aiax-012-Kompensation

Kompensation

Es begann damit, daß ein Spiegeldurchmesser von 210 mm zwar gegen einen Planspiegel mit 80 mm Bohrung geprüft werden kann, von der
Spiegelmitte aber nicht mehr viel zu sehen ist. Es könnte hinter der Bohrung in der Mitte ein "Zuckerhut"ebenso versteckt sein, wie eine deutliche
Mulde, die dann nur zum Teil vom elliptischen Fangspiegel verdeckt werden würde. In einem solchen Fall bieten sich eine Plankonvex-Linse oder
ein Kugelspiegel als Kompensations-Möglichkeit an, weil bei einem Null-Test die Fläche über ein Interferogramm, den Foucault- und Ronchigitter-
Test als Gesamtfläche eingeschätzt werden kann. Auch der Test gegen einen Kugelspiegel (Sphäre) ist möglich. In diesem Fall steht jedoch die
Lichtquelle bzw. der BathInterferometer im Strahlengang zwischen den Spiegeln und verdeckt ähnlich wie bei der Autokollimations-Anordnung
einen zentralen Teil in der Mitte. Man vermeidet in diesem Fall aber das sekundäre Spektrum der Plankonvexlinse, braucht aber weitere Hilfmittel,
um an den Fokus des Prüfaufbaues zum kommen. Siehe auch:


http://rohr.aiax.de/dall-0.jpg
http://rohr.aiax.de/hubble09.jpg
http://rohr.aiax.de/hubble09a.jpg

Die Kompensationsrechnung war über ZEMAX bereits vorbereitet und mußte nach einem exakten Vermessen vom Radius nur noch aktualisiert
werden. Das Spotdiagramm hat in diesem Fall einen geometrischen Durchmesser von 0.1 Mikron und der Strehl liegt nahezu bei 1. Dem Daten-
blatt kann man den Testaufbau entnehmen. Die Restfehler, die über diesen Testaufbau eingeführt werden, sind also verschwindend gering.



Der Spiegel selbst war noch unbelegt, was aber kein Problem ist, wenn nicht gerade die Rückseite blank poliert wäre. In diesem Fall hätte man
es mit Fremdlicht zu tun, was das Interferogramm empfindlich stören kann. So steht einer wie immer gearteten Kompensations-Messung nichts
im Wege. Würde man hingegen einen Planspiegel benutzen, dann käme auch ganz wenig Licht wieder zurück, weil das Lichtbündel den unbeleg-
ten Spiegel zweimal passiert.



Ein ganz wichtiger Test zu Beginn ist der TEst auf Rotations-Symmetrie, eigentlich ein Ausschlußtest für Astigmatismus. Da ja auch über
den Meßaufbau bzw. der Spiegellagerung Astigmatismus eingeführt wird, kann man im Vorfeld klären, ob in RoC ein signifikanter Astigma-
tismus vorhanden ist, den man berücksichtigen muß, oder ob man den Astigmatismus vernachlässigen kann, nachdem man am Himmel
selbst einen L/3 PV Astigmatismus kaum wahrnimmt. Im konreten Fall kann man also den Astigmatismus vernachlässigen und deswegen
abziehen.




Mit einer 210 mm Durchmesser Plankonvex-Linse ist eine Form der Kompensation möglich. Das Sekundäre Spektrum der Linse selbst muß
man mit einem engen Interferenzfilter auf 550 nm eingrenzen, was sich über den Solar Continuum Filter von Baader sehr gut lösen lässt.



Verfolgt man hingegen die Kompensation über einen Kugelspiegel, dann hat man das Farbproblem nicht, dafür steht aber der Bath-Interfero-
meter im Strahlengang und verdeckt einen Teil der Spiegelfläche, wie man auf dem entsprechenden Interferogramm (übernächstes Bild)
erkennt. Das Kompensationsprinzip bleibt gleich: Lichtquelle-Sphäre-Parabel-Sphäre-Messerschneide. Um an das Testbild zu gelangen, genügt
ein kleines Keplerfernrohr, umgekehrt verwendet und da mit niedriger Verkleinerung. Über die Optikrechnung bekommt man auch den
jeweiligen Bündeldurchmesser, wenn man in der Bildebene eine Dummy-Blende einführt.



Im IGramm erkennbar der Haltestift und den Bath-Interferometer. Das Interferogramm stammt aus einer Kompensation Kugelspiegel/Radius
2368 mm gegen einen 300/1500 Newtonspiegel.



Im folgenden Beispiel wurde die bereits oben gezeigte Plankonvex-Linse verwendet.



Massimo Ricardi hat auf meinen Wunsch hin in AtmosFringe eine ganz entscheidende Neuerung eingefügt. Bei der Beurteilung der Streifenbilder
besonders derer aus dem RoC (Krümmungsmittelpunkt) hat man das Problem, wie man den Verlauf der Streifen interpretieren soll. Für diesen Fall
ist eine Bezugslinie oder das ideale Interferogramm sehr wertvoll, weil man den IST-Stand mit dem Soll-Stand vergleichen kann. Man kann mit die-
sem Hilfmittel klar erkennen, an welcher Stelle der Spiegel retouchiert werden muß: Weichen die IST-Streifen nach oben ab, muß genau an diesen
Stellen noch Glas wegretouchiert werden, den nach unten abweichenden Bereich läßt man möglichst in Ruhe.



Da die Justage der Testanordnung mit einem Laser sehr schnell und unkompliziert verläuft, hatten wir sofort ein auswertbares Interferogramm,
mit einem sehr ansprechenden Ergebnis.




Auch über den RoC Gegenbeweis entstand nahezu das gleiche Strehlergebnis.





Bei der Kompensation mit einer Linse sind der Foucault- und der Ronchi-Gitter-Test ebenfalls möglich, solange man einen engen Interferenz-
filter verwendet. Beide Tests zeigen, mit wieviel Sachverstand und Liebe der Sternfreund seinen Spiegelgeschliffen hat. Ein Umstand den ich
nur positiv würdigen kann.



Die schnurgeraden Ronchi-Linien haben mich besonders begeistert. Ich habe aus meiner Anerkennung kein Hehl gemacht.



Weitere Bilder zur Kompensation gegen Sphäre:


Fringe Map between the mirrors



Die Einheit Bath-Interferometer



Das gesamte Bauteil:



Spiegel under test:



Die Kompensations-Sphäre




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