D018 Zeiss-Jena Meniscas 180-1800

Zeiss Meniscas 180/1800            

Das Zeiss Meniscas 180/1800 sollte mit einem vergleichbaren Maksutov von INTES gut konkurrieren können - was aber in diesem konkreten Fall
nicht zutrifft. Vom Verkäufer wird es über den klingenden Namen hochgelobt, während der mögliche Käufer nach einem idealen Planeten-Teleskop
sucht. Dafür sind gute Maksutovs eine gute Wahl. Trotz deutlicher Vignettierung im Feld bis 30 mm Felddurchmesser, bleibt die Abbildung weitest-
gehend punktförmig, wenn man das Teleskop als fotografisches System verwenden möchte. Über welchen Test läßt sich also ein Unterschied
heraus-arbeiten, wenn man ein Planeten-Teleskop sucht, das in der Preisklasse eines 130/1000 TOA von Takahashi liegt?

Als "Leichtgewicht" kann man diesen Maksutov nicht bezeichnen, vergleicht man es mit den Maksutovs von INTES. Die mechanische Verarbeitung hingegen ist
unbestritten, das kann man Zeiss nicht nachsagen. Zentriermöglichkeiten sind sinnvollerweise so versteckt, daß man gar nicht in Versuchung kommt, daran
herumzuschrauben. Man könnte also meinen, man hätte einen perfekten Maksutov vor sich - und genau diese Frage hatte der Käufer in spe an mich gestellt.

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Als einer der ersten Tests liefert der "künstliche Sternhimmel" bei Höchstvergrößerung die Summe aller Abbildungsfehler ab. Man hat es mit einem obstruierten System zu
tun, also wird man einen gut erkennbaren ersten Beugungsring erwarten. Die Brennweite mit 1800 mm wird den künstlichen Sternhimmel nicht mehr so punktscharf ab-
bilden, wie das ein APO-Refraktor bei kürzerer Brennweite noch tut: Immerhin läßt sich ja die Auflösung eines Systems über die Formel
Auflös = 1.22*Lambda*206265/Apertur berechnen oder aber über den Abstand der mittleren Dreiergruppe des Testbildes über inv tan(Abstand/Brennweite)
Aus dieser Logik darf bei einer längeren Brennweite die Abbildung meines künstlichen Sternhimmels bei längerer Brennweite "unschärfer" werden. Daher wird man zunächst
den Vergleich mit dem INTES Altern M-809, 200/2000 suchen müssen, und da zeigt sich, daß dessen Auflösung offenbar besser ist. Ein TOA 130/1000 von Takahashi
hätte nur 1000 mm Brennweite, aber ein Blick durch einen solchen APO liefert schon beeindruckend klare Bilder gerade bei feinen, lichtschwachen Sternen ab. Ich hatte
schon mindestens fünf dieser APOs hier auf der opt. Bank mit den Abbildungsergebnissen rechts auf der Übersicht.

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Warum, so fragt man sich in der Folge, schneidet dieser Meniscas 180/1800 nicht am besten ab? Hauptfehler ist eine eindeutige, wenn auch leichte Überkorrektur, die
vielleicht über eine Korrektur der Abstände korrigiert werden kann. Am leichtesten wäre das über ein optical Design Programm nachprüfbar, wenn man das System
in ZEMAX hätte. Alles andere läuft auf die Zerlegung der Optik hinaus, und davon sollte man ohne zwingende Not die Finger lassen.
Über alle nun folgenden Tests läßt sich die Überkorrektur zeigen. In der Wirkung verschiebt sich etwas Lichtenergie in den ersten Beugungsring. Ein weiterer Einfluß
entsteht über einen leichten Astigmatismus, der über den Tubus erzeugt werden könnte und am leichtesten über den ersten Beugungsring erkannt wird. So wäre als
die obere Aufnahme des künstlichen Sternhimmels kongruent mit der 3D-Darstellung der Point Spread Function.

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Es kommt also über das IGramm auf der Achse mit einem Twyman-Green Interferometer ein beugungsbegrenzter Strehlwert heraus, den ein Kunde in spe gerne
etwas höher erwarten würde. Dieser Strehlwert läßt sich deshalb auf die bereits genannten Fehler zurückführen: Also die Überkorrektur, die den Wert um knapp
10% Strehlpunkte reduziert und der Astigmatismus, der nochmals ca. 9% Strehlpunkte abzieht - leider.
Und nun kommt der Preis von ca. 5 000.- Euro ins Spiel, die man für dieses System ausgeben soll. Fotografisch kein Problem, nur wer für visuelle Beobachtung
ein Spitzen-Gerät sucht, wirds sich noch einmal überlegen.

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ein paar Anmerkungen, lieber Markus,

Quote:

Überkorrektur hin oder her, dein Focault tEst zeigt eine sehr glatte Optik, sodass der RMS ganz und gar nicht passt, aus erfahrung mit Prüfungen anderer Geräteweiss ich aber auch das komischerweise eine dejustage den RMS und somit den RMS Wert und somit den sTrehl deutlich herunter zieht.



Der RMS-Wert bezieht sich immer auf die Topografie einer Fläche, nicht auf deren Glätte oder Feinstruktur. Das haben die "Gelehrten"
auf A.de nie begreifen wollen. Die Topografie sieht man bei allen meinen Tests überdeutlich, auch beim Foucault-Test. Eine Dejustage
erzeugt zunächst Achskoma und zieht damit den Strehlwert nach unten. Bei RC- oder SC-Systemen erzeugt eine Hauptspiegel-Verkip-
pung Astigmatismus und mindert ebenfalls den Strehlwert. Der Strehlwert ist nur eine andere Darstellungsform des RMS-Wertes.
Die Berechnung erfolgt über: Der Zernike Zoo In diesem Fall die #8, #15 und #24
Wie man also an den Zernike Koeffizienten erkennt, geht deren Systematik bis zur Nummer 35 = Quaternary Spherical. Daraus ergibt sich
bereits, daß über dieses System die Feinstruktur nicht erfaßbar ist. Eine Fläche wird also in typisierte Flächenformen zerlegt, die über
zugeordnete Polynome darstellbar ist. Aus diesem Grund läßt sich auch eine differenzierte Fehleranalyse durchführen.

Das thermische Problem bei Optiken ist mir bekannt. In diesem konkreten Fall wurde mir der Meniscas zugeschickt und hatte demzu-
folge tatsächlich die von Dir reklamierte Nacht über Zeit, sich zu temperieren. Daran lag es also nicht. Die Überkorrektur des Meniscas,
die auch mit einem falschen Spiegelabstand nicht erklärt werden kann, ist fest eingebaut mit PV L/5.5 und zieht ganz alleine den Strehl
auf 0.899 herunter. Ein Zertifikat war nicht dabei, sonst wäre es vermutlich nicht bei mir gelandet.

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