergebnis im Feld verbessert - allerdings nicht in der verblüffenden Art wie bei diesem LOMO APO.
Optisch ist es logisch, daß der Flattnerabstand größer sein muß, wenn er Bildfeldfehler gut korrigieren soll, weil ein größerer Teil der Flattnerfläche
zur Wirkung kommt.
LomoAPO_TS04.jpg

Quote:


OK, damit ich das auch richtig verstehe. Du hast also den Flattener an den T2-Adapter geschraubt und diesen dann bis Anschlag in den OAZ geschoben. Dann hast Du so lange gemessen, bis sich das beste Bild einstellte und das ergab dann die 38,6mm am Okularauszug ?



Viel einfacher Thomas,

auf unterem Foto sieht man rechts, also Kamera-seitig ein Gewinde, das in Richtung Kamera zeigt. Der Außendurchmesser hat diesen 2-inch
Durchmesser und paßt daher in den 2" OAZ vom LOMO APO. Damit die Sache einfacher wird, habe ich diesen gesamten Flattner so in den
OAZ geschoben, daß nur noch das Gewinde selbst herausschaut. Muß ja auch, weil man darauf z.B. die Reduzierhülse aufschraubt. Irgendwelche
weitere Hülsen habe ich deshalb nicht verwendet. Man muß also nur von diesem Kameraseitigen Gewinde weiter denken.
Eine Toleranz von 1 mm bei der Flattner Position dürfte reichen.

Ich habe ja nichts anderes gemacht, als den Flattner einzusetzen und den OAZ ganz auszufahren. Da hatte ich bei Durchmesser 20 mm noch
Astigmatismus+Koma. Weil es aber bei solchen Systemen oft einen optimalen Punkt gibt, habe ich OAZ+Flattner nach innen in Richtung Objektiv
verschoben, worauf das Bild immer besser wurde. Bei 38.62 mm (Meßfehler eingeschlossen) erschien mir das Optimum zu liegen.
Natürlich hätte ich abweichende Abstände und ihre Wirkung fotografieren können - in diesem Fall habe ich meinen Spieltrieb gebremst.
(Wenn Du mir etwas Zeit gibst, hole ich das nach)

LomoAPO_TS10.jpg

Quote:

Würde also bedeuten, ich muß mir eine speziell auf die dann entsprechende Länge angefertigte 2"-Verlängerungshülse machen lassen, damit ich in Fokus bin und gleichzeitig die 38,6mm einhalte. Prima ! Und wer macht mir sowas ?



Wenn Du das Flattner-Gewinde angibst und weißt, wie der Kamera-Adapter aussehen soll, bzw. weißt wie weit es von der vorderen Kamera-Kante bis zum Chip ist,
dann dreht Dir das jeder Feinmechaniker. Und der Rest geht wieder über den OAZ. Im schlimmsten Fall kann man das sogar variabel herstellen. Du müßtest also die
Daten Deiner Kamera haben. Für den Flattner müßte es eigentlich Anschlußstücke geben, die aufs Gewinde passen, wie die Reduzierhülse auch.

Hallo Johann,

wenn für ein bestimmtes Refraktor-System der opt. Flattnerabstand gefunden ist, dann ist es egal, von welcher Seite das Pferd aufgezäumt wird.

Hallo notoxp,

Quote:


Aber mal ehrlich: Ich finde das Ergebnis trotzdem überraschend gut für einen "Universal-Flattener". Man darf natürlich keine Wunder erwarten. Grundsätzlich sollten speziell fürs Gerät gerechnete Flattener hier im Vorteil sein...



Auch ein System-Flattner hat eine optimale Position im System, wenn er richtig funktionieren soll. Im übrigend ist nur ausgesagt, daß LOMO APO + TS-Flattner
ein gutes Gespann sind. Bei einer anderen Kombination muß man das erneut prüfen. Im Fall des TAL Klevzow 10 inch ist die Wirkung nicht so deutlich. Da sind
aber auch Welten dazwischen.

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Hallo,

ein Versuch, etwas zur Klärung beizutragen:

Beim 4. Bild ist ein Fokus angegeben. Das ist der Abstand von der letzten Fläche des beweglichen OAZ zum eigentlichen Fokus, wie es sich über
einen Foucault-Test ergibt. Vom Flattner schaut also nur das Gewinde heraus, die Fläche danach ist mit dem OAZ bündig. Diese bewegliche
letzte Fläche des beweglichen OAZ zum festen Teil des OAZ ist in der untersten Übersicht mit X-OAZ angegeben.

LomoAPO_TS21.jpg

Bei den Abständen meiner Kamera - ein älteres Model - würde ich messen von der vordersten Bezugsfläche zum Chip. Mag sein, daß der noch über
eine Glasplatte etc. geschützt ist. Auf mm genau sollte der Wert schon sein.

LomoAPO_TS22.jpg

Für den normalen Bajonett-Ansatz gibt es einen Adapter für M42, der die Verbindung zu weiteren Adaptern erleichtert. Bei anderen Adaptern
müßte man ebenfalls zur oberen Gehäusebezugsfläche die Adapter-Dicke berücksichtigen.

LomoAPO_TS23.jpg

Und so ergibt sich hinsichtlich der oben bereits genannten Abstände folgende Situation:

Obere Reihe:
Fährt man den OAZ bis auf 65.88 mm bis zum Anschlag heraus, hilft der Flattner nicht viel. Bereits 50 mm X-OAZ und weitere 105 mm bis zum Fokus
verbessert das Bild deutlich. Der Astigmatismus ist noch deutlich erkennbar. Ab 45 mm X-OAZ und Abstand 110.3 mm zum Fokus würde schon
funktionieren, weil meine Aufnahme die Situation um 240-fach vergrößert. Siehe deswegen hier:
Untere Reihe:
Das Optimum der Abstände liegt zwischen 40.0 bis 35.0 X-OAZ und damit zum Fokus zwischen 115 und 120 mm. (Bild 4 und 5)
Unterschreitet man den optimalen Abstand auf 30 mm X-OAZ, dann hätte man bereits wieder erkennbaren Astigmatismus.
Übrigens läßt sich der Farblängsfehler schön in den Fokusbildern zeigen, weshalb die Kreuzbalken verschiedene Farben haben.

Bei 30 mm Felddurchmesser wird die Situation nur etwas deutlicher.

LomoAPO_TS24.jpg

Wenn man also für die Kamera die richtige Hülse sucht, dann muß man in jedem Fall den Abstand der Gehäuse-Bezugsfläche zu Chip wissen.
Alles andere läßt sich leicht rechnen. Auch die Abstände sind nicht ganz so kritisch und liegen im Bereich von 5 mm.