D052A 16inch SchmidtCassegrain - ein deutsches Produkt
Siehe dazu passend:
Artificial Sky Test - Anfangsbericht
D024 - Kap 04 Vergleich von SC-Systemen über Foucault- und Lyot-Test
http://r2.astro-foren.com/index.php/de/basics =>F041 Artificial Sky Test u. weitere Berichte
die Zernike Koeffizienten F099 Der Zernike Zoo
Der vorliegende Fall ist deswegen bemerkenswert, weil ein Spiegelschleifer in der Szene sich vor Jahren ein 16-inch Schmidt-Cassegrain-System
schleifen mußte, ohne daß er über ausreichende meßtechnische Kenntnisse darüber verfügte, wie man ein solches Gesamt-System prüfen kann,
damit es wenigstens die Kriterien der handels-üblichen C14 Geräte erfüllt, die optisch nicht gerade einen berauschenden Eindruck hinterlassen.
Genau aus diesem Grund hatte ich vor einiger Zeit mal eine Zusammenstellung gemacht, an der man erkennt, daß mehr Öffnung nicht unbedingt
mehr Genauigkeit einschließt. Als Planeten-Teleskop würde ich es gar nicht empfehlen!!!
Entweder hat dieser Spiegelschleifer irgendwann selbst gemerkt, daß man bei 80-facher Vergrößerung mit diesem System noch gar nicht dessen
optische Qualität ermitteln kann, kam aber nach mehreren Jahren auf die verwegene Idee, dieses Muster-Exemplar an Schleifkunst für 8.000.- Euro
anzubieten und auch zu verkaufen. Den ahnungslosen Sternfreund ließ er also bei 80-facher Vergrößerung durch das vermeintliche "Schnäppchen"
gucken, und das edle Teil wanderte über den Ladentisch. Soweit so schlecht.
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Der neue Besitzer haderte mit dem Seeing und mit sich selbst und seiner vermeintlichen Dummheit, und zentrierte sich einen "Wolf", bis er sich endlich
hilfesuchend an mich wandte bei immerhin 4.5 Stunden Fahrzeit, damit ich ihm das edle Teil richtig einstelle.
Nun haben diese Systeme folgende typischen Fehler:
■ der zumeist sphärische Hauptspiegel ist meistens OK, bekommt aber durch falsche Lagerung Astigmatismus aufgedrückt, der über den Fangspiegel nachvergrößert wird.
■ die Schmidtplatte ist fast immer aus Floatglas, etwas anderes wäre zu teuer bei 400 mm Durchmesser. Sie herzustellen ist am Schwierigsten.
■ der Sekundärspiegel ist in der Regel eine A-Sphäre und die Retouche sollte immer im System vor einem Planspiegel kontrolliert werden.
■ beim Zusammenbau sollten die Einzelschritte kontrolliert werden, damit sich kein Astigmatismus einschleicht.
Am 16.Mai 2014 liegt also das edle Stück auf meiner 4 Meter langen opt. Bank, und ich war sehr neugierig auf die Qualität dieses Systems - Made in Germany.
Das folgende Bild schildert anschaulich in welchem desolaten Zustand dieses System ist: Es ging ja um die Frage:
welche Chance habe ich denn überhaupt, dieses System zu optimieren.
Da wäre zunächst oben links eingeblendet, wie so ein Artificial Sky Test bei einem C 9.25 System auszusehen hätte. So schaut dieser Test jedenfalls beim 16-inch SC
nicht aus. Unten in der Leiste ist dann die Figur eingeblendet vor der Zentrierung, die Koma und Astigmatismus verrät. Nach der Zentrierung sollte eigentlich eine
kreisförmige Figur entstanden sein mit ähnlichen Sternscheibchen intra- undextrafokal. Stattdessen ein vier-eckiges Gebilde intrafokal, ein Hinweis auf Unter-
korrektur und das um 90° gedrehte Gegenstück, das den Astigmatismus anzeigt, bei ca. 440-facher Vergrößerung. Im Fokus entsteht ein "wildes" Gebilde mit
Spitzen, was typisch für Astigmatismus-Figuren ist. Spätestens jetzt ist eindeutig, warum nur 80-fache Vergrößerung "zugelassen" war - seeing-bedingt versteht
sich.
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Auch bei der nächsten Übersicht ist als Information ein Beispiel darunter angeführt, wie bei einem C11 edge HD die gleichen Tests ausgesehen haben. Die Unterschiede
sind deutlich erkennbar. Und spätestens jetzt ist eine Einschätzung möglich, wie edel dieses in Deutschland gefertigte 16-inch Schmidt-Cassegrain-System wirklich
ist, das der Spiegelschleifer für sich selbst geschliffen hatte. (Soviel Mut ist regelrecht bemerkenswert - besonders wenn einem grundlegende meßtechnische
Kenntnisse fehlen.
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Ein solches Interferogramm aus 2.5 * Lambda Astigmatismus und 1.0 * Lambda Unterkorrektur schaut entsprechend eindeutig aus.
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Die 3D-Wellenfront-Deformation
Astigmatismus erst einmal abgezogen, weil es der Fehler ist, der an der Spiegel-Zelle liegen könnte, wenn der Hauptspiegel selbst keinen Astigmatismus
hätte.
Aber selbst ohne Astigmatismus zieht die Unterkorrektur den Strehl gerade mal auf 0.053 herunter. Damit würde auch keiner zufrieden sein.
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Abschließend der Testreport. Die Diskussion ging abschließend um die Frage, ob und wie man ein solches System - Made in Germany optimieren könne.
Wenn der Astigmatismus nur an der Spiegelzelle liegt, dann würde ein kontrollierter Einbau helfen. Der Hauptspiegel selbst dürfte aber keinen
Astigmatismus haben. Und die Lagerung in der Spiegelzelle sollte mechanisch stabil sein.
Die Unterkorrektur würde man nur am Sekundär-Spiegel retten können. Dazu braucht man mindestens ein 400 mm Planspiegel und mindestens ein
Ronchi-Gitter mit 10 lp/mm eher mehr - und man muß genau hinschauen. Auch der Foucault-Test sollte so aussehen, wie die Sammlung meiner
Foucault- und Lyot-Test-Bilder. Ob es nun jemand gibt, der diese Retouche fachkundig so ausführt, daß abschließend ordentliche Ergebnisse
herauskommen? Auch dieser Optiker will ordentlich bezahlt sein, wenn seine Arbeit ordentlich sein soll.
Solange sich also der Hersteller dieses SC-Systems nicht grundlegende Kenntnisse in Meßtechnik aneignet, wird er nie erkennen,
was er da eigentlich schleift und poliert.
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