D107-04 * Wieviel "Optik" braucht eine Astro-Kamera - TS Optics Triplet APO 90/600

Die Beurteilung eines fotografischen Systems - hier ein TS Optics Triplet APO 90/600 plus TSFlat2 oder 2" Photoline 079x - richtet sich 
in erster Linie nach der Auflösung des Kamera-Sensors: Zur Darstellung eines feinen lichtschwachen Sternes wären 3x3 Pixel á 5.7µ
erforderlich. Das wären ca. 18 Mikron. Bei einer Brennweite von 600 mm wie hier wäre die Auflösung inv TAN(0.016/600) wären das
eine Auflösung von 6.19 arcsec. (Visuell jedoch sollten es 1.537 arcsec bei 550 nm wave sein.) Man sollte sich deshalb genau überlegen,
wofür man einen APO verwenden will - möglichst nicht als Eier-legende-Woll-Milch-Sau. Nur wer sich klar entscheidet, kommt zu guten
Ergebnissen. In einem Quadrat von 18 x 18 Mikron bzw. 6.17 arcsec verschwinden deshalb eine Reihe von optischen Fehlern, wie Astig-
matismus, Über- oder Unterkorrektur (Spherical) oder auch ein Farbquerfehler im Bildfeld. Den Strehlwert heranzuziehen, der sich im
Übrigen ausschließlich auf die optische Achse bezieht, ist deswegen weniger sinnvoll, weil den Astro-Fotografen in erster Linie die
Abbildung im Bildfeld interessiert. Dieser Bericht richtet sich daher an die Astro-Fotografen und nicht an die visuellen Beobachter.


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Für den Rosettennebel wurde eine SBIG 8300 mit einem 3326x2504 Chip (5,4µm Pixel, 18x13,5mm Sensor = 22.5 mm Diagonale) verwendet.

die volle Auflösung der folgenden Aufnahme findet man hier: http://rohr.aiax.de/PhLine_16A.jpg
Der Ausschnitt im folgenden Bild rechts unten kann man hier vergleichen: http://rohr.aiax.de/PhLine_16B.jpg


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Dieser kleine TS Optics Triplet APO 90/600 ist für die Astrofotografie bestens geeignet, obwohl er etwas unterkorrigiert ist, aber eine hohe Farbreinheit
aufweist, würde man ausschließlich den Strehlwert als Qualitäts-Kriterium heranziehen, hätte man diesen APO falsch beurteilt. Es geht also um die
einfache Frage, wieviel "Optik" braucht ein fotografisches System überhaupt.


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Auffällig beim 1. Übersichtstest (Artificial Sky Test bei 333-facher Vergrößerung) ist ein deutlich ausgeprägter Beugungsring. Das wäre ein Hinweis auf
Sphärische Aberration oder auf Obstruktion - bereits dadurch relativiert sich dieser Fehler, da eine Reihe von Astro-Kameras obstruierte Systeme sind.
Die Auflösung des Kamera-Sensors entspricht der Größe der Dreiergruppe in der Mitte des jeweiligen Fotos. Die Unterkorrektur drückt deshalb auf der
optischen Achse den Strehlwert, obwohl es in der wesentlich kleineren Auflösung des Kamera-Sensors "verschwindet". Auch ein moderater Astigmatismus
in der Größe von ca. PV L/4 verschwindet ebenfalls. 


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Die Unterkorrektur taucht beim Foucault-Test erneut auf, ebenso, daß es sich um einen besonders farbreinen APO handeln muß.

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Eindeutig kann man die Unterkorrektur intrafokal beim Ronchi-Test (13 lp/mm) erkennen mit gerade mal PV L/3.7, also ein Wert, der visuell an der
Wahrnehmungsgrenze liegen würde, wenn man nicht gerade ein Ronchi-Gitter am Stern verwenden würde.


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Bei allen Linsen-Systemen sollte der Farb-abhängige Öffnungsfehler bei der Hauptfarbe Grüße sein Optimum haben, also am kleinsten sein. (Gaußfehler)
Aus den spektralen I_Grammen kann man über die Power den Farblängsfehler ermitteln, wobei bei diesem Verfahren der Gaußfehler berücksichtigt wird.
Das Sekundäre Spektrum wäre gerade mal 13,6 Mikron groß, was bedeutet, daß wir ein sehr farbreines System haben.


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die über die Auswertung ermittelten Werte.

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Diese RC_Index-Zahl von 0.1401 wäre für einen Super-APO reserviert.

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Wenn ein Linsen-System unterkorrigiert ist in der Hauptfarbe Grün, dann liegt das Optimum im kürzeren Spektrum, also hier bei Blau oder Violett.
Die Unterkorrektur wird also kompensiert über die Überkorrektur bei Blau.


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Bei Grün ist demzufolge die Unterkorrektur etwas ausgeprägter.

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Der Sternfreund benutzt für das Grundsystem TS Optics Triplet APO 90/600 zwei unterschiedliche Bild-Ebnungssystem, sodaß sich zwei 
Fragen stellen: a) wie unterscheiden sich die beiden Reducer/Flattner und b) wie wirken sich deren Fehler auf die Abbildung im Bildfeld aus.


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Den beiden oberen Astro-Aufnahmen sieht man keinen der Fehler an, wie sie in meiner Übersicht bei 333-facher Vergrößerung auftauchen. 
Davon unabhängig ist es ein großes Bildfeld, das man mit diesem fotografischen System abbilden kann.  Für den Rosettennebel wurde eine
SBIG 8300 mit einem 3326x2504 Chip (5,4µm Pixel, 18x13,5mm Sensor = 22.5 mm Diagonale) verwendet.


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