D051 Preisgünstige Schmidt-Cassegrain

Vorbemerkung:
Ein SC-System ist zugegeben ein sehr handliches Teleskop. Für visuelle Höchst-Ansprüche eher nicht zu empfehlen.
nun definiert sich aber der Begriff "Höchst-Ansprüche" sehr, sehr verschieden. Erst im Vergleich mit anderen opt.
Systemen wird man allmählich erkennen, daß hinsichtlich Kontrast die SC-Systeme keine Spitzen-Leistung zu bieten
haben. Auch ist der Grad an Zufriedenheit sehr unterschiedlich verteilt und je nach Interessens-Lage verschieden.

Preisgünstige Schmidt-Cassegrain             Der Ausgangs-Thread auf astro-foren.de   

Man bekommt diese handlichen Teleskope derzeit zu einem Spott-Preis, wenn man sich erinnert, was man für diese Systeme noch vor einigen Jahren
"hinzublättern" hatte - unabhängig von der opt. Qualität, die tatsächlich ein wenig besser geworden ist. Da man aber für ein Meade ACF 12" LX 200
nurmehr 2000.- zu bezahlen hat, und auch C11 und C 9.25 noch günstiger zu haben sind, wachsen die Begehrlichkeiten und so landen bei mir häufig
solche Systeme zur Begutachtung.

Das Ziel aller Wünsche wäre ein möglichst hoher Strehl . Das geht aber nicht, weil speziell bei SC-Systemen die Streuung beachtlich ist, und bei einigen
Teleskopen ihrer Art nur Zit: "Licht durchgeht", wie einer, der das täglich untersucht, einmal treffend bemerkte. Astigmatismus und sphärische Aberration
ziehen sehr schnell den Strehl nach unten, und über Schmidtplatte und Fangspiegel-Retouche wird eine Menge Streulicht eingeführt, was man bei
hoher Vergrößerung gut erkennen kann.

Und da jeder nur das Beste haben möchte, möglichst zum absoluten Tiefstpreis, stelle ich dann öfter die Frage, ob man eine solche Optik, wenn sie
denn in Deutschland gefertigt würde, überhaupt bezahlt werden könne, und ob das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht übererfüllt sei, wenn man
Preis und Qualität in Beziehung setzt. Meistens stoße ich dabei eher auf taube Ohren.

Oft steckt auch eine falsche Erwartung hinter dem Kauf solcher Systeme: Während viele der beieindruckenden Himmels- und Planetenaufnahmen
genaugenommen im Computer generiert werden, und für die Fotografie die SC-Systeme selbst bei schlechter opt. Qualität noch beachtliche Ergebnisse
erzeugen, sollte man nur im allergünstigsten Fall solche Systeme für die visuelle Beobachtung benutzen. Da wären Maksutovs die eindeutig bessere
Wahl. Weil aber die "Dinger" derzeit so preisgünstig sind, landen eigentlich schon die besseren Exemplare bei mir.

Der schnellste Eingangs-Test in diesem Zusammenhang bleibt weiterhin der "Artificial Sky Test", der in einer typischen Ansammlung von Pinholes
besteht zwischen 1µ und 5µ auf einem Gesamtdurchmesser von gerade mal 2 mm. Es ist ein fehlerhaft beschichteter kleiner Planspiegel, der von der
Rückseite her beleuchtet wird und deswegen einen künstlichen Sternhimmel darstellt mit Sternschnuppen, Doppeltsternen usw. Betrachtet man
diesen "Sternhimmel" mit einem 2 mm Okular, dann tauchen besonders über die Beugungs-Ringe alle Fehler in einer Zusammenschau auf:

- Bei Astigmatismus wird der erste Beugungsring in ein "Kreuz" verwandelt, also an 4 Stellen unterbrochen
- bei Koma (Zentrierfehler) liegt der Beugungring nicht rotations-symmetrisch um den Lichtkern (Maximum).
- bei Unter- meist aber Überkorrektur wird der ohnehin deutliche Beugungsring (wegen der Obstruktion) noch stärker hervorgehoben. Bei deutlicher
Obstruktion (z.B. RC-Systeme) lassen sich sehr viele Beugungsringe erkennen, wie das drittletzte Bild zeigt. Strehlwert und Obstruktion

Bei der Fotografie, oder bei kleinen Vergrößerungen - (bei einem 12" Meade ACF merkt man bis 300-fache Vergrößerung erst einmal nichts) -
spielt das eine kaum wahrnehmbare Rolle. Nur bei der Strehl-Ermittlung geht dieser über die Restfehler gnadenlos in den Keller und verfinstert
jedes Mal die erwartungsfrohen Mienen ihrer Besitzer.

Die folgenden Beispiele sind nur ein Ausschnitt aus den Teleskopen, die bei mir im letzten Jahr aufgetaucht sind. Sie sind in keiner Weise
repräsentativ für eine Firma oder Serie und markieren immer nur das aktuelle Teleskop.

Das folgende C11 zählt zu den besseren Exemplaren, leider zieht ein 3-eckiger Astigmatismus den Strehl etwas herunter.

SCS-Celstron_A.jpg

Das Gegenbeispiel wäre ein bei Grün überkorrigiertes C14, ebenfalls mit einem 3-eckigen Astigmatismus, von dem man bei der eingeblendeten
Aufnahme eigentlich nichts sieht. Bei Rot wäre der Strehlwert am höchsten, bei 532 nm wave wären wir bei Strehl = 0.651. Der Gaußfehler
ist auch bei SC-Systemen zum Teil deutlich ausgeprägt.

SCS-Celstron_B.jpg

Bei hoher Vergrößerung läßt sich ein Restastigmatismus ebenso feststellen, wie eine leichte Überkorrektur, weshalb der Strehlwert bei Grün nur noch
0.903 beträgt. Dieses C 9.25 wäre aber trotzdem die erste Wahl.

SCS-Celstron_C.jpg

Nicht umsonst haben die INTES-Maksutovs eine eindeutig bessere Qualität, auch wenn sie vom Durchmesser begrenzt sind wegen der Meniskus-Eingangs-Linse.
Und weil bei diesem System nur sphärische Flächen im Spiel sind, ist die Abbildung und der Kontrast eindeutig besser. Der Preis entsprechend höher, man hat also
die Wahl.

SCS-IntesMak_A.jpg

Ein weiteres Beispiel für eine hervorragende Abbildung und einen hohen Strehl, die Definition der Dreiergruppe ist sehr gut zu sehen.

SCS-IntesMak_B.jpg

Ein drittes Beispiel zur Dokumentation der hohen Qualität. Allein die Interferogramme dieser Maksutovs unterscheiden sich deutlich von den üblichen SC-Systemen.

SCS-IntesMak_C.jpg

Auch Meade SC-Systeme haben eine breite Streuung. Hier zieht ein Astigmatismus von mindestens L/4 PV und schlechter, den Strehl gnadenlos nach unten. Die Fotografie
merkt davon nicht. Visuell natürlich schon.

SCS-Meade_12ACF_C.jpg

Dieses Gerät ging beispielsweise zum Händler zurück, der weitere "Lebensweg" blieb mir allerdings verschlossen.

SCS-Meade_14ACF_A.jpg

Als Nachfolger des vormaligen Teleskops erreichte uns dann dieses Beispiel, und das dürfte die Erste Wahl sein unter den SC-Systemen. Nur wieviel Prozent
diese Qualität haben, wird selbst der Importeur nicht wissen oder wissen wollen.

SCS-Meade_14ACF_B.jpg

Auch dieses Beispiel wäre für die Fotografie ein wunderbares Teleskop. Weil aber der Käufer unbedingt ein Planeten-Teleskop auch zur visuellen Beobachtung haben möchte,
störte er sich am Restfehler von PV L/3.4 bei 532 nm wave, den er bei 300-facher Vergrößerung noch nicht, und erst bei 660-facher Vergrößerung als kleines
Kreuz erkannte. Bei tausend-facher Vergrößerung "verwandelt" sich jedoch der erste Beugungsring in ein schönes Kreuz.

SCS-Meade_14ACF_D.jpg

Die Energie-Verteilung, PSF genannt, stellt sich dann so dar, aber immer nur bei hoher Vergrößerung, wie sie nur auf der opt. Bank möglich sind.

SCS-Meade_14ACF_D1.png

SCS-Meade_14ACF_D3.jpg

SCS-Meade_14ACF_D2.jpg

Man kann sich dieses aktuelle Teleskop ohne den PV L/3.4 Astigmatismus darstellen lassen, und da dürfte die Energie-Verteilung (PSF) und die Kontrast-Übertragung (MTF)
interessant sein. Der über die Obstruktion verursachte 1. Beugungsring läßt sich nicht wegdiskutieren. Das Maximum jedoch ist ohne Astigmatismus etwas höher und
schlanker, weshalb ab 0.6 Spatial Frequency die Auflösung besser dargestellt wird. Ob sich das in der Praxis bemerkbar macht, muß ein Beobachter entscheiden.

SCS-Meade_14ACF_D2.png

Schlußwort: Man sollte sich schon genau überlegen, ob ein Schmidt-Cassegrain-System für visuelle Beobachtung wirklich die richtige Wahl ist,
da wäre beispielsweise ein Newton sehr viel sinnvoller, leider nicht ganz so handlich und vermutlich auch nicht ganz so preiswert.

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Lieber Wolfgang, liebe Beobachter,
die umfassende Darstellung von guten und grottigen Beispielen verschiedener Cassegrainvariante ins sehr anschaulich.
Von meiner Beobachtungspraxis her und komme ich zu einem anderen Schluss als Wolfgang.
Ursprünglich war ich auch kein Anhänger dieser Teleskopgattung, was sich heute für mich zur Sympathie zu den Geräten entwickelt hat.
Großen Anteil hat der gestiegene Kontrast durch bessere Spiegelbeschichtungen und auch die komafreie Abbildung moderner SC Typen.

Von meiner Händlertätigkeit kann ich sagen, dass ich in 6 Jahren nicht einen Kunden hatte, der mit optischen Qualität der Geräte nicht zufrieden war. Das muss kein absoluter Maßstab sein, aber zeigt doch dass der Anspruch an die Geräte erfüllt wird.
Höchst anspruchsvolle Kunden, die es sich leisten können, werden zu anderen Geräten tendieren, aber das ist die Minderheit.

Einen 12" ACF zu 2000,--€ wie Wolfgang schreibt, kann ich leider nicht anbieten. Trotzdem sind SC´s vergleichsweise erschwinglich. Die Tuben sind leicht gebaut und begnügen sich mit weniger Montierung als lang bauende Varianten.
Der 10"/11" hat sich als größte transportable Optik bewiesen. Mit dieser Öffnung konnte ich erstaunliche DeepSky Beobachtungen machen und auch an Planeten befriedigende Eindrücke gewinnen. Größere Modelle sind stationär sinnvoller aufzustellen oder aber von 2 Personen zu bewegen.
14" SC stehen in vielen Sternwarten und waren lange Zeit eine Obergrenze von Preis und Verfügbarkeit. Heute natürlich nicht mehr der Maßstab, aber immerhin mit max. 16" recht eindrucksvoll und zudem sehr leichte Tuben.

Mit visueller Beobachtung kann nicht nur Planetenbeobachtung, Doppelsterne und die Bewunderung der Beugungserscheinung an Sternen gemeint sein.

Visuelle Beobachtung bedeutet für mich auch bequemes Einblicken von "Hinten" und genügend Öffnung um Kugelsternhaufen auflösen zu können, Farben an PN erkennen oder Form und teils Spiralarme an Galaxien erkennen. Das leisten die Geräte sehr ordentlich.

In den meist kleinen Privatsternwarten passt ein 14" SC mit kleinem Refraktor ganz passabel hinein, ein 14" Newton setzt vom Platz und Montierungsanspruch schnell Grenzen.
Wegen Platz, Einblick und Preis ist ein SC oft die einzig mögliche Wahl.

Ich beobachte mit einem klasse 16" ACF und habe schon viele begeisterte Beobachter durchsehen lassen. Auch wenn der SC nicht die bestmögliche Abbildung an Planeten liefern kann, so machen die Beobachtung derselben in dieser Disziplin durchaus Spaß. Das Seeing muss allerdings schon gut sein um das Gerät nutzen zu können.

Auch bei Deep Sky braucht es gutes Seeing besonders mit Öffnungen ab12“ um vollen Genuss zu erreichen.
Bei 100x bis140x am 16“ bleiben die Sterne nadelfein, fast wie in einem Refraktor, was bei den Sternhaufen zu Gute kommt.
Kugelsternhaufen wie M 13, 15 oder M92 sind damit wunderbar aufgelöst und auch bei 300x sind die schwachen Sterne schlicht scharf.

Meine beste Jupiterbeobachtung überhaupt hatte ich mit einem 16“ ACF im SaharaSky Hotel im Nov. 2010.

SC freundliche Grüße
Ralf

 

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