A057 TMB 100-800 Nr 169-22 sehr farbrein

TMB 100/800 Nr. 169-22 sehr farbrein
siehe auch: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=5177

Wer so einen APO besitzt, sollte sich davon nie mehr trennen. Man wird heute schwerlich ein
derartiges farbreines Objektiv bekommen, wie ein erster Sterntest bei 177-facher Vergrößerung
schlagartig deutlich machte. Unter den TMB's eine sehr farbreine Variante.
Allerdings war die Justage zum Tubus leicht verkippt, was ein Sternfreund mittels Kollimator moniert hatte.
Und weil dieser Tubus zwar keine Justiermöglichkeit für das Objektiv vorsieht, hat man aber die Möglichkeit,
das Spiel der Befestigungs-Schrauben von ca. 0.5 mm zur Justage zu mißbrauchen, was völlig ausreichte,
weil es sich um ca. 0.2 mm Verkippung/Durchmesser handelte.

@TMB-SpKu01.jpg

Der Sterntest eignet sich als Übersichtstest besonders gut, weil man bei ihm besonders im doppelten
Durchgang nahezu alle Fehler ablesen kann. Fehlende Farbsäume intra- bzw. extrafokal lassen auf eine
hohe Farbreinheit schließen, damit bildet sich fokal die Pinhole sehr randscharf ab. Ist zudem das defokussierte
Sternscheibchen gleichmäßig weißlich ausgeleuchtet, dann bestätigt das die Farbreinheit und die perfekte
Fläche, weitestgehend ohne Störungen.

@TMB-SpKu02.jpg

Ein weiteres Mal wird das über den Foucault-Test deutlich, da die Messerschneide etwa in der Mitte des
sekundären Spektrums liegt und damit bei Refraktoren farbige Bilder entstehen, abhängig von der Schnitt-
weite der Spektralfarben und dem überlangerten Gaußfehler. Je spiegelähnlicher, also weißlicher das Ronchi-
Gramm, umso farbreiner wiederum die Optik. Der Lyot-Test macht die allerfeinsten Strukturen sichtbar, aber
auch da gibt es keinen Grund an diesem APO zu zweifeln.

@TMB-SpKu03.jpg

Der Gaußfehler führt zu dieser Farbverteilung im oberen Foucault-Bild, sodaß links ein bläulicher Zonenring
bis ca. 80% von außen zu sehen ist und rechts hingegen von 0 -60%. Im Ronchi-Bild sind deshalb im
blauen Spektrum die Linien bauchig, was eine Überkorrektur anzeigt und kissenförmig im roten, was eine
Unterkorrektur anzeigt. Koma und Astigmatismus läßt sich mit diesem Test nur darstellen, wenn dieser
Fehler gravierend wäre.

@TMB-SpKu04.jpg

Beim künstlichen Sternhimmel und Pinholes von 3-5µ lassen sich bei Höchstvergrößerung von 800-fach
alle Fehler eindeutig zeigen, auch wenn sie noch so klein sind. In diesem Fall wäre es die Coma als
Restfehler und sie liegt hier nahezu waagrecht. Die Coma mindert am stärksten den Strehl um ca. 0.012 Strehl.

@TMB-SpKu05.jpg

Typisch für dieses Design ist, daß die Schnittweite von Rot am kürzesten fällt und grün, gelb und Blau sehr
dicht beieinander liegen. Verglichen mit meinem eigenen TMB liegt Rot nur 13µ von den übrigen Farben ent-
fernt, bei mir waren es ca. 40µ. Und damit erklärt sich die enorme Farbreinheit.

@TMB-SpKu06.jpg

Die Hauptfarbe Grün ist zugleich das Optimum, bei meiner Auswertung kommt diesmal sogar ein besseres
Ergebnis heraus.

@TMB-SpKu07.jpg

Im Certifikat unten links ist ausgewiesen, wie sich der Strehl verändert, wenn man sowohl Astigmatismus
wie Coma deaktiviert: Coma bleibt der Haupt-Restfehler und wäre ein Fall für die Zentrierung, wenn man es
auf die Spitze treiben wollte. In diesem Falle nicht mehr sinnvoll.

@TMB-SpKu08.jpg

Hier fällt das Ergebnis geringfügig schlechter aus. Ungeachtet dessen läßt sich eine gute Übereinstimmung der
quantitativen Meßergebnisse beobachten.

@TMB-SpKu09.jpg

Auch hier zeigt das 3-D-Bild als Restfehler die Coma an mit einem "Hauch" von Astigmatismus.

@TMB-SpKu10.jpg

Diese Restfehler lassen sich getrennt betrachten:
A: den Rest-Astigmatismus unter Abzug von Coma

@TMB-SpKu11.jpg

B: die Rest-Coma unter Abzug von Astigmatismus

@TMB-SpKu12.jpg

Das Objektiv selbst wäre augenblicklich gut kollimiert, solange nicht ein ziemlich unsanfter Stoß die Sache
wieder leicht dekollimiert. Am Himmel merkt man sowas selten bis nie - aber natürlich unter Labor-Bedingungen.