A080 Takahashi TOA 130-1000 Spannend bis zum Schluß + ZentrierAnleitung

TOA 130 Spannend bis zum Schluß    

Es ist ein sehr farbreiner APO, der zur Kategorie "Super-APO" gezählt werden müßte, wenn es diesen Begriff gäbe.
Immerhin gibt es Händler, die diesen Begriff ohne Scheu auf den Front-Ring "meißeln" lassen. Ins Schleudern kommt
man bei diesem APO, wenn man die richtigen Schraub-Paare für die Kollimation der Objektivs zum Tubus sucht, und
dabei die falschen drei 120° versetzten Kollimierungs-Schrauben benutzt - weil sie dummerweise leichter zugänglich
sind, statt die richtigen, aber leider versenkten Kollimierungs-Schrauben zu benutzen.
Der TOA von Takahashi hat verblüffenderweise eine Front-Linse, über die man sowohl Koma, aber auch den Gaußfehler,
eventuell sogar den Farblängsfehler beeinflussen kann. Auch sollte man diese Zentrierschrauben höchst feinfühlig
behandeln, wenn man sich keinen Astigmatismus einhandeln will.

Der Versuch, das Objektiv zum Tubus zu kollimieren führte also erst einmal zu einer deutlichen Achs-Koma: Das Ergebnis eines
heftigen Zentrier-Fehlers, weil ich die falschen Schrauben erwischt hatte. Bereits für diesen Fall ist es wichtig, sich protokoll-artig
die, (wenn auch falschen) Schritte einfach einzuprägen. Das führte in der Folge dazu, daß wir das Objektiv ganz vom Tubus
lösten, um es erst einmal wieder sauber zu zentrieren: nach dieser Methode. Siehe auch Bild weiter unten und den Link. Jedenfalls
war die zunächst heftige Achs-Koma, im dritten Bild zu sehen, ziemlich schnell wieder behoben. Dem Sternfreund war derweil das
Herz wer weiß wohin gerutscht.

@TOA130Ned_01.jpg

Zunächst konnten wir uns die insgesamt sechs Zentrierschrauben-Paare nicht erklären bzw. dieren Zuordnung. Auch der mit
einem schwarzen Textilband überklebte Spalt zeigte auch nicht gleich den vorderen Halte-Ring der Frontlinse . Wenn man
sich also an den falschen Zentrierschrauben vergreift, weil sie leichter zugänglich sind, der bekommt ein Problem. Vielleicht macht
der jeweilige Händler auf diesen Sachverhalt aufmerksam. Andererseits läßt sich das Objektiv bei Höchstvergrößerung exakt
zentrieren: Nur wenn man die Schrauben "anknallt" handelt man sich bereits wieder Astigmatismus ein. Auch das haben wir durch-
exerziert. Kontrollieren läßt sich das aber spätestens über die Interferogramme selbst, sodaß schließlich ein perfektes Ergebnis
zu erwarten war.

@TOA130Ned_02.jpg

Linsen reagieren auf Verkippung sehr sensibel, wie man am Streifenbild gut erkennen kann. Es war eine heftige Achskoma ent-
standen, die den Strehl auf 0.154 drückte und senkrecht orientiert war, was die Rückzentrierung einfach machte, also Sache
von nur einer Zentrierschraube war. Mit einer Pinhole von 5 Mikron läßt sich das genau verfolgen.

@TOA130Ned_03.jpg

Der folgende Link beschreibt das Verfahren, wie man ein Objektiv vor dem Planspiegel kollimieren kann. Das folgende Schema Bild
zeigt, wie man sich danach am Koma-Kern orientieren kann, der zum Schluß zentriert in der Mitte erkennbar sein muß. Dabei
sollte man aber aufpassen, daß man möglichst exakt auf der opt. Achse bleibt, da sonst noch Astigmatismus kombi-
niert mit Koma aus dem Feld dazukommt. Im Normal-Fall hat man es mit Abstands-Plättchen zu tun, hier waren es Zentrier-
Schrauben. Trotzdem tut man gut daran, sich bei jedem Schritt der Wirkung zu vergewissern. Was also eine bestimmte Schraub-
Bewegung bzw. Stauchung bewirkt. Das funktioniert bei jedem Objektiv ein wenig anders - leider.

Zentrier-Schritte eines Refraktors vor dem Planspiegel/Flat, Kollimation, Align
@TMB_Nr105_60.jpg

Nach erneuter und erfolgreicher Zentrierung ließ sich endlich der TOA begutachten, wobei sofort auffällt, wie farbrein dieser APO
ist mit einer Rest-Chromasie-Indexzahl von 0.2253 . Das wäre bereits die Kategorie der "Super"-APO's.

@TOA130Ned_04.jpg

Ein leichter Öffnungsfehler liegt über dem System, wie man an allen Testbildern erkennen kann. Dabei sind die Foucault-Bilder den
Ronchibildern entsprechend zu deuten, was für das Auge etwas schwierig ist: Die Mitte wäre eine kleine Mulde und der Rand
ebenfalls eine flache Rinne, analog den IGrammen, wenn man von oben auf den mittleren Streifen als Profil-Linie schaut. Außer
dem blauen Spektrum fallen die übrigen Farben in nahezu einer Schnittweite zusammen. Das erklärt auch den fehlenden Farb-
saum bei den Sternscheibchen-Aufnahmen im Bild vorher.
Das Foucaultbild in der 1. Spalte zeigt fast keine Farbe mehr - ein Beweis für die hohe Farbreinheit, das Ronchibild in gleicher
Weise. Beim Interferogramm zeigt der dunkle mittlere Streifen, die Farbreinheit, wenn er sich bis zum Rand verfolgen läßt.
Fokussiert und fixiert wurde auf die Hauptfarbe Grün. Auch damit kann man erkennen, daß nur bei Blau die Streifen ein wenig
nach oben abkippen, was die kürzere Schnittweite erklärt. Ein Objektiv mit einem sehr kleinen Gaußfehler und fast perfekt hin-
sichtlich des Farblängsfehlers.

@TOA130Ned_05.jpg

Eingebaut in den Tubus war uns die Koma noch zu groß, sodaß auch dieser Rest von ca. 1.5% Strehlpunkte auf 0.002% Strehl-
Punkte reduziert werden konnte. Auch ein Rest-Astigmatismus verschwand, als die Kollimierungs-Schrauben etwas gefühlvoller
angezogen waren. Das Objektiv reagierte bereits auf zuviel Druck von außen: Es sind also immer mehrere Ursachen, an die
man denken muß. Nur am Himmel wird man solche Feinheiten nie entdecken. Mit diesem Interferogramm endlich war
ich zufrieden.

@TOA130Ned_06.jpg

Die 3D-Wellenfront-Deformation zeigt in der Summe alle Rest-Fehler.

@TOA130Ned_07.jpg

Isoliert der Öffnungsfehler, den man auch als leichte Unterkorrektur interpretieren kann. Hier wäre der Abstand der Frontlinse
zu beeinflussen - dürften wenige Mikron sein.

@TOA130Ned_08.jpg

Und hier isoliert der Rest-Astigmatismus von 0.018% Strehlpunkte, der auch dadurch entstehen kann, daß man nicht exakt auf
der Achse gewesen ist, da im Feld ein Objektiv in der Regel mit Astigmatismus reagiert. Jedenfalls so kleine Beträge, die man am
Himmel nicht wahrnimmt.

@TOA130Ned_09.jpg

Und hier die Gesamtsituation des Objektivs: Unten eingeblendet die jeweilige Größe bzw. der Anteil der jeweiligen Restfehler. Viel
Arbeit würde man hineinstecken müssen, um diese auf Null zu bringen :smartass:

@TOA130Ned_10.jpg

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Zur Zentrierung eines TOA noch ein paar Anmerkungen:

Zunächst muß man sich vergewissern, daß man die Zentrierschrauben des Objektivs benutzt, und nicht die Tubus-Zentrierschrauben. Diese Verwechslung passierte mir
auch einmal. Dann gilt grundsätzlich, daß man über jeden Schritt peinlich genau Protokoll führt.

@TOA130Ned_01.jpg

Es handelt sich also um die Zentrierschrauben der Frontlinse.

@TOA130Ned_02.jpg

Man braucht einen künstlichen Stern im Abstand von ca. 20 m. Den betrachtet man mit möglichst hoher Vergrößerung z.B. Fokus/2.
In der Mitte des Bildfeldes muß die Sternscheibchen-Figur exakt rotations-symmetrisch sein. Man erkennt einen "Koma-Kern" und
bei Dejustage dezentrische "Lichtringe". Diese Figur gilt es zu einer rotations-symmetrischen Figur zu zentrieren.
Die drei Zugschrauben benennt man mit Za, Zb und Zc, die paarweise Druckschrauben mit Da, Db und Dc. Auch die Drehung selbst
muß man festhalten: Also entweder mit oder gegen den Uhrzeigersinn.
Hat man sich so vorbereitet, dann protokolliert man jede Einzeldrehung mit der Auswirkuung auf die Optik selbst. Damit bekommt man
schnell eine Anleitung, wie das jeweilige Objektiv zentriert werden muß. Entscheidend ist das bewußte, kontrollierte Arbeiten !!!

@TMB_Nr105_60.jpg

Am nächsten Bild läßt sich erkennen, daß eine Dezentrierung in Richtung 14:00 Uhr vorliegt. Das gilt aber nur, wenn man exakt in Feldmitte beobachtet,
da sonst Fehler im Bildfeld oder vom Okular zum Zuge kommen.

@TOA130Ned_04.jpg

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