D035 C-14 Schmidt Cassegrain
Ein ausgeprägter Gaußfehler - nur falsch optimiert
In der gebotenen Zurückhaltung hatte ich vor einiger Zeit ein 12-Zoll
SC zu untersuchen, das daraufhin seinen Weg zu einem Zweitprüfer und
schließlich zum Händler zurückfand, der es umtauschte. Haupteinwand war
ein farbabhängiger Öffnungsfehler bei 532 nm wave, so deutlich, daß er
nicht wegzudiskutieren war. Obwohl ich alle Hersteller-Merkmale in meinem
Bericht vermied, ließ der "Firmensprecher" Tassilo Bohm auf A.de die
Katze in der folgenden Form aus dem Sack in der dort gewohnten Fein-
fühligkeit.
Dem Tassilo Bohm gewidmet
Nun hatte ich bereits im obersten Thread betont, daß die Spherochromasie
und ihre falsche Optimierung Hersteller-übergreifend auch bei der Konkurrenz
vorkommt. An einem C14, was ich vergangene Woche auf der opt. Bank hatte,
läßt sich nun der gleiche opt. Fehler diagnostizieren.
Bereits die Farbverteilung beim Foucault-Test: links blau eingefärbt und rechts
rot eingefärbt, ist ein deutlicher Hinweis für einen Farbfehler, wie er exakt
auch bei Fraunhofer-Systemen zu beobachten ist.
Hier das Beispiel eines Zeiss AS-Objektives
Die von mir gemeinte typische Mikrorauhheit, wie man sie im Lyot-Test
erkennen kann. Nicht der Hauptspiegel ist die Ursache, sondern die Glas-
platte, aus der die Schmidtplatte hergestellt wurde und die Fangspiegel-
retouche sind die Übeltäter. Allgemeine Erörterungen zum Thema Rauhheit
helfen leider bei diesem Teleskop-Typ nicht weiter. Es muß ja einen Grund
haben, warum die ähnlich aufgebauten Maksutovs sehr viel kontrastreicher
abbilden.
Dem Interferogramm bei 650 nm wave sieht man einen deutlichen
Astigmatismus an, der häufig in der Schmidtplatte "fest" eingebaut ist.
20% "Strehl-Verlust" allein durch Astigmatismus.
Dazu noch die MTF-Funktions-kurve
Eindeutig auch beim C 14 die Überkorrektur im grünen Bereich, hier 532 nm wave. Für 650 nm wave, siehe oben, wäre also die sphärische Korrektur besser. (die grünen Laser gab es damals noch nicht, scheint mir eine
plausible Erklärung zu sein)
In diesem konkreten Fall ist aber der Astigmatismus viel gravierender als die
Überkorrektur.
In diesem Zusammenhang eine Anmerkung zu einem Disput zwischen Binoviewer und Kurt, die leider immer nur von fachfremden
Usern bestritten wird mit geringem Informationswert.
Quote:
Hallo Tom,
Zitat:
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Leider aber kann selbst eine hochstrehlige Optik immer noch Mikrorauheit
haben oder unter Astigmatismus leiden.
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sorry, dass ich mich einmische. Die physikalischen Zusammenhänge zwischen
Wellenfrontfehler, Strehlwert und Einfluss auf die Kontrastübertragung (MTF)
sind u. a. Schroader, "Astronomical Optics" beschrieben, in geraffter Form
auch bei Suiter, "Star Testing Astronomiocal Telescopes". Bei Vernach-
lässigung der Miktrorauheit ist der Strehlwert prinzipiell falsch ermittelt
worden. Das passiert bei der Messung mit einfachen I- Metern immer, bei
teuren Industriegeräten zum Teil auch.
Allerdings ist der Fehler bei sorgfältig polierter Optik vernachlässigbar. Bei
Spiegeloptik ist sie aus physikalischen Gründen wahrscheinlicher als bei Linsen.
Es gibt auch Amateurmethoden mit denen man hinreichend sicher
messtechnisch abschätzen kann ob Mikrorauheit relevant ist oder nicht.
Astigmatismus kann man mit dem genial einfachen Bath - I- Meter sowie mit
dem noch einfacheren I- Meter nach Michelson sauber mit erfassen. Wenn
eine Optik "hochstehlig" ist und gleichzeitig astigmatisch, dann hat der Prüfer
falsch gemessen oder die Optik wurde nach der Prüfung irgendwie verspannt.
Wenn nachträglich vespannt, dann ist sie aber nicht mehr "hochstrehlig".
I. a. werden bei Newtons die Strehlwerte nur für den Hauptspiegel angegeben.
Es ist leider recht häufig der Fall, dass die Fangspiegel erheblich astigmatisch
sind.
Da ich annehme, daß Tom sich rückbezieht auf die C11 Diskussion und die
kontrastmindernden Einflüsse von Spherochromasie der Schmidtplatte sowie
der Retouche von Schmidtplatte und Sekundär-Spiegel, kann ich den Tom
nur bestätigen, was den Einfluß der Mikro-Rauhheit auf "hochstrehlige" SCs
betrifft. Die Mikrorauhheit muß in diesem Fall wirklich vom jeweiligen Design
her beurteilt werden und ist bei SCs ausgesprochen deutlich in seiner
Wirkung. Also eine völlig andere Situation wie bei einfachen Newton-Spiegeln.
Mikrorauheit wird eben nicht mit einem ZYGO oder Wyko ermittelt, auch wenn
Kurt dies gebetsmühlenhaft immer wieder wiederholt. Dafür gibt es den
Weißlichtinterferometer oder das Nomarski-Mikroskop.
Die Qualitäts-Messung von Newton-Systemen ist traditionell anders, weil
der ellyptische Planspiegel in dem Sinn kein opt. Element ist, weil man bei
kleinen Öffnungsverhältnissen zur Not auch ohne auskommt durch leichte
Verkippung, wie das Herschel schon gemacht hat. Man also ein Certifikat
für Hauptspiegel und Fangspiegel braucht.