D031 Gauß Fehler bei C-8
Auf Rot korrigiert !
Bereits der erste Blick durch ein Teleskop auf einen künstlichen Stern offen-
bart sehr schnell dessen Auffälligkeiten. Im Falle dieses Celestron C8 war zu-
nächst eine sorgfältige Justage nötig, bis das Sternscheibchen extra/intrafokal
nahezu rund und vor allen sehr schön die Beugungsringe erkennbar waren.
Diesen Fall hat man eher bei einem guten Apochromaten oder bei einem guten
Maksutov, bei vielen SCs verschwimmen die Beugungsringe in allen möglichen
Fehlern. Dabei geht es um winzige Drehbewegungen auf die Justierschrauben,
die man am besten mit einer Verlängerung des kleinen Inbus-Schlüssels sicher
durchführen kann, dabei aber jeweils beide Sternscheibchen kontrolliert, weil
das Shifting des Hauptspiegels intrafokal ein anderes Bild zeigt als extrafokal.
Und deswegen versucht man die Differenz zwischen beiden zu vermitteln.
Das ist auch deswegen interessant, weil tags zuvor ebenfalls ein Meade 8-Zoll
Schmidt-Cassegrain, ein deutliches Spiegelshifting hatte. Bis also der Dreh-
Fokussier-knopf überhaupt reagierte, hatte man ihn bereits fünf mal zu drehen.
Also verlegt man sich darauf, nur in einer Richtung zu fokussieren und nach
diesem Verfahren auch zu justieren, von der anderen Seite her stimmt dann
die Justage überhaupt nicht mehr. Bevor man sich also am Stern zu Tode
justiert, sollte man die Feinfühligkeit der Hauptspiegeljustage überprüfen oder
richten lassen. Das dauert in der Regel sehr lange und bedeutet, daß man den
optischen Tubus zerlegen muß.
Im Falle des heutigen C8 hatte ich es mit einem sehr präzisen und feinfühligen
Justierknopf zu tun, sodaß der intra/extrafokale Vergleich ohne Probleme durch-
geführt werden konnte.
Der Sterntest als Übersichtstest ist nach dieser Arbeit zugleich der Nachweis
für die in Autokollimation doppelt so genaue Justage und die Möglichkeit, opt.
Auffälligkeiten sofort zu erkennen. Da aber die Sternscheibchen sehr starke
Ähnlichkeiten intra/extrafokal haben, sollte dieses C8 ein sehr gutes Teleskop
sein. Über den Ronchi-Gitter-Test erkennt man als wichtigste Aussage den
Öffnungsfehler, Zonen, und eventuelle Farbfehler, die bei den 8-Zoll SCs noch
nicht so deutlich hervortreten, sehr viel deutlicher ab 10 Zoll, so unter anderem
der farbabhängige Öffnungsfehler, den ein Mitarbeiter von Meade bis heute
abstreitet, obwohl er eindeutig nachweisbar ist, wie auch das heutige Beispiel
erneut zeigt. In jedem Fall zeigt sich ein Farblängsfehler derart, daß beim
Foucault-Test über die Farbverteilung auf dem Bild klar wird, daß Rot einen
anderen Schnittpunkt haben muß als Blau: In diesem Fall fällt Blau etwas
kürzer als Rot, allerdings etwa nur 0.2 mm, also vernachlässigbar. Die Fläche
selbst macht einen "flachen" Eindruck und scheint auch keine größeren Zonen
zu haben.
Der Lyot- oder Phasenkontrast-Test macht aber dennoch überdimensioniert
viele feinen Rillen deutlich, die für Streulicht sorgen und damit den Kontrast
schmälern. Am Spalttest sieht man deutlich diesen Kontrastverlust - jedoch
im Vergleich zu den vielen SCs, die ich bereits auf der opt. Bank hatte, ein
herausragendes und wertvolles C8, was auch dem Tester als Überbringer
freundlicher Nachrichten gelegen kommt. Im alten Griechenland wurden die
Überbringer schlechter Nachrichten häufig umgebracht: Dafür hat man heute
bestimmte Foren.
Eine der mich interessierenden Fragen war daher, wie deutlich läßt sich bei den
8-Zoll SCs der farbabhängige Öffnungsfehler (Gaußfehler) über das übliche
Spektrum von F-, e-, d- und C-Linie nachweisen. Und weil besonders bei den
kleinen Öffnungen die Interferogramme immer "unsauberer" werden, kann man
diesem Problem mit einer Auto-Halogen-Lampe entgegen wirken, braucht dazu
aber sehr enge Interferenzfilter, die ein Schweinegeld kosten. Aber man bekommt
wellenlänge-genau-definierte und saubere Interferogramme, mit denen auch
die Auto-Trace-Funktion von FringeXP keine Probleme hat. Außerdem schauen
die bunten Interferogramme einfach auch schön aus.
Dabei wähle ich meine Einstellung jeweils so, daß eine M-förmige Verformung
der Streifen eine Überkorrektur, eine W-förmige Verformung eine Unterkorrektur
signalisiert. (Weswegen die Interferogramme einer Parabel aus dem
Krümmungsmittelpunkt auch diese typische "M"-Verformung haben.
Ein weiteres Beispiel eines Nexstar C8i mit gleichen opt. Daten zeigt ebenfalls
die bei allen SCs den zu beobachtenden Gaußfehler bzw. die Überkorrektur
im kürzeren Spektralbereich.
Wenn man die Justage, bzw. einen möglichen Astigmatismus überprüfen will,
dann hilft erneut ein Interferometer weiter: Das Interferogramm muß nur de-
fokussiert werden und die Ringe zentrieren. Eine ganz empfindliche Angelegen-
heit, wie der eidgenössische Sternfreund heute richtig bemerkte. Der Punkt bei
3:00 Uhr ist die Referenzwelle.
Der vergleichenden Übersicht weiter oben kann man also eindeutig erneut
entnehmen, daß bei Rot das beste Interferogramm entsteht, also dort der
Öffnungsfehler am geringsten ist, während bei kürzeren Wellenlängen die
Überkorrektur zunimmt, und das bei allen SCs. Speziell auf diesen Sachver-
halt werde ich zukünftig besonders achten, weil auch dieser Fehler die Optik
beeinträchtigt. Insofern hat ein SC eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Fraun-
hofer.
Wer also auch die anderen Interferogramme auswerten will, möge das tun, der
verminderte Strehl geht zu Lasten des ansteigenden Öffnungsfehler, nur daß
dieser nicht auf Grün-Gelb optimiert ist, wie bei einem Fraunhofer üblich. Da
aber die visuellen Ansprüche an dieses Design zugunsten der Fotografie hintan-
gestellt wurden bisher, passierte an dieser Front nahezu nichts. Jedenfalls hat
dieses SC bei 656.3 nm wave einen sehr schönen Strehlwert, der auch über
das Shareware-Programm FringeXP erreicht wird. Wobei es das ideale Aus-
wertprogramm leicher nicht gibt: Bei Atmosfringe kann man die obstruierte
Mitte sauber abziehen, bei FringeXP muß man sie überbrücken, bei FringeXP
ist nicht ganz klar, wie weit man die Punkte bis zu Rand setzen darf, bei
AtmosFringe fehlt derzeit noch die Auto-Trace-Funktion ...
Jedenfalls hatten wir beide an diesem überdurchschnittlich guten C8 heute
unsere ungeteilte Freude, und dafür ist der Sonntag Nachmittag gerade recht.