D068 GSO RC 10 inch 250-2000 - Spiegelabstand korrigiert
GSO RC 10 inch 250/2000 - Spiegelabstand korrigiert
Auch dieser Bericht sollte nicht als Aufforderung mißverstanden werden, themenfremde Diskussionen vom Zaun zu brechen.
Beiträge aus der Fotografier-Praxis hingegen sind hochwillkommen!
Die Herstellung von RC-Systemen dürfte kein Problem sein, da man es auf der opt. Bank reproduzierbar exakt vermessen kann. Beim Einbau
solcher Zweispiegel-Systeme käme es aber darauf an, diesen von der opt. Bank her bekannten Abstand auf exakt 1 mm Genauigkeit einzu-
halten. Ein falscher Abstand führt regelmäßig dazu, daß das System über- oder unterkorrigiert reagiert, was für die Abbildung bedeutet, daß
sich die Lichtenergie stärker in die Beugungs-Ringe verteilt und das Maximum sinkt. In der Praxis werden die Sternscheibchen etwas "aufge-
blasen" bzw. vergrößert. Und wenn weiter keine Fehler im Spiel sind, würde es der Astrofotograf noch nicht einmal merken - wenn er nicht
gerade die Sternscheibchen-Durchmessser ausmessen würde und mit den Herstellerangaben vergleichen würde. Solche Fälle hatten wir hier
bereits: Officina Stellare PRO RC LC/SC 250/2000
Quote:
Mindestens genauso wichtig ist eine exakte Zentrierung, da das System sofort mit Astigmatismus reagiert. (Eine Krankheit vieler
SC-Systeme) Dazu muß erst der Fangspiegel exakt auf die Achse zentriert werden entweder mit dem Takahashi collimating Scope
(eine Kombination aus Keplerfernrohr und Chesire-Okular) oder aber mit einem gut funktionierenden Zentrierlaser. Danach zentriert
man das gesamte System entweder am Himmel selbst, oder aber besser vor einem Planspiegel. Reste von Astigmatismus eventuell
über eine Drehung des Fangspiegels beseitigen.
http://www.alluna-optics.de/produkte-zubehoer.html
Für ca. 2.500.- Euro macht dieses System einen ansprechenden und stabilen Eindruck. Und wäre nicht die massive Überkorrektur gewesen, hätte man auch
mit der Zentrierung des Systems sehr zufrieden sein können. Denn das reagiert sehr feinfühlig auf eine geringe Verkippung des Hauptspiegels mit Astigma-
tismus, der allerdings wiederum nur bei hoher Vergrößerung (1000-fach) eindeutig zu sehen ist. Bei der Fotografie wird man es vermutlich ebenfalls nicht
merken. So läßt sich an der Bauweise und der Optik eigentlich nichts kritisieren, wenn bestimmte Details beim Zusammanbau eingehalten werden.
Die Auswertung der ersten IGramme fiel deshalb auch sehr enttäuschend aus. Ein Strehl von ca. 0.30, verursacht durch Überkorrektur, lockt keinen Astrofotografen,
obwohl er vermutlich weiß, daß man in diesem Bereich weniger gut mit Strehlwerten hausieren gehen kann, weil es ja um ein großes Feld geht, das bis zu 30 mm
Durchmesser fehlerfrei abbilden soll. Und weil man im Normalfall gar nicht merkt, ob der Sternscheibchendurchmesser nun optimal klein, oder eben "aufgeblasen" ist.
Mag sein, daß man das bei GSO auch weiß. Nun begegnet man in diesem Zusammenhang dem Verteidigungs-Argument, die Überkorrektur müsse so sein, damit die
Korrektur im Feld besser ausfällt. Dazu habe ich weiter unten auch Harrie Rutten befragt. (Rutten & van Venrooji, Telescope Optics, Willman Bell. Inc.)
Zur Demonstration, was Überkorrektur bewirkt, die folgenden Bilder: Obstruktion und sphärische Aberration (=Überkorrektur) verlagern die Lichtenergie vom
Maximum in die Beugungsringe. Und da zu Beginn das System deutlich überkorrigiert war, kann man das bei ca. 1000-facher Vergrößerung am künstlichen Stern-
himmel auf der Achse fotografieren. Relativ leicht läßt sich per Zemax-Simulation ermitteln, was eine Spiegelabstands-Änderung bewirkt. Bei der Umsetzung aller-
dings muß man die exakten Daten schrittweise ausprobieren, also den Vorgang 2-3-mal wiederholen.
Zu Beginn lag der Abstand Fangspiegel-Spinne bei 7.2 mm, am Schluß der Optimierung waren es dann 11.3 mm, also nur 4 mm mehr, um die sich der Abstand
HS-FS verkürzt, die aber den Öffnungsfehler entscheidend beeinflussen können, und in diesem Fall den Backfokus um weitere 40 mm nach hinten verlegen.
Bei jedem neuen Versuch, muß das System erneut sehr sorgfältig zentriert werden:
A) Die richtige Kollimation des Fangspiegels mit einem Takahashi collimating Scope ( ein Keplerfernrohr kombiniert mit einem Chesire-Okular). Wichtig in dem
Zusammenhang ist die Mittenmarkierung des GSO-RC auf dem Fangspiegel.
B) Der Hauptspiegel wird in einem zweiten Schritt in Autokollimation vor dem Planspiegel zentriert.
Die Endkontrolle erfolgt dann wieder unter 1000-facher Vergrößerung eines künstlichen Sterns.
Dieses Verfahren dürfte bei auch GSO zur Anwendung kommen. Vielleicht überprüft man mit einem Ronchitest den Öffnungsfehler vor Auslieferung.
Dann allerdings könnte dieses RC-System gut 1000.- Euro teurer werden, das mit ca. 2500.- Endpreis sehr günstig zu haben ist, weil aus Fernost.
Ein von Harrie Rutten optimiertes 10" RC-System, das ich im Zusammenhang mit dem baugleichen System von Astro Sib schon einmal beschrieben habe.
Officina Stellare PRO RC LC/SC 250/2000
Das GSO RC 10" hat bis zu einem Felddurchmesser von 20 mm eine geringe Vignettierung, die aber bis 30 mm zunimmt. Auch würde sich der
Astigmatismus ab 20 mm deutlich vergrößern und mich würde sehr interessieren, ob man das auf Fotoaufnahmen am Rande von 30 mm sieht.
Auf der optischen Bank kann man es eindeutig nachweisen bei 1000-facher Vergrößerung. Damit hat aber die AstroFotografie in der Regel nichts zu tun.
Die radiale Polierstriche wären der Hinweis auf ein GSO-Produkt. Trotzdem ist die Fläche für diese Anwendung sehr glatt. Der Ronchitest zeigt haupt-
sächlich die sphärische Korrektur, die mittlerweile in Ordnung ist.
Der Gesamtwert liegt mittlerweile 0.904 Strehl. Darin enthalten wäre eine sphärische Abweichung von PV L/17 bzw. 0.984 Strehl , der Anteil für
Astigmatismus beträgt PV L/8 oder 0.956 Strehl , und der Anteil an Coma (=Zentrierfehler oder Meßaufbau) wäre PV L/6.4 oder 0.961 Strehl, also
alles Werte, die bei der Fotografie vernachlässigt werden können. Bei der Überprüfung der Zentrierung über den 20µ großen künstlichen Stern sieht
man hingegen Astigmatismus sofort als Kreuz im Fokus, und Zentrierfehler über die mangelnde Symmetrie. Auf dem zweiten Bild (artificial Sky)
kann man also diese Fehler dem nächsten Bild eindeutig zuordnen, das die Energie-Verteilung im 3D-Diagramm zeigt. Zur Ergänzung: Im ursprüng-
lichen Zustand betrug der Anteil von Astigmatismus PV L/4.5, der Zentrierfehler lag bei PV L/7.6, aber die Überkorrektur lag bei PV L/1.7 und damit
nach der Überarbeitung zehn mal genauer als der Wert zu Beginn.
Um einem bestimmten User hier entgegen zu kommen, habe ich diesmal das synthetische Interferogramm reingestellt. Damit mag er sich seinen
Strehlwert ermitteln. Ich vermute stark, er wird zu den gleichen Ergebnissen kommen. Ansonsten sollte er sich den Beitrag von
Officina Stellare PRO RC LC/SC 250/2000 durchlesen, oder sich dieses Zertifikat einmal genauer anschauen:
Zeiss E 300/5000 Prüfbericht Urania Sternwarte Zürich
Und schließlich das Endergebnis ohne jeden Setup-bezogenen Abzug, was auch nicht korrekt wäre. Da dieses GSO RC-System für die Astro-Fotografie gebaut
ist, muß der Qualitäts-Beweis letztlich auch über die Astrofotografie erfolgen, u.a. mit dem Ausmessen von Sternscheibchen in Mitte und 30 mm Rand-
Durchmesser. Alles andere wäre nicht besonders überzeugend.