A038 APQ 105-800 Spannend wie ein Krimi - extrem farbrein
Man kann ja wirklich sein Vergnügen darin finden, wie diffizil Spitzen-Optiken sein können, besonders
dann, wenn es sich um ein APQ 105/800 Immersions-Optik handelt und wie empfindlich diese Optiken
bereits auf kleine Änderungen reagieren. Allerdings wurde dieses Objektiv auch mit Tests "gequält"
auf die man bei einem normalen Objektiv aus sportlichen Gründen besser verzichtet. Da mir das Objektiv
aber als perfekt angekündigt wurde, begibt man sich auf die Suche nach der Perfektion.
Das bisher perfekteste Objektiv erlebte ich hier: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=9365
Der Unterschied zum damaligen Zeiss B Objektiv 110/1620 ist die doppelte Brennweite dieses älteren Typus,
was sich auf die Schärfentiefe mit 0.2369 auswirkt, während hier ein Betrag von 0.0636 entsteht, was ein
um den Faktor 3.7 kürzerer Vergleichswert darstellt. Innerhalb dieser Schärfentiefe verschwinden eine Reihe
von opt. Fehlern, so auch der Farblängsfehler, wenn der Betrag nur klein genug ist.
Die jeweilige Schnittweite der Spektral-Farben sicher messen zu können, bedeutet, daß es außer dem Gaußfehler
keine Koma geben darf, die die erwünschten geraden Streifen "S"-förmig verbiegt, sodaß man sich sehr schlecht
an der Hilfslinie orientieren kann, die man weiter unten auf den Interferogrammen sieht. Man muß also das Objektiv
so drehen, daß wenigsten die mittleren Streifen möglichst gerade sind, oder eben "M"-förmig verbogen bei
Überkorrektur,
oder "W"-förmig verbogen bei Unterkorrektur. Dann kann man über eine Serienmessung bis auf 1-2 Micron genau
die Farbschnittweiten der 0.707 Zone nach diesem Verfahren ausmessen: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=7713
In diesem Fall muß das APQ so gedreht werden, daß eine vorhandene Rest-Koma den "Frieden" nicht stört, kann
man an den unteren IGrammen erkennen.
Eine weitere Kunst besteht darin, daß man die Farbreinheit nur erlebt mit dem dafür vorgesehenen Glasweg, in meinem Fall drei
aneinandergekittete Paßgläser mit 47 mm aus BK7. Und selbst hier verursacht bereits eine kleine Verkippung einen Farbfehler.
Also tut man gut daran, das am künstlichen Stern erst exakt einzurichten.Dann aber bekommt man ein Foucault-Bild, bei dem
man "Farbe" ziemlich vergeblich sucht. Diesen Test wiederholt man am besten mehrmals, damit man die Feinheiten der exakten
Kollimation hautnah erlebt. Wie fein der Foucault-Test sein kann, erkennt man in ganz zarten Zone im Zentrum, sie ist noch dar-
stellbar, und weiter unten im Interferogramm ebenfalls.
Das wäre bereits die Situation nach einer geringfügigen "Lockerung" des Schraubringes um 45°-Drehung nach links.
Damit springt der Strehl bereits von 0.886 auf nunmehr 0.951. Und wäre der störende drei-eckige Astigmatismus
noch auszumerzen, dann hätte man mindestens eine 0.99 Strehl Optik mit mindestens L/12 PV Wellenfront vor sich.
Nun kann man sich überlegen, wie man diesen Restfehlern beikommt. 14 Tage im Schrank liegen lassen würde bereits ausreichen, wie
ich das vor einiger Zeit an einem HCQ erlebt habe. Bei der Bearbeitung meiner Bilder kam mir aber noch eine andere Idee, die ich später
noch verfolge.
Die Darstellung der Wellenfrontdeformation als 3-D-Bild ist nicht un-interessant, wenn man das Bild interpretieren
kann: Es wäre eine Mischung aus mehr Astigmatismus und etwas weniger Koma.
Insofern ist es logisch, die beiden Zustände hinsichtlich der Wellenfront einmal zu vergleichen. (Die Position der Optik war
jeweils gleich im LagerungsPrisma) Den stärksten Unterschied erkennt man beim jeweilig linken Bild. Wenn man sich die
Darstellung als flexibles Netz vorstellt, dann hat sich dieses Netz auf der linken Seite von unten nach oben durchgebogen,
was bedeuten könnte, daß man den Schraubring um einen kleinen Betrag wieder zuzieht. Ob man erfolgreich sein wird,
weiß man immer erst hinterher. So bin ich also dann auch mit dem Händler verblieben, der im Bedarfsfalle dafür sorgen
wird, daß die immanente Perfektion nicht durch solche Schönheitsfehler entwertet wird. In diesem Falle hätte ich dann
nochmals das Vergnügen.
Die weiter oben bereits erwähnten Streifenbilder: Bei Blau erkennt man die geringe Überkorrektur (Gaußfehler genannt)
und bei Rot die Unterkorrektur. Die Hauptfarbe Grün ist, wie nicht anders zu erwarten, perfekt. Wären diese
Streifen mit Koma überlagert, hätte man ein Darstellungs- und Meß-Problem
Eindeutig rechnen kann man die Auflösung bei meinen Referenz-Sternen: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=7874
Die Ronchi-Gitter rechts wird nicht mehr exakt dargestellt, das gäbe nämlich dann eine Auflösung von 0.64 arcsec,
und das ist eher unwahrscheinlich. Wer das untere Bild etwas aufhellt, entdeckt die Restfehler.
Gemein, wie ich manchmal Optiken untersuche, hatte ich also die Optik exakt mit einem Laser justiert, stellte dann meine 5µ Pinhole auf, holte mir das Nagler Zoom 4-2 mm hervor und wollte erwartungsfroh den
Sterntest durchführen. Also ganz zu Beginn, wie jedes Mal.
Das Ergebnis war dann erst einmal ernüchternd:
Erst als ich nur den Schraubring ein wenig lockerte, stellten sich bessere Bilder ein, wie das obere http://rohr.aiax.de/APQ_Nr011-09.jpg
Aber auch da ist der Restfehler noch sichtbar. Derartige Optiken sollten nach dem "Ein-Ölen" gar nicht zugeschraubt,
sondern waagrecht mindestens 14 Tage gelagert werden, um dann ganz behutsam den Schraubring anzuziehen.
Es macht auch einen Riesen-Unterschied, welche Pinhole ich verwende. Bereits mit meiner 20µ Pinhole könnte ich den
Fehler weitestgehend kaschieren, nur in Fokus-Nähe sieht man dann schon die dreieckige Form. Und das stört einen
Perfektionisten natürlich. Aus diesem Grund bekommt diese Optik nochmals eine "Ölung", hoffentlich die letzte . . .