A094 Zwei x LOMO Triplett - 80-600

LOMO Triplett - 80/600 mit Überraschung
LOMO A - MC serial XB0013; LOMO B - MC serial XB0006;


Zwei Stunden Auskühlzeit hatte ich dem Objektiv gegönnt - dann war ich neugierig, was Lomo da
fabriziert hätte. Zunächst irritierte mich ein Zentrierfehler in Form einer störenden Achs-Koma. Wenn
die waagrecht liegt, hätte man eine "S"-förmige Verformung der sonst gerad-linien Interferenz-Linien,
was beim Messen gewaltig stört. Abhilfe schafft nur, wenn man die Koma senkrecht stellt mit Kern
bei 12:00 Uhr. Der Dreilinser hatte erst einmal weitere Stunden Zeit, sich zu akklimatisieren. Vorsichts-
halber legte ich das Objektiv über Nacht waagrecht auf den Tisch - was sich sehr zum Vorteil entwickelte.

Sehr viel freundlicher schaute die Angelegenheit am nächsten Morgen aus, und nach der Vermes-
sung eines weiteren baugleichen Objektives, bewegte sich die erste "Glas-Linse" genau dorthin, wo
ich sie anfänglich vermutet hatte: Es können mehrere Gründe eine Rolle gespielt haben. Kälte und
Ölfügung haben einen zeitlichen Zentrierfehler verursacht der durch Raumtemperatur und richtige
Lagerung und etwas Zeit behebbar ist. Ein Zentrierrestfehler könnte über eine leichte Verkippung
des Objektivs kompensiert werden. Prinzipiell miß man nicht exakt auf der Achse und einige
Objektive sind in dieser Hinsicht ausgesprochen empfindsam auf diesen Sachverhalt wie ich am
Beispiel eines TAK Fluorit APO beobachten konnte. Mit einem Teilerwürfel jedoch ändert man die
Farbsituation und den Öffnungsfehler - also verzichtet man darauf, exakt auf der Achse zu
messen.

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Da die Achskoma/Zentrierfehler senkrecht liegt, führt die Koma zu einer bauchigen Verformung der
Interferenz-Linien, je nach Fokuslage. Das Verblüffene dabei ist, wie massiv sich eine falsche Lagerung im
Zusammenhang mit Temperatureinflüssen auf eine Optik auswirken kann. Bei einem zweiten baugleichen
Objektiv trat dieser Effekt nämlich überhaupt nicht auf.

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Die Gelegenheit nutzte ich indes, um mir über die prinzipiellen Testbilder klar zu werden, wenn es sich um
eine deutliche Koma handelt: a) beim Sterntest, b) beim Ronchi-Gittertest und schließlich c) beim Nachweis der
RotationsSymmetrie.

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Zunächst kann man feststellen, daß hier ein deindeutiger APO vorliegt, weil die RC-Indexzahl zwischen 0
und 1 liegt, in diesem Fall bei 0.6511. Diese IndexZahl erhält man, wenn man das geometrische Mittel der
Abstände Blau und Rot von der Hauptfarbe Grün in Beziehung setzt zur Schärfentiefe, die eine Funktion ist
aus AiryDisk und Öffnungszahl. Bei einem Voll-APO muß die Schnittweiten-Differenz der Farbschnittweiten
innerhalb der Schärfentiefe liegen.
Eine weitere Besonderheit ergibt sich aus der geometrischen Lage der Schnittweiten. Weil in diesem Fall
die Farben Blau-Grün-Gelb näher beieinander liegen und Rot davon etwas weiter hinten liegt, wird es
zumindest bei hohen Vergrößerungen als Farbsaum intra- bzw. extrafokal wahrgenommen. Das hängt aber
sehr stark auch von der RC-Zahl ab und zugleich auch von der Größe des Gaußfehlers.

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Jedenfalls ergibt sich beim Foucault-Test ein fast farbfreier Eindruck, was auch damit zu tun hat, daß der
Gaußfehler (siehe die Interferogramme weiter unten) ziemlich gering ausgefallen ist.

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das blaue Spektrum ist erwartungsgemäß leicht überkorrigiert, das Optimum liegt bei der Hauptfarbe Grün,
ganz schwach überlagert von einer Restkoma, Bei Gelb beginnt bereits ganz leicht die Unterkorrektur und bei
Rot erkennt man sie ein wenig deutlicher in Form eines überlagerten "W" über den mittleren Streifen.

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Obwohl das Triplett gerade mal 80 mm Öffnung hat, läßt sich die Auflösung über meinen künstlichen Doppel-
Sternhimmel sehr gut darstellen. Dieser Dreilinser erreicht in jedem Fall sein theoretisches Auflösungs-
vermögen: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=7874

@LOMOTriplett_07.jpg

ES ist schon einiges an Geduld nötig, bis man das Optimum aus einem solchen Objektiv herausgeholt hat.
Auf dem Interferenz-Bild ist zugleich der Idealverlauf eingezeichnet.

@LOMOTriplett_08.jpg

An der 3-D-Darstellung erkennt man die Lage der Koma: Die "S"-förmige Verzeichnung der Streifen liegt
jetzt senkrecht, sodaß die waagrechten Streifen schnurgerade werden - und nur so läßt sich der Farblängs-
sicher ausmessen.

@LOMOTriplett_09.jpg

Der Gesamtstrehl wäre bei 0.986 hervorragend, und wäre der Zentrierfehler ganz auszumerzen, dann hätte man
einen Strehl von 0.994. Das sieht man nur noch mit einer Pinhole von 5 µ unter Höchstvergrößerung von 600-fach.

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Angefügt sei noch der künstliche Sternhimmel, der aus Pinholes von 3-5 µ besteht und dessen Doppelsterne
ich vor langer Zeit unter dem Mikroskop ausgemessen habe.

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Zuletzt noch ein Bild vom "Doppelgänger"

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Am folgenden Beispiel mit der Serien Nummer XB 0006 kann man die Ähnlichkeit bzw. Übereinstimmung mit
dem ersten Objektiv erkennen, deshalb wurde auf eine weitere Kommentierung verzichtet:

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