A088 HCQ 115-1000 hochwertiger Apochromat1Bericht
Mit diesem Apochromaten habe ich 14 Tage später eine regelrechte Überraschung erlebt.
Damit Dr. Schröder für das ATT noch einige Ergebnisse hat, bekam ich kurzfristig ein
Exemplar dieser Optik zum Testen zugeschickt. Es lief also ein bißchen unter Zeitdruck,
was für eine gründliche Prüfung von Optiken oft weniger gut ist, weil man dann bestimmte
Effekte unzureichend würdig. In diesem Fall zeigt eine erneute Prüfung einen etwas
anderen Sachverhalt, den man im Zusatz-Bericht weiter unten nachlesen kann.
Siehe auch hier:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=9416
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=9417
hochwertiger Apochromat HCQ 115/1000
Mittlerweile stehen den Sternfreunden.. eine Reihe äußerst hochwertiger und trotzdem preisgünstiger
Apochromaten zur Verfügung. Ein weiteres Beispiel darf ich mit dem HCQ 115/1000 hier vorstellen, ein
Apochromat, den mir Manfred Pieper vor ein paar Tagen zum Testen zusandte. Der komentierende Text
entsteht in den nächsten Tagen, weshalb ich um etwas Geduld bitte, bis der fertige Text die Bilder "einrahmt"!
Der im Laufe der nun folgenden Untersuchungen interferometrisch nachweisbare marginale Astigmatismus
läßt sich im Labor zwar eindeutig nachweisen, ist aber am Himmel überhaupt nicht mehr zu sehen. Siehe
die Sternscheibchen-Aufnahmen im Doppeppaß bzw. Autokollimation gegen einen Zeiss-Planspiegel.
(* siehe Anmerkung Farbängsfehler Achromat)
Siehe auch:
http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=25532#post25532
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=4567
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=6056
http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=5177
Bei einem Linsen-Fernrohr interessiert besonders die Farbsituation, weil bei Achromaten zwei Spektral-Linien auf eine
Schnittweite zusammengeführt werden, in der Regel die e- und die d-Linie, und dahinter die Schnittweite für die C-Linie
und die F-Linie und kürzere Wellenlängen liegen. Sehr anschaulich bei "Telescope Optics" von Rutten/Venrooij ab Seite 49
Chapter Six, der Refraktor, nachlesbar. Siehe auch diesen Bericht: http://rohr.aiax.de/ref-rutten.htm Um es kurz zu
machen, interessiert u.a. der Farblängsfehler, den man mit Foucault und engen Interferenz-Filtern aber auch sehr gut mit
dem Weißlicht-Bath-Interferometer messen kann. Ausgehend vom Optimum im Bereich der e-Linie (Grün, 546.1 nm wave)
als Nullpunkt fällt die Schnittweite für die F-Linie um 0.06 mm kürzer, also 0.000 06 vom Fokus, während die d-Linie (gelb,
587.6 nm wave um 0.04 mm hinter grün und die C-Linie (rot, 656.3 nm wave) um 0.07 mm hinter grün liegt. Zwar
verschwindend klein, aber sicher meßbar.
Der Sterntest bleibt erfahrungs-gemäß ein Grobtest, der bei einem ausgefeilten Apochromaten eigentlich überflüssig ist.
Man sieht aber trotzdem sehr schön die Beugungsringe und nahezu identische Sternscheibchen intra- wie extrafokal.
Es wird ein bißchen viel Wind um diesen Test gemacht, weil es halt einige Marktschreier so wollen. Für die exakte
Untersuchung eine Apochromaten ist dieser Test schlichtweg überfordert.
Sehr viel eindeutiger fällt der Ronchi-Gitter-Test mit einem chrombeschichteten Liniengitter 13lp/mm (das liegt in der
Gegend vom 330 lp/inch). Beim Ronchi-Gitter ist die exakte und scharfe Kante sehr wichtig, weswegen fotografische
Gitter nicht so optimal funktionieren. Auf unseren HCQ 115/1000 bezogen läßt dieser Test bereits folgende Aussagen zu:
F-Linie(blau): Leicht überkorrigiert mit 0.7% vom Strehlwert (alle Fehler: Strehl = 0.926, - Überkorrektur Strehl = 0.937
- Astigmatismus Strehl = 0.981) Also eigentlich perfekt hinsichtlich der Sphärochromasie.
e-Linie(grün): bereits hauchzart unterkorrigiert, also bereits mit Ronchi und Foucault gut nachweisbar, dieser "Fehler"
hat aber auf das Strehlergebnis keine Auswirkung, in diesem Bereich hat dieser konkrete HCQ Apochromat sein Optimum.
d-Linie(gelb): geringfügig deutlicher unterkorrigiert, zumindest über Ronchi und Foucault nachweisbar, eigentlich
deutlicher zu erkennen, wie auf den Farab-Interferogrammen.
C-Linie(rot): Da wird es noch ein bißchen ausgeprägter und nimmt eine Strehl-Differenz von 3.3% zu Lasten der
Unterkorrektur an. Würde man hier den Astigmatismus abziehen, käme man auch auf Strehl = 0.959, der Rest ginge
an die Unterkorrektur und 0.7% zu Lasten der Restkoma. Da man davon ausgehen muß, daß ich eines der ersten
Objektive zum Testen bekam, werden sich diese Parameter vermutlich noch optimieren lassen. Der TMB-Apo bekommt
also Konkurrenz.
An diesen Foucault-Aufnahmen läßt sich die Empfindlichkeit des Foucault-Testes wunderbar demonstrieren, da man die gerade eben beschriebene Situation mit diesem Test gut herausarbeiten kann.
Der Spalttest, ist eigentlich mehr ein Erfahrungs-Test durch den Vergleich mit vielen anderen Ergebnissen. Jedenfalls sind
die Aufnahmen sehr schwer zu optimieren aber auch zu reproduzieren. Mal sehn, ob die Olympus Camedia C-5050 Zoom
mehr kann, als die jetzige Camedia C-2040, auch die Meßtechnik selbst wird auch ständig optimiert, weil es eben meine
Hobby-Nische ist.
Hier nur die verkleinerten Referenz-Interferogramm für die untersuchten Spektral-Linien.
Und natürlich die Auswertung in der optimalen Wellenlänge bei grün. Um nicht die Theoretiker zu "füttern", die ja nur aus
Angst vor nachlassenden Umsätzen nach dem Haar in der Suppe suchen, habe ich also alle Fehler zugelassen und dann
wahlweise Coma, Astigmatismus und Unter-/Überkorrektur deaktiviert, um möglicher Verbesserung auf die Spur zu
kommen. Hier zeigt sich auch, daß ein Zygo-Certifikat sich einseitig auf 532 nm wave oder 632.8 nm wave einengen
würde, also bei hoher Auswert-Genauigkeit dann doch zu wenig Information preisgibt.
Hier bewährt sich Massimos Programm AtmosFringe, das sich für derartige Analysen wunderbar verwenden läßt und sehr
sicher beim Fringe Autotracing seinen Dienst erledigt, fast ohne jede Nacharbeit, vorausgesetzt, man hat "saubere"
Streifenbilder.
Die Wellenfront-Darstellung zeigt ebenfalls alle aktuellen, besprochenen Fehler.
Auch diese Funktions-Darstellung läßt sich hinsichtlich der festgestellten Fehler noch verbessern.
Für die Einschätzung von RoC-Interferogrammen zeichnet AtmosFringe das ideale Streifenbild ein, das man natürlich auch
hier nutzen kann. An diesen Linien erkennt man also die Abweichungen, die das perfekte Interferogramm noch verhindern.
Es ist nicht mehr viel.
Übrigens ist mir aufgefallen wie genau sowohl die Längsaberration im Design mit der Wirklichkeit übereinstimmt
Blau fällt tatsächlich kürzer und ist überkorrigiert, perfekt wäre dieses Objektiv zwischen blau und grün, grün
ist bereits hauchzart unterkorrigiert, gelb und rot natürlich anteilig jeweils stärker. Auch der farbabhängige
Öffnungsfehler korrespondiert mit dem Kurvenverlauf würde mit dem Ronchi-, dem Foucault-Test und den
Interferogrammen übereinstimmen.
* Anmerkung Farbängsfehler Achromat
Zitat:
http://en.wikipedia.org/wiki/Chromatic_aberration http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/8/80/Achromatic_focal_curve.jpg http://rohr.aiax.de/ref-rutten.htm http://rohr.aiax.de/ref-rutten03A.jpg http://rohr.aiax.de/ref-rutten03B.jpg http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=5781 Im Falle eines TMB-FRaunhofer-Objektivs 152/1200 liegt der Farblängsfehler für C-Linie(rot) 656.3 nm wave mit 0.7 mm hinter gelb/grün = 0 und die F-Linie(blau) 486.1 nm wave mit ca. 1.3 mm hinter dem Nullpunkt, was zu den bekannten Farbsäumen und Kontrastverlusten bei Achromaten führt. |