C068 Zwei GSO-Spiegel (16-inch) im Vergleich
Der Anlaß ist schnell erzählt: Ein 16-inch Dobson soll einen Spiegel erhalten - natürlich möglichst
preiswert, aber doch so, daß man damit gut leben kann - wie immer die Erwartungen bzw.
Ansprüche am Ende ausfallen. In diesem Fall war Teleskop Service bereit, für einen Vergleich zwei
GSO-Spiegel 16-Zoll f/4.5 zur Verfügung zu stellen, auf daß man sich den besseren von beiden
heraussuchen kann. Eine Entscheidung, die sehr stark abhängt von den Bewertungs-Kriterien: Der
erste Spiegel hätte zwar nur einen Strehl von ca. 0.85 bei L/4 PV wegen einer etwas stärkeren
Unterkorrektur, der zweite Spiegel hätte dagegen einen Strehl von ca. 0.94 Strehl bei L/7 PV, mit
weniger Unterkorrektur, dafür aber nur ein wenig rauher hinsichtlich der Politur als Nr. eins.
Am Himmel werden sich beide Spiegel "thermisch" verhalten, d.h. um ihren Ideal-Wert pendeln, je
nachdem der Spiegel ausgekühlt oder aber Temperatur-Differenzen zwischen Vorder- und Rück-
seite existieren.
Entscheidend auch, daß beide Spiegel keinen signifikanten Astigmatismus haben, was eingangs im
Sterntest im Krümmungsmittelpunkt geprüft werden kann. Da der Spiegel bei dieser Prüfung senk-
recht im Gleichgewicht steht, kann sich ein vorhandener marginaler Astigmatismus zusätzlich
kompensieren. Deshalb an beiden Spiegel eine Markierung angebracht für die beste Position
später in der Spiegelzelle.
Der Sterntest im Krümmungsmittelpunkt (ROC) extrafokal ist ein guter Anhaltspunkt und erster Test, ob man
es mit Astigmatismus zu tun hat oder nicht. Wenn der nicht signifikant ausfällt, dann wäre das die Begründung,
bei der Auswertung den Astigmatismus abzuziehen.
Für den ersten Spiegel ein ähnlicher Test über ein Interferogramm in RoC, um einen signifikanten Astigmatismus
auszuschließen. Was verbleibt sind die Einflüsse der Luftbewegung und ein Astigmatismus höherer Ordnung.
Im Doppelpaß, also in Autokollimation gegen einen Flat, schaut der Rand beim Sternhscheibchen extrafokal
anders aus als intrafokal. Dies deutet auf einen hochgezogenen Rand bzw. Unterkorrektur des Spiegels hin.
Sehr schön sieht man auch hier bereits das Retouchier-Verfahren der GSO Spiegel, die grundsätzlich
radiale Polierstriche anwenden - und daran erkennt man immer die GSO Spiegel.
Würde intrafokal der Rand ausfransen dann hätte man es mit einer Überkorrektur zu tun, oder mit einer
abfallenden Kante.
Bereits beim Sterntest wäre erkennbar, daß die Unterkorrektur etwas stärker ausgefallen ist: Nr. Eins ist
etwas stärker unterkorrigiert als Nr. Zwei.
Auch beim Ronchi-Test sind die Polierstriche gut zu erkennen. Da aber die Linien-Anzahl verschieden ist,
läßt sich der Vergleich beider Spiegel nicht so gut ziehen: Bei Spiegel Eins spielt im Randbereich noch eine
"Rinne" eine Rolle, die Spiegel Zwei nicht hat. Spiegel Zwei hätte in der Mitte eine etwas größere "Mulde".
Bei Spiegel Eins wirkt das Lyot-Bild etwas glatter als bei Spiegel Zwei. Die Flächen-Form jedoch ist ähnlich,
die stärkere Unterkorrektur wäre über diesen Test noch nicht unbedingt erkennbar. Man könnte sogar meinen, Nr. Zwei wäre stärker unterkorrigiert.
Ähnlich fällt auch die Wellenfront-Deformation aus, was aber programm-technische Gründe hat. Das Programm stellt die Deformation im Verhältnis dar, und nicht in ihrem absoluten Verhältnis. Zumindest
läßt sich auch hier beweisen, daß beide Spiegel vom gleichen Hersteller sein müssen.
Erst das Interferogramm zeigt etwas deutlicher, daß Spiegel Eins offenbar stärker unterkorrigiert ist als Spiegel Zwei. Die Streifen biegen sich am Rande stärker nach oben. Diese "W"-Verformung der Streifen ist
ein Hinweis auf Unterkorrektur.
Die Auswertung bei Spiegel Eins liegt bei ca. 0.85 Strehl, der je nach thermischer Situation noch besser sein
kann.
In ausgekühltem Zustand wäre strehl-mäßig allerdings diesem zweiten Spiegel der Vorzug zu geben. Auch hier
kann die thermische Situation noch ein besseres Ergebnis zaubern.
Sie unterscheiden sich also doch, die GSO Spiegel, hauptsächlich über die Größe der Korrektur und
ein bißchen auch, was die Rauhheit der Parabel-Retouche betrifft. Gemessen am Preis, dürfte man
sich dagegen kaum beschweren. Für einen Hochleistungs-Spiegel wird man einfach das Doppelte
bezahlen müssen. Und das ist nicht immer erforderlich.
Sie denken, dass es sich lohnen würde, einen dieser OSG-Spiegel zu kaufen, ohne sie analysieren zu müssen, um einen von zwei zu wählen.
Bald muss ich einen dieser Spiegel von 16 "F 4,5 in TS kaufen und ich würde gerne Ihre Meinung mit dem Kauf selbstsicherer sein.
Lohnt es sich, 220 Euro mehr für einen dieser Spiegel zu zahlen, um 2 dieser Spiegel zu analysieren und den besten auszuwählen?
Ich könnte meine E-Mail beantworten;
pastorgalactico@gmail.com
Grüße