A041 Astro Physics Starfire EDT APO 155-1395 Super-APO anno 1990 f9

APO von Astro Physics mit Glasweg sehr farbrein

Vor 17 Jahren wurde dieser APO von Astro Physics gekauft, er ist heute u.a. durch größere Öffnung überholt, denn f/9
lockt heute keinen mehr, obwohl die farbreinsten Zeiss-B Objektive bei f/15 angesiedelt waren. Ohne Glasweg wäre
dieser STARFIRE ein "normaler" APO mit einer RC_Indexzahl von 0.8817 - eigentlich keine besondere Information. Da
aber dieser APO offenbar mit Glasweg konzipiert wurde, wie es das früher oft gab, dann entwickelt dieser "Super"-
APO, wie man das heute nennt, seine volle farbreine Brillianz. Dieser Sprung ist sehr beachtlich und überraschend. In
die damalige Zeit paßt dieses Konzept "mit Glasweg" offenbar.

Im Berichte/IndexVerzeichnis von A032 bis A040 weitere Berichte.

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Hier auf diesem Forum haben wir eine Diskussion über den Sterntest geführt, nachdem das Suiter-Buch Star Testing Astronomical
Telescopes in die zweite (verbesserte ) Auflage gegangen ist. Dem Tommy zuliebe habe ich gegen meine Überzeugung den Stern-
Test etwas extensiver betrieben, wobei ich vom Grundsatz ausgehe, welche Informationen liefert mir der Sterntest mehr und
besser, als andere Tests.
A) mit dem Artificial Sky 3-5µ Pinholes , als Auflösungs-Test im Fokus, könnte ich die Zentrierung beurteilen, vorhandenen,
signifikanten Astigmatismus, weder Farblängsfehler noch Gaußfehler, und mit einem Grün-Filter wäre dann die Farbinfo weg,
und die Auflösung naturgemäß besser für ca. 550 nm wave. Das übrige Spektrum wäre abgeschnitten.
B) mit dem "normalen" Sterntest 20µ Pinhole bei mittlerer Vergrößerung könnte man den Farblängsfehler, die sphärische
Aberration, und grobe Flächen-Auffälligkeiten erkennen, bei den China-Klassikern durchaus sinnvoll, für APO's aber unbrauchbar.
BeugungsRinge zu erzeugen wäre kein Problem, nur was liefern sie für Informationen, was andere Testbilder nicht viel einsichtiger
zeigen?

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Also geht man mit 700-fach in die Höchst-Vergrößerung 5µ Pinhole, die man am Himmel nie realisiert und erzeugt so prickelnde
Scheibchen in Fokus-Nähe mit schön viel Beugungs-Ringen. Bunt und deswegen auch verwaschen sind diese, extrafokal etwas
besser definiert, grün-gefiltert etwas klarer, trotzdem intrafokal erneut stärker verwaschen. Was bitte, läßt sich nun daraus
ablesen? Weil mir also der Versuch, daraus sich nun ein Urteil bilden zu wollen, als doch sehr abenteuerlich erscheint, schiebe ich
deshalb alle die Tests nach, die sehr viel einleuchtender bestimmte Eigenschaften/Rest-Fehler markieren

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Wir haben es mit einem 17-jährigen APO zu tun, den man ohne Arg zunächst ohne Glasweg untersucht: mit einem Weißlicht-
Interferogramm - später (mit Glasweg ausgestattet) nocheinmal mit einem Weißlicht-Interferogramm. Für den Betrachter ist
der Unterschied offenkundig. Während ohne Glasweg die mittleren Streifen ab ca. 60% in Farbe enden, zieht sich mit Glasweg
der mittlere Streifen nahezu bis zum Rand als dunkle Linie durch. Da der Kugelspiegel im Krümmungsmittelpunkt als perfekter
farbreiner APO gilt, kann man sich anschauen, wie das beim Kugelspiegel aussieht:
Kugelspiegel als IdealForm eines Super-APO's, RGB-Farben aus WeißLichtIgramm, Bericht
Je dunkler die mittleren Interferenz-Streifen bis zum Rand verlaufen, umso farbreiner ist offenbar eine Optik. Damit beantwortet
sich auf einfache Art die Frage, ist dieser APO mit oder ohne Glasweg konzipiert bzw. besser. Wer sich nur mit dem Foucault-
Test versteht, ist auch nicht chancenlos, so er einen helleren 10µ breiten Lichtspalt benutzt. Ohne Glasweg teilt dieser Test
das sekundäre oder tertiäre Spektrum bereits stärker in die beiden farbigen Hälften, wie es in einer Zusammenfassung hier dar-
gestellt wird: Thema FarblängsfehlerTafel1:Prinzip, Tafel 2:Foucaultbilder Je deutlicher die Trennung, umso farbiger ein
Objektiv.


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Noch farbreiner wirkt im Lyot-Test der Unterschied mit und ohne Glasweg.

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Nun käme der Gaußfehler bzw. der Farbabhängige Öffnungsfehler ins Blickfeld. Nach Lehrbuch soll ein guter APO im grünen
Spektrum perfekt sein: Thomas Back: Apochromasie, im kurzen Spetrum über-korrigiert, im langen Spektrum unterkorrigiert
sein. Thomas Back gibt die Abweichung in Strehl bzw. PV-Werten an. Man kann sich diesem Blickwinkel auf zweierlei Arten
nähern: Besser ist es, nach einem Weißlicht RonchiGRamm InterferenzFilter zu verwenden zur Darstellung der Über/Unterkorrektur.
Etwas ungenauer (im roten Spektrum) wäre die zweite Möglichkeit, das "Farb"-Bild in seine RGB-Farben zu zerlegen, da in
diesem Bild die Farbinformation des Gaußfehlers steckt. Überlagert wird dieser Sachverhalt allerdings durch den Farblängsfehler.
Was sich nicht gravierend auswirkt.

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Zur Darstellung des Glasweges benutze ich BK7 Probegläser, die ca. 50 mm Länge haben, das übliche Maß für den Glasweg -
2-inch.

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Mit dem Weißlicht Bath Interferometer - nach ca. 20 Jahren mittlerweile auch entdeckt auf dem A-Forum - lassen sich die Farb-
situation eines Refraktors einsichtig darstellen. "M"- oder "W"-förmige Verbiegung der mittleren Interferenzlinien sind ein Hinweis
auf Über- zw. Unterkorrektur, das Abkippen der Streifen nach oben bedeutet, kürzere Farbschnittweit, bzw, nach unten
bedeutet längere Schnittweite. Fokussiert wird auf die Hauptfarbe Grün. Auch damit wird die Farbreinheit sehr augenfällig dar-
stellbar. Kann das der Sterntest? Fokussiert man im zweiten Schritt auf jede Spektralfarbe in der 70.7 % Zone, dann kann man
mit Hilfe einer 0.001 mm genauen Meßuhr am genauesten die jeweiligen Farbschnittweiten ausmessen und über einen Algo-
rhythmus eine RC_Indexzahl ermitteln. Ohne Glasweg für einen APO ein nicht so herausragendes Ergebnis.
Gaußfehler u. Farblängsfehler bei Weißlicht-IGrammen

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Über das Abkippen der Streifen ohne Glasweg gegenüber mit Glasweg wird erneut die Farbreinheit unterstrichen, die man bei
Verwendung eines ZenitPrismas bei diesem "Super" APO bekommt. Die zwei hellen ReflexPunkte stammen vom Glasweg selbst.
Die Schnittweiten fallen deutlich kürzer zugunsten der Farbreinheit - oben bereits über das Farb-Interferogramm deutlich
gezeigt.

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Das Optimum bei diesem APO liegt bei ca. 587.6 nm wave der d-Linie in der Fraunhofer-Systematik. Auch wenn es nur Rest-
fehler sind, kann man sowohl die senkrecht gestellte Achskoma, wie Reste von Astigmatismus unten bei 06:00 Uhr erkennen.

Die folgende Auswertung entstand ohne Glasweg:

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Ein Strehlwert von 0.987 ohne jeden Abzug bei einem PV-Wert von Lambda/10.4 wäre die vielbeschworene TMB-Qualität - nur
die gab es damals noch gar nicht. Übrigens wäre das grüne Spektrum bereits leicht überkorrigiert.

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Im Wechsel kann man sich nun den Einfluß der Restfehler durch Deaktivierung anschauen : Es sind in etwa gleichgewichtige Rest-
Fehler, am Himmel längst nicht mehr darstellbar.

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Und damit bin ich wieder am Anfang: Wozu taugt er denn nun, der Sterntest? Wenn es ein grottenschlechter Spiegel aus
Englands Norden, oder aus der Kante von Venedig ist, dann mag man mit dem Sterntest noch was feststellen können. Wenn es
ein Wald- und Wiesen Fraunhofer ist, dann sieht man einen schönen Farbsaum. Die älteren China-Refraktoren hatten Flächen-
fehler, da hilft der Sterntest. Das war es aber schon. Eine differenzierte Analyse ist mit dem Sterntest nicht möglich, das wäre
den Sterntest weidlich überstrapaziert, und deswegen wird er propagiert, und deswegen benutzen ihn mit Freude die Händler,
weil man mit ihm auch schlechtere Fernrohre verkaufen kann.