A040 Zeiss APQ 100-1000 WR_23Nov12 Dornröschen-Schlaf eines Zeiss APQ 100-1000

 

Dornröschen-Schlaf eines Zeiss APQ 100/1000

Zehn Jahre lag dieser wertvolle Zeiss APQ 100/1000 ungenutzt im "Bastel-Schrank". Damals noch mit Firmen-Logo und Serien-Nummer.
Leider nur aufgeklebt, und auf diesen Kleber war offenbar kein Verlaß. So versah ich diese Optik wenigstens mit dem Namen des heutigen
Datums. Möge das als ErkennungsZeichen dienen. Ein aussagekräftiges Testprotokoll möchte der Sternfreund. Wobei man auf der opt.
Bank viel schärfer sieht, die Beobachtungspraxis aber nicht vernachlässigt werden kann, wie ich gerade erst wieder an einem betagten
Vixen FL APO 80/680 erlebte, das seinen Besitzer in der vergangenen Nacht am Jupiter zu wahren Begeisterungsstürmen hinriß - zumindest
am Telefon klang das gerade so.

Das schmucklose, aber funktionstüchtige Zeiss-Objektiv in seiner Halterung.

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Beim Artificial Sky Test unter Höchtvergrößerung liefert sowohl die Formel wie auch das Foto nahezu gleiche Ergebnisse. Das Objektiv hat also
mindestens seine theoretische Auflösung. Für die Fotografie wäre dieses Objektiv in jedem Fall tauglich, weil dazu eine Auflösung von ca. 16 Mikron
bereits ausreicht.

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Der Sterntest sagt zweierlei: Der fehlende Farbsaum der Sternscheibchen weist auf eine hohe Farbreinheit hin. Die konzentrischen Ringe - gut zu
sehen intrafokal - weist auf Polier-Spuren hin, ganz glatt wäre also die polierte Fläche nicht. (Am Himmel sieht man das nicht!) Der direkte Vergleich
mit dem Foucault-Bild bestätigt diesen Sachverhalt, sogar beim Ronchi-Test noch wahrnehmbar, aber auf jeden Fall beim überdimensionierten
Lyot- oder Rauhheits-Test, der überdies noch Wisch-Spuren oder Schlieren im Glas erkennen läßt. (Am Himmel sieht man das ebenfalls nicht!)
Die exakte Definition meiner 15 Mikron großen Pinhole bei 222-facher Vergrößerung wäre ebenfalls ein Qualitäts-Merkmal.

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Zur Farbsituation läßt sich einiges sagen: Das Strehl-mäßige Optimum liegt im Bereich der d- und C-Linie, also zwischen Gelb und Rot. Das ist ein "Erkennungsmerkmal"
aller in die Jahare gekommenen Zeiss-Objektive. Darin drückt sich die thermische Bewegung auf die Distanz-Plättchen aus, die über die Jahre "geschrumpft/gestaucht"
worden sind. Den Farblängsfehler kann man entweder mit einer Digital-Meßuhr bestimmen, in diesem Fall stört aber ein leichter Koma/Zentrierfehler beim Einstellen
der Streifen auf den Nullpunkt. Über die Power der einzelnen IGramme kann man alternativ ebenfalls die Power auf den Farblängsfehler umrechnen. Für gewöhnlich
fällt bei dieser Methode die RC_Indexzahl besser aus. Hier ist es nun umgekehrt, wenn man die unteren Werte miteinander vergleicht. In dem Strehlwert ist der Farblängs-
fehler nicht berücksichtigt. Er drückt nur den Gaußfehler aus = farbabhängiger Öffnungsfehler, der im kurzen Spektrum überkorrigiert und im langen Spektrum unter-
korrigiert ist mit Grün als Nullpunkt, weil Hauptfarbe. Zu einem solchen Objektiv würde man heute Super-APO sagen.

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Demzufolge wurde auch ein IGramm bei 656.3 nm wave = C-Linie ausgewertet.

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Die Wellenfront-Deformation

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Die Energieverteilung wie bei einem solchen Objektiv üblich.

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Die differenzierte Restfehler-Auswertung

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und die RC_Indexzahl über das Sekundäre Spektrum ermittelt.

Zeiss23-11-12_08.jpg
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Hallo Markus,

stimmt, die Zonen sind schon bemerkenswert, sie schlagen sogar auf den Sterntest durch. Interessant auch die diagonalen "Schlieren" oder Wischspuren,
wie sie der Rauhheits-Test gut zeigt. Die Zentrierung war nicht zu beanstanden, wenngleich man sie im Interferogramm sehen kann. Dort stört sie als Koma
nur bei der exakten Bestimmung der RC_Indexzahl.
Die Farbreinheit ist jedenfalls bemerkenswert, und komabedingt bekam ich über meine beiden Auswertverfahren zwei unterschiedliche Werte. Wenn man es
unter dem Blickwinkel der Praxis betrachtet, ist es trotzdem ein wertvolles Objektiv zum Beobachten, auch wenn es die letzten 10 Jahre im Schrank ver-
bracht hatte. Irgendwelche Zentrierschrauben gab es jedenfalls nicht, andere Insignien seien, so der Besitzer, im Laufe der Zeit abgefallen: That's life !

Zeiss23-11-12_09.jpg

das obere Interferogramm ist eine Mischung aus allen drei Fehler-Typen: Astigm für konisch verlaufende Streifen, gestörte Achsen-Symmetrie für
Koma und "M"-förmige Verformung für Überkorrektur.

IG_FehlerTypen.png

@ Kleine Interferogramm-Typologie, ___Sammlung und Erklärung unterschiedlicher Interferogramme

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