A061 TMB APO Nr 056 LZOS for TMB 130-1170 RC_Index 0_1809

LZOS for T.M.B.

Ein sehr farbreiner APO, überdurchschnittlich gut im Vergleich zu anderen TMB-APO's. Sein Besitzer schwärmt regelrecht von dieser Qualität - und
fast hätte ich diesen Bericht vergessen zu schreiben. Ich hatte ja schon einige dieser Superlative hier.

Die e-linie und 510 nm wave fallen hinsichtlich ihrer Schnittweite in einem Fokus zusammen. Vor der Hauptfarbe Grün liegt Rot und Blau, hinter Grün in kurzem
Abstand Gelb. Diese Anordnung und die kurzen Schnittweiten-Differenzen wären also der Grund für diese Farbreinheit. Das Objektiv ist hauchzart unterkorrigiert,
was man dem Sternttest sofort ansieht.

LZOS_TMB01.jpg

TMB-APO's liegen hinsichtlich RC_Index zwischen 0.2 und 0.5, was in diesem Fall der "Ausreißer" nach oben ist.

LZOS_TMB02.jpg

Der Lichtring intrafokal und der leicht ausgefranste Rand extrafokal wären ein Hinweis auf die leichte Unterkorrektur, die man auch beim Foucaulttest erkennen kann.
Beim Artificial Sky Test wäre der erste Beugungs-Ring ein Hinweis, wieviel Koma bzw. Astigmatismus im Spiel ist. Wenn dieser Ring möglichst geschlossen ist, wäre
eine Optik perfekt. Ein Vergleich mit der 3D-Darstellung der Wellenfront-Deformation ist also durchaus interessant.
Nach der Rayleigh Formel hätte dieser APO 1.064 arcsec Trennvermögen. Die Fotografie zeigt bei angenommenen 6µ Sternabstand den gleichen Wert.
Würde man hingegen den durchaus wahrscheinlichen Wert von 5µ einsetzen, so hätte man eine Auflösung von 0.88 arcsec und vermutlich trennt dieser
APO tatsächlich besser als der theoretische Wert, was natürlich auch etwas mit dem Seeing zu tun hat.

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Die flache Zone bei ca. 80% vom Durchmesser zeigt der Foucault-Test. Von dort erkennt man den ganz flachen Kegel zur Mitte, der über die Unter-
korrektur entsteht. Auch am Ronchi-Bild läßt sich dieser Sachverhalt ablesen. Etwas deutlicher zeigt dies der Lyot-Test, jedoch ohne irgendwelche
Rauhheits-Strukturen, die den Kontrast mindern würden.

LZOS_TMB04.jpg

Weil über dem System eine geringe Unterkorrektur liegt, ist demzufolge Blau nur gering überkorrigiert, während Rot etwas deutlicher unterkorrigiert
erscheint. Blaugrün (510 nm wave) und Grün (546.2 nm wave) hingegen sind perfekt, unterscheiden sich jedoch trotzdem bei der Auswertung.

LZOS_TMB05.jpg

Das Referenz-IGramm bei 546.1 nm wave und dazu eingezeichnet mit gelben Linien das Ideal-Interferogramm - also keine große Abweichung
erkennbar.

LZOS_TMB06.jpg

Die Wellenfront-Deformation hätte große Ähnlichkeit mit dem Zertifikat von LZOS, wenn man die 3D-Darstellung um ca.120° dreht. Dabei fällt auf,
daß bei den LZOS Certifikaten nie ein Interferogramm abgebildet ist. Das hat vermutlich seinen Grund in der Kontroll-Wut bestimmter Foren-
user, die sich sofort auf solche IGramme stürzen würden. Auch vermeidet man damit die Diskussion um die Wiederholgenauigkeit, da ja nicht
bekannt ist, wieviele Interferogramme für die Zertifizierung herangezogen werden, also ob. z.B. eine Mittelung aus mehrere IGrammen
zugrunde gelegt ist. Am liebsten würden manche selber zertifizieren - schlechter natürlich. Auch solche Zertifikate landen dann sinnigerweise
wieder bei mir, und werden sorgfältig aufgehoben.

LZOS_TMB07.jpg

Diese Energieverteilung in der Point Spread Function Darstellung ist die Ideal-Form bei jedem guten APO und direkt vergleichbar mit dem
Artificial Sky Test.

LZOS_TMB08.png

Abhängig von der Meßwellenlänge erreicht meine Auswertung bei 532 nm wave das gleiche Ergebnis wie im LZOS Zertifikat

LZOS_TMB09.jpg

Bei der etwas längeren Wellenlänge von 546.1 nm wave hätte man mit 0.988 Strehl sogar noch ein besseres Ergebnis. Nun wird das die
Freunde mit der "Wiederholgenauigkeit" nicht überzeugen, aber beide Strehlwerte sind für die Beobachtung des Sternhimmels hervorragend.

LZOS_TMB10.jpg

Mit dieser Übereinstimmung zum LZOS Test Report kann ich gut leben.

LZOS_TMB11.jpg

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Hallo notoxp,

ich bin zwar kein Optik-Designer, aber mit einem Zweilinser und einem f/9 Öffnungsverhältnis wäre diese Farbreinheit und nochmehr die Anordnung der
Farbschnittweiten nicht zu schaffen. Außerdem beweisen je zwei Plättchen über dem Druckpunkt, daß es drei Linsen sein müssen. Die Zentrierung der-
artiger Linsen ist nicht trivial, weil zunächst 2. und 3. Linse exakt zentriert werden müssen, bevor man sich mit den Plättchen der 1. Linse befasst.
Das Zeiss-B Objektiv wäre so ein typisches Beispiel, weshalb dort zwischen 2. und 3. Linse oft ein Glasring als Distanzring eingebaut wurde. Es ist noch
heute das farbreinste Objektiv, das je gebaut worden ist.

LZOS_TMB12.jpg

Diese Diskussion hatten wir hier einmal: SkyWatcher Equinox schlägt alles - "den kauf ich mir!"
1. Link: Welche Öffnung gilt? Blenden im Tubus reduzieren die Apertur.
(Der Trick bestand in einer okularseitigen Blende, die die Öffnungs reduzierte)
2. Link: Systemvergleich + meßtechnische Darstellung: Doublet ED APO vs. Triplet APO:

Farblängsfehler bei Refraktoren : Schema bei Doublet, Triplet, Super APO Sekundäres Spektrum FH, Halb-APO, APO
Besonders der letzte Link zeigt schematisch die Schnittweiten-Differenz der jeweiligen Spektralfarben des visuellen Spektrums
im Unterschied eines Zwei-, Drei- und Vierlinsers. Mit einem Zweilinser geht folgende Farbanordnung nicht:
C-Linie (-23µ), F-Linie (-8µ), 510 (0), e-Linie (0), d-Linie (+10µ)



ref-rutten03D.jpg

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Quote:

Warum sieht man die eigentlich nicht als Abschattung im Interferogramm?


Das wäre ein Schönheitsfehler, wenn man das sehen würde. Der Linsendurchmesser ist so groß, daß die Plättchen
außerhalb der Blenden liegen. Und schon stören sie optisch nicht mehr. Andernfalls hätte man so dumme Strahlen,
ein Effekt wie ihn auch die Spinne bei Newton-Systemen erzeugt. Wenn Du aber mal ganz genau hinschaust, dann
siehst Du sie doch bei 13:00 Uhr, 16:30 Uhr und 08:30 Uhr sowohl beim Foucault und Lyottest. Zur Sicherheit dann
nochmals mit dem allerersten Bild oben vergleichen. (Hier übrigens auch: farbiges IGramm oben links)

LZOS_TMB04.jpg

Wenn Du zusätzlich trotz perspektivischer Verzerrung Dir mal die Plättchen, den dahinterliegenden Druckpunkt und die dahinterliegenden Ringblende anschaust,
dann verschwinden die Plättchen fast ganz hinter dieser Blende. Und das ist volle Absicht.

LZOS_TMB12.jpg