E013B Strehl und Wellenlänge

F037 Certifikate im Vergleich: Etwas für Perfektionisten ,  http://rohr.aiax.de/APQ97003_05.jpg

Aus dem oberen Bericht wird deutlich, daß z.B. die 'Firma Carl Zeiss Jena am 26.10.1993 für einen APQ eine
"Qualitäts-Urkunde für Astro-Optik" ausgestellt hatte, bei einer Wellenlänge von 632.8 nm wave. Zur damaligen
Zeit waren grüne Laser von einer Wellenlänge von 532 nm wave noch nichtallgemein verfügbar. Haupt-Problem
einer Messung bei 632. 8 nm wave ist der Umstand, daß ein üblicherweise auf Grün = 550 nm wave korrigiertes
Objektiv bei 632.8 nm wave bereits unterkorrigiert ist, während es im Bereich 550 nm wave perfekt sein sollte.

Das entspricht der maximalen Empfindlichkeit eines menschlichen Auges bei Tagsehen. Beim Nachsehen ver-
schiebt sich die maximale Empfindlichkeit ins kürzere Spektrum auf 510 nm wave, während unsere Augen dann
für das rote Spektrum bis auf ca. 10% "blind" sind. Aus diesen Grund wird bei vielen Achromaten der rote
Fokus möglichst weit nach hinten verlegt, weil diese Farbe für unser Auge am wenigsten wahrgenommen wird.

Die Wellenlänge von 632.8 nm wave, wie sie der Helium-Neon-Laser erzeugt, ist nur dann für einen Test-Report
sinnvoll, wenn die Linsen-Optik ihr Optimum im roten Spektrum hat, oder aber bei Spiegel-Optiken oder bei
Planspiegel-Messungen. Weil bei Linsen-Optiken das rote Spektrum ungeeignet ist, hat man zunächst das Strehl-
ergebnis von 632.8 nm wave auf 550 nm wave umgerechnet, bis sich auch ein grüner Laser bei 532 nm wave für
derartige Messung als sehr viel geeigneter herausstellte. Verwendet wird häufig der frequenzverdoppelte
DPSS-Laser (532 nm) unterschiedlicher Leistung.

Dabei gilt: Je kürzer die Meß-Wellenlänge, umso "schärfer" und genauer wird die Messung, was besonders auch
für die Chipherstellung gilt. Man bekommt also heute die üblichen Test-Reports in der Wellenlänge von 532 nm wave.
Das entspricht sehr viel mehr der Hauptwellenlänge Grün, wobei in der Optik-Rechnung bzw. der Literatur von
den Fraunhoferschen Spektral-Linien ausgegangen wird. Also für Blau = F-Linie = 486.1 nm wave, für Grün = e-Linie
= 546.1 nm wave, für Gelb = d-Linie = 587.6 nm wave und schließlich Rot = C-Linie = 656.3 nm wave und zugleich
die H-Alpha Linie.

 

 


 

 

Ein Test Report der Firma LZOS vom 28.01.2014 weist bei 532 nm wave für einen Triplet Apochromaten Nr. 103
einen Strehl von 0.975 aus, einen Wert, den ich überprüfen sollte. Weil ich aber in den üblichen Wellenlängen
von F-, e-, d, und C-Linie Interferogramme erstellt habe, um zugleich über die Farbreinheit des Objektivs eine
Aussage machen zu können, erstellte ich nicht bei 532 nm wave sondern bei 546.1 nm wave ein Interferogramm.

546.1 nm wave liegt näher am Optimum des menschlichen Auges.

Mein Strehlergebnis lag bei 0.984 also etwas höher bzw. besser. Der Kunde war es aber nicht zufrieden, und
wollte nun den Strehl für genau 532 nm wave haben.

Auch kein Problem, das kann man umrechnen und so erhielt ich den Wert 0.983, was zum LZOS-Wert um nur
0.008 differiert. Beide Messungen ergeben eine Übereinstimmung, von weniger als 1% vom Strehl.
Für die Spektral-Farbe Blau würde der Strehlwert wieder deutlich sinken, weil dort die Überkorrektur und die
kürzere Wellenlänge den Wert reduziert.

Während LZOS sehr hochwertige Objektive ausliefert, die ihr Optimum in der Hauptfarbe Grün haben, liegt bei
vielen Objektiven das Optimum eher bei Gelb oder gar bei Rot, ganz selten bei Blaugrün = 510 nm wave, was
für unser Augen bei Nachtbeobachtung in den meisten Fällen am Sinnvollsten wäre.

Die Unschärfe in der Auswertung hängt auch mit dem Foto des Interferogrammes zusammen: Je mehr Artefakte
z.B. das Bild des IGrammes enthält, umso stärker streuen die Auswert-Ergebnisse. Das ist ein weiterer Grund,
warum ich lieber Weißlicht+Interferenz-Filter-Aufnahmen bevorzuge, deren Auswertung eindeutigere Resultate
erzeugen. Auch der Vorschlag in einem "averaging" viele IGramme auszuwerten und dann zu mitteln, beseitigt
das gerade erwähnte Problem nicht. Man muß sich damit abfinden, daß a) ein exakter Strehlwert immer eine
Unschärfe hat und b) welche Information darin steckt, wenn man den Strehl auf der 3. Stelle exakt zu erhalten
glaubt. Auch läßt sich die Qualität einer Optik nur zum Teil aus dem Strehlwert erklären !!

Je nach der Bildqualität der einzelnen Interferogramme haben die mehr oder weniger deutlichen Artifakte
einen Einfluß auf das Meßergebnis, was besonders mit der Lichtquelle und der dort verwendeten Optik zu tun hat.

Egal ob nun mein ermittelter Strehl-Wert exakt die gleiche Größe hat, wie der von LZOS zertifizierte oder
um einen geringen Wert variiert, es steckt keine wirkliche Information drin. Wenn beide Ergebnisse ziemlich 
dicht beieinander liegen, spricht einiges dafür, daß die Wirklichkeit bei einem der beiden Werte oder irgendwo
in der Mitte liegt. Ein Strehlwert kann sich bereits ändern, wenn nur ein Punkt um wenige Pixel verschoben wird.

 

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