D086 Zentrierung - Kollimierung von RC-Systemen mit Takahashi-Collimating Scope

GSO RC 10 inch 250/2000 - Spiegelabstand korrigiert

Auch dieser Bericht sollte nicht als Aufforderung mißverstanden werden, themenfremde Diskussionen vom Zaun zu brechen.
Beiträge aus der Fotografier-Praxis hingegen sind hochwillkommen!

Die Herstellung von RC-Systemen dürfte kein Problem sein, da man es auf der opt. Bank reproduzierbar exakt vermessen kann. Beim
Einbau solcher Zweispiegel-
Systeme käme es aber darauf an, diesen von der opt. Bank her bekannten Abstand auf exakt 1 mm
Genauigkeit einzuhalten. Ein falscher Abstand führt regelmäßig 
dazu, daß das System über- oder unterkorrigiert reagiert, was für die
Abbildung bedeutet, daß sich die Lichtenergie stärker in die Beugungs-Ringe verteilt und das
Maximum sinkt. In der Praxis werden die
Sternscheibchen etwas "aufgeblasen" bzw. vergrößert. Und wenn weiter keine Fehler im Spiel sind, würde es der
Astrofotograf noch
nicht einmal merken - wenn er nicht gerade die Sternscheibchen-Durchmessser ausmessen würde und mit den Herstellerangaben ver-
gleichen  
würde. Solche Fälle hatten wir hier bereits: Officina Stellare PRO RC LC/SC 250/2000

Quote:


Mindestens genauso wichtig ist eine exakte Zentrierung, da das System sofort mit Astigmatismus reagiert. (Eine Krankheit vieler
SC-Systeme) Dazu muß erst der 
Fangspiegel exakt auf die Achse zentriert werden entweder mit dem Takahashi collimating Scope
(eine Kombination aus Keplerfernrohr und Chesire-Okular) oder aber
mit einem gut funktionierenden Zentrierlaser. Danach zen-
triert man das gesamte System entweder am Himmel selbst, oder aber besser vor einem Planspiegel.
Reste von Astigmatismus
eventuell über eine Drehung des Fangspiegels beseitigen.


CollimatScope.jpg
http://www.alluna-optics.de/produkte-zubehoer.html


Für ca. 2.500.- Euro macht dieses System einen ansprechenden und stabilen Eindruck. Und wäre nicht die massive Überkorrektur gewesen, hätte man auch mit der Zentrierung
des Systems sehr zufrieden sein können. Denn das reagiert sehr feinfühlig auf eine geringe Verkippung des Hauptspiegels mit Astigmatismus, der allerdings wiederum nur bei
hoher Vergrößerung (1000-fach) eindeutig zu sehen ist. Bei der Fotografie wird man es vermutlich ebenfalls nicht merken. So läßt sich an der Bauweise und der Optik eigentlich
nichts kritisieren, wenn bestimmte Details beim Zusammanbau eingehalten werden.

GSO_RC10_01.jpg

Die Auswertung der ersten IGramme fiel deshalb auch sehr enttäuschend aus. Ein Strehl von ca. 0.30, verursacht durch Überkorrektur, lockt keinen Astrofotografen,
obwohl er vermutlich weiß, daß man in diesem Bereich weniger gut mit Strehlwerten hausieren gehen kann, weil es ja um ein großes Feld geht, das bis zu 30 mm
Durchmesser fehlerfrei abbilden soll. Und weil man im Normalfall gar nicht merkt, ob der Sternscheibchendurchmesser nun optimal klein, oder eben "aufgeblasen" ist.
Mag sein, daß man das bei GSO auch weiß. Nun begegnet man in diesem Zusammenhang dem Verteidigungs-Argument, die Überkorrektur müsse so sein, damit die
Korrektur im Feld besser ausfällt. Dazu habe ich weiter unten auch Harrie Rutten befragt. (Rutten & van Venrooji, Telescope Optics, Willman Bell. Inc.)

Zur Demonstration, was Überkorrektur bewirkt, die folgenden Bilder: Obstruktion und sphärische Aberration (=Überkorrektur) verlagern die Lichtenergie vom Maximum in die
Beugungsringe. Und da zu Beginn das System deutlich überkorrigiert war, kann man das bei ca. 1000-facher Vergrößerung am künstlichen Sternhimmel auf der Achse
fotografieren. Relativ leicht läßt sich per Zemax-Simulation ermitteln, was eine Spiegelabstands-Änderung bewirkt. Bei der Umsetzung allerdings muß man die exakten Daten
schrittweise ausprobieren, also den Vorgang 2-3-mal wiederholen.

GSO_RC10_02.jpg

Zu Beginn lag der Abstand Fangspiegel-Spinne bei 7.2 mm, am Schluß der Optimierung waren es dann 11.3 mm, also nur 4 mm mehr, um die sich der Abstand
HS-FS verkürzt, die aber den Öffnungsfehler entscheidend beeinflussen können, und in diesem Fall den Backfokus um weitere 40 mm nach hinten verlegen.
Bei jedem neuen Versuch, muß das System erneut sehr sorgfältig zentriert werden:
A) Die richtige Kollimation des Fangspiegels mit einem Takahashi collimating Scope ( ein Keplerfernrohr kombiniert mit einem Chesire-Okular). Wichtig in dem
Zusammenhang ist die Mittenmarkierung des GSO-RC auf dem Fangspiegel.
B) Der Hauptspiegel wird in einem zweiten Schritt in Autokollimation vor dem Planspiegel zentriert.
Die Endkontrolle erfolgt dann wieder unter 1000-facher Vergrößerung eines künstlichen Sterns.

Dieses Verfahren dürfte bei auch GSO zur Anwendung kommen. Vielleicht überprüft man mit einem Ronchitest den Öffnungsfehler vor Auslieferung.
Dann allerdings könnte dieses RC-System gut 1000.- Euro teurer werden, das mit ca. 2500.- Endpreis sehr günstig zu haben ist, weil aus Fernost.

GSO_RC10_03.png

Ein von Harrie Rutten optimiertes 10" RC-System, das ich im Zusammenhang mit dem baugleichen System von Astro Sib schon einmal beschrieben habe.
Officina Stellare PRO RC LC/SC 250/2000 Bis Feld-Durchmesser 20 mm wäre dieses f/10 System perfekt.

GSO_RC10_04.jpg

Das GSO RC 10" hat bis zu einem Felddurchmesser von 20 mm eine geringe Vignettierung, die aber bis 30 mm zunimmt. Auch würde sich der Astigmatismus ab 20 mm deutlich
vergrößern und mich würde sehr interessieren, ob man das auf Fotoaufnahmen am Rande von 30 mm sieht. Auf der optischen Bank kann man es eindeutig nachweisen bei
1000-facher Vergrößerung. Damit hat aber die AstroFotografie in der Regel nichts zu tun.

GSO_RC10_05.jpg

Die radiale Polierstriche wären der Hinweis auf ein GSO-Produkt. Trotzdem ist die Fläche für diese Anwendung sehr glatt. Der Ronchitest zeigt hauptsächlich die sphärische
Korrektur, die mittlerweile in Ordnung ist.

GSO_RC10_06.jpg

Der Gesamtwert liegt mittlerweile 0.904 Strehl. Darin enthalten wäre eine sphärische Abweichung von PV L/17 bzw. 0.984 Strehl , der Anteil für Astigmatismus beträgt
PV L/8 oder 0.956 Strehl , und der Anteil an Coma (=Zentrierfehler oder Meßaufbau) wäre PV L/6.4 oder 0.961 Strehl, also alles Werte, die bei der Fotografie vernachlässigt
werden können. Bei der Überprüfung der Zentrierung über den 20µ großen künstlichen Stern sieht man hingegen Astigmatismus sofort als Kreuz im Fokus, und Zentrierfehler
über die mangelnde Symmetrie. Auf dem zweiten Bild (artificial Sky) kann man also diese Fehler dem nächsten Bild eindeutig zuordnen, das die Energie-Verteilung im
3D-Diagramm zeigt. Zur Ergänzung: Im ursprünglichen Zustand betrug der Anteil von Astigmatismus PV L/4.5, der Zentrierfehler lag bei PV L/7.6, aber die Überkorrektur lag bei
PV L/1.7 und damit nach der Überarbeitung zehn mal genauer als der Wert zu Beginn.

GSO_RC10_07.jpg

Um einem bestimmten User hier entgegen zu kommen, habe ich diesmal das synthetische Interferogramm reingestellt. Damit mag er sich seinen Strehlwert ermitteln.
Ich vermute stark, er wird zu den gleichen Ergebnissen kommen. Ansonsten sollte er sich den Beitrag von Officina Stellare PRO RC LC/SC 250/2000 durchlesen,
oder sich dieses Zertifikat einmal genauer anschauen: Zeiss E 300/5000 Prüfbericht Urania Sternwarte Zürich

GSO_RC10_08.jpg


GSO_RC10_09.jpg

Und schließlich das Endergebnis ohne jeden Setup-bezogenen Abzug, was auch nicht korrekt wäre. Da dieses GSO RC-System für die Astro-Fotografie gebaut
ist, muß der Qualitäts-Beweis letztlich auch über die Astrofotografie erfolgen, u.a. mit dem Ausmessen von Sternscheibchen in Mitte und 30 mm Rand-
Durchmesser. Alles andere wäre nicht besonders überzeugend.

GSO_RC10_10.jpg

 

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