C009 Auf zur Rockerbox . . . 20 Dobson f4
Dieser Bericht ist Teil zwei meines 20"-Dobson-Projektes und deswegen die
Fortsetzung von hier: Ein Hut entsteht
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14.03.2013, Auf zur Rockerbox . . .
Wie man vielleicht schon bemerkt hat, habe ich das Pferd immer von hinten aufgezäumt: Weil jeder Arbeitsschritt seine Auswirkung auf die folgenden hat:
Weil Spinne und Fangspiegel-Halterung in der Hut-Höhe von 226 mm verschwinden muß, muß a) die Spinne möglichst weit oben im Hut und b) der Fang-
spiegel incl. OffSet-Punkt ein gewisses "Spiel" auf der opt. Achse braucht, aber trotzdem möglichst kurz, wegen möglicher Schwingungen, wenn die M8
Gewindestange zu lange wäre. Erst wenn diese Einheit fertig eingebaut ist, kann man die Position des Okular-Auszuges festlegen. Und dort bohrt man mit
einem Kreis-Schneider 60 mm das nötige Loch in die 15 mm dicke und 190x190 mm große Halteplatte.
Bei der Rockerbox funktioniert das so ähnlich. Ich beginne also zunächst einmal mit der Herstellung der 18 Auflage-Punkte und die dafür notwendigen
Einzelteile. Danach wird diese auf die 610x610 mm große untere Halteplatte befestigt und der Hauptspiegel draufgesetzt. Damit kann man den Abstand
nach unten in der Rockerbox, aber auch den Abstand der oberen Halteplatte festlegen, auf die dann der Schutzdeckel des Hauptspiegels aufgesetzt wird.
Das entsprechende Bildmaterial entsteht also bei den nächsten Schritten.
Nach dem oberen Aufriß steht nun der Rohbau der Rockerbox. Der Aufriß im Maßstab 1:1 von Rockerbox und HS-Lagerung ist später eine enorme Erleichterung
beim Finden der Abmessungen: Man muß sie nur noch dem Aufriß entnehmen. Ein mir bekannter Treppenbauer pflegt ebenfalls vorher von seinen Treppen einen
1:1 Aufriß anzufertigen - und dann stimmt die Sache auch.
Das Projekt "bewegt" sich also weiter in diese Richtung: http://rohr.aiax.de/HutWR_18.jpg
Die Innen-Radien waren recht zuverlässig mit einer Stichsäge herausgeschnitten, man muß sich nur Zeit lassen, braucht einen Halogen-Strehler, damit man
auch die Kreislinien gut sieht, und dann sägt man bedächtig und sorgfältig an der Kreislinie entlang. Das Ergebnis zeigt das nächste Bild. Dreht man das obere
Aufrißbild um 90° nach links, dann paßt es genau zu den folgenden Fotos. Also oben ist der 1. Wippenpunkt und unten sind Punkt 2. und 3. zu sehen. Die
15-er Multiplex-Platte bekommt also von hinten je ein Alu-Band 10x30 mm im Querschnitt angeschraubt. Man schneidet das M6 Gewinde jeweils in die Bänder
und spart sich so die Muttern rückseitig.
Vorne links und rechts sind die "Stopper" zu sehen, auf denen der spätere Spiegel nach unten aufsitzt und gehalten wird. Diese beiden Punkte bilden
einen 90° Winkel bzw. liegen jeweils auf den Diagonalen.
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Mit M8 Inbus Gewinde-Schrauben lassen sich alle Wippen-Punkte realisieren: Man dreht zunächst das Gewinde auf Durchmesser 6.5 mm bei einer Länge von 2 mm
und fügt daran noch einen 8 mm langen Stift mit 3 mm Durchmesser. Die Bohrung, in die dieser Zapfen dann gesteckt wird, ist mit 4.5 mm gerade so groß, daß der
Einheit die nötige Kippbewegung ermöglicht wird. An der Stelle verwenden manche Tüftler einen Paßstifft, dann muß aber die gesamte Konstruktion geändert werden,
und das wäre dann aufwendiger.
Sechs Platten sind mittlerweile von unten gebohrt, gesenkt und oben mit Flizgleitern beklebt. Die quadratische Form wurde deswegen beibehalten, um sich so die
zusätzliche Verspannung zu sparen, die das Verdrehen dieser Platten verhindern soll.
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Zur Probe wurde der Spiegel aufgesetzt - vorher wurde er bereits genau in Position gebracht, nachdem der vordere Ring gerade mal 4 mm "Luft" zum
Spiegel hat, und da muß es dann leider sehr genau sein.
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So wird dieses Sandwitch später in der Rockerbox eingebaut sein. Der Abstand der beiden Platten wurde zunächst über Abstandshalter simuliert, weil
das für den Schutzdeckel des Hauptspiegels wichtig ist. Der Hauptspiegel wird von hinten über ein kurzes Rohrstück herausgehoben. Dazu gibt es
später ein Bild.
Weitere Schritte sind:
die Verschraubung dieser Sandwich-Einheit mit der Rockerbox, danach die Ermittlung der Fokuslage, indem das System vor einem Planspiegel aufgestellt wird, danach
das Ausmessen der Distanzrohre, deren Befestigung an Rockerbox und Hut. Danach die Ermittlung des Schwerpunktes und die Herstellung des Höhen-Rades und
schlußendlich der Rest zur Horizontal-Bewegung.
Das obere Sandwich ist mittlerweile eingebaut, Ansicht von vorne/oben . . .
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. . . und Ansicht von hinten/unten .
In einem weiteren Schritt muß der Abstand von Rockerbox zu Hut ermittelt werden, sodaß der Fokus im OAZ möglichst nahe am "Tubus" liegt, weil dann
eine möglichst kleine Fangspiegelfläche benutzt wird, zumal der Fangspiegel eher knapp bemessen wurde wegen der Obstruktion. Fotografieren will ich
nicht. Dabei kam ein Abstand von 1355 mm heraus über den man später die 8 Distanz-Rohre berechnen kann. In den Berechnungen ist noch ein Aufmaß
von ca. 20 mm drin, damit man dann am Himmel selbst die opt. Fokuslage bestimmt und die Distanzrohre entsprechend kürzt.
Im nächsten Schritt möchte man wissen, wie groß eigentlich der Radius der "Räder" sein muß, man bringt nun beide Teile in die "Waage". Das zeigt
nun das nächste Bild. Zuvor habe ich die beiden Teile ausgewogen: Rockerbox mit 37.12 kg und Hut mit 4.89 kg. Logischerweise liegt der Schwerpunkt sehr nahe
an der Rockbox mit 90 bis 94 mm, wobei über die Schraubzwingen auch noch Gewicht eingeführt wird. Mit Abstand 90 mm war dieses System in der Waage.
Die ca. 2 m langen Kanthölzer liegen auf einer Schiene auf und das System wurde über den Hutabstand 1355 mm ins Gleichgewicht gebracht. Dort wäre dann der
Mittelpunkt des Höhenrades, wie das Bild zeigt: http://rohr.aiax.de/HutWR_18.jpg
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Im richtigen Abstand zueinander '"schwebt" also dieser Aufbau. Nachdem der Hut zwischenzeitlich vom Tisch abgestürzt ist, und sich dadurch der 8 mm Gewindestab
etwas verbogen hatte - der Fangspiegel selbst ist noch tadellos - sorgt jetzt eine Sicherung dafür, daß ich nicht noch einmal die Gewindestange austauschen muß.
Für die Verbindung zwischen Hut und den "Stangen" (Alu-Rohr) gibt es mehrere Varianten, die mehr oder weniger praktisch und durchdacht sind. Es sollte besonders
nachts keine Fummelei draus werden, bis man den Hut aufgesteckt und befestigt hat. Dies ist eine Lösung, die dem ICS-Dobson nachempfunden ist: Es ist eine
schnelle und elegante Lösung.
Mit dem unteren Ring verbunden, schaut das dann so aus, wobei man darauf achten sollte, daß der OAZ etwas nach oben "schaut", damit die Okular später nicht
herausfallen.
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Alle Arbeitsschritte wird man nicht minutiös darstellen können. Das beginnt mit dem hinteren Durchmesser, auf den später die Distanz-Stangen aufgeklebt werden,
jeweils in der gleichen Aufspannung. Die 13-er Bohrung dient der Gewichtsreduzierung. Von der Gegenseite wird dann der 15 mm Zylinder gedreht, das Gewinde
M6 mit 20 mm gebohrt, die Kunststoff-Kugel aus hartem Material bekommt ebenfalls ein Gewinde gebohrt. Gewindestifte verbinden später die Bauteile, wobei
auf der Stirnseite wegen der Kugel noch ein flacher Kegel eingesenkt wird, damit die Kugel am Rand aufliegt und trägt.
Wenn später Hut und Rockerbox über die Distanz-Stangen miteinander verbunden ist, wird noch einmal der Schwerpunkt genau "ausgewogen", ähnlich wie oben,
danach hat man den Radius des Höhenrades, und das wäre dann der nächste Arbeitsschritt. Meine Arbeits-Zeit ist Gottseidank "umsonst", aber eine gute
Erklärung, wenn ein professionell gefertigter Dobson seinen Preis haben muß - auch wenn die Schnäppchen-Mentalität das nicht verstehen will.
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Die Distanz-Stangen kamen gestern mit der Post, und wurden nach einer Entfettungs-Aktion mit Aceton eingeklebt. Und weil ich mich verschätzt hatte, was die
Zeit des Aushärtens meine 2-Komponenten-Klebers betrifft (braucht offenbar mindestens 12 Stunden) zog sich der Zapfen unter Belastung bei einzelnen Stangen
bis zu 2 mm heraus. Dadurch mußte ich diese auf der Drehbank mit Anschlag wieder auf einheitliche Länge bringen, was mittlerweile auch geschehen ist.
Die Klemmböcke in der Rockerbox sind ebenso montiert, die Hut-seitige Verbindung stimmt auch, und nun ist die Einheit ziemlich stabil und läßt sich am Hut sehr
gut als Einheit bewegen. Die Fokus-Lage habe ich über einen Planspiegel ebenfalls eingestellt und stimmt, sodaß der Fokus für visuelle Bedürfnisse nahe am
Okular-Auszug liegt. Beim Auswiegen zeigte sich, daß der obere Versuch zu ungenau war und der Schwerpunkt tatsächlich um ca. 4 cm näher am Hut liegt. Das
hat seine Auswirkung auf den nachfolgenden Teil im Bereich Rockerbox.
Das Eck der Rockerbox muß unten berührungsfrei "durchlaufen" können, obwohl man diesen Teil möglichst niedrig ausführen möchte. Ist aber u.a. abhängig vom
Schwerpunkt des Teleskop-Systems. Ein Plan 1:1 ist für diesen Fall sehr hilfreich.
Im Maßstab 1:1 wird der zunächst auf Farbkarton ausgeführte Plan auf eine 20 mm Multiplex-Platte übertragen und anschließend ausgefräst: Vorgeschnitten mit
einer Stichsäge und an den entscheidenden Stellen exakt gefräst. Die Ecken bohrt man am besten mit einem Topfloch-Bohrer, auch Forster-Bohrer genannt.
Da es zwei identische Halbräder sind, kann man sie aus einer gemeinsamen Platte ausschneiden, und trennt die beiden "Halb-Monde" am Schluß.
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Nachdem der Schwerpunkt bei 135 mm über der Oberkante der Rockerbox gefunden war, läßt sich dieser Kreis auf die Rockerbox übertragen als Markierung, wie
die Halb-Räder mit der Rockerbox verbunden werden müssen. Glücklicherweise liegen die Befestigungs-Schrauben ideal verteilt, wie man an den schwarzen M10
Drehknöpfen sehen kann. Der abschließende Veredelungs-Prozess mit Schleifen und Streichen steht noch aus. Auch eine Verbindungsstange zwischen den
freien Halbmond-Enden fehlt noch.
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========================================= Beitrag 02 ==========================================
fast fertig . . .
Finish fehlt noch . . .
Könnt' sein, daß der Ausdruck "Finish" aus dem Frisör-Gewerbe stammt. Noch ein bißchen Haarspray, Augenbrauen zupfen, Rouge von Max Factor etc. Zum First Light -
die Sonne fand gerade eine Lücke in der Wolkendecke, hat es also auch schon gereicht. Jetzt geht es nur noch um den möglichst kräftesparenden Aufbau und das
entspannte Beobachten, bei dem man "das Kinn aufstützen kann", wie es die Füssener Sternfreunde für entspanntes Beobachten empfehlen.
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========================================= Beitrag 05 ==========================================
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Hallo Toni,
Quote:
Wie hast Du die seitlichen Führungen der Höhenräder, bzw der Spiegelbox realisiert.
Im Augenblick noch gar nicht. Zwischen der "Wiege" und der Rockerbox sind seitlich 10 mm Luft. Ich überlege, ob ich dies fixieren soll mit flachen Aufklebern,
die man normal an die Wand klebt, wo die Türgriffe anstoßen würden. Hinten kann die Rockerbox nicht herausfallen, ein Fixierstift für die Inliner-Transport-
Rollen verhindert dies auf der Innenseite der Rockerbox-Wiege.
Wegen der Bodenberührung und der möglichen Feuchtigkeit habe ich Kunststoff-Füße gedreht. Den Drehteller mit Bootslack unten gestrichen - so feucht
wirds vermutlich aber nicht werden.
Von oben fotografiert hat der Drehteller seine drei bekannten Teflon-Pads. In der Mitte erkennt man den Führungs-Stift mit einer M6 Gewindehülse. Die Multiplex-
Platten entwickeln über das Gesamt-Gewicht von ca. 30 kg eine Feder-Wirkung, sie drücken sich mittig etwas durch. Das gleicht zunächst ein mittlerer Pad
in gleicher Dicke aus. Zusätzlich sorgt eine ca. 0.7 mm dicke Platte dafür, daß nicht das ganze Gewicht auf die drei Außenpads drückt und entlastet damit
auch die Außenpads und der Dobson dreht sich leichter, ohne daß er wackelt !!!
Würde man aus Gewichtsgründen in diesen Drehteller noch Speichen einarbeiten, dann wäre die Federwirkung noch stärker. So habe ich mit einem gleich-schweren
Garten-Schirmständer-Fuß entsprechend experimentiert, bis sich eine zügige Bewegung einstellte. Habe auch einen Dobson hier, den ich auf 18 Kugellager-Rollen
gelegt habe, das gibt ebenfalls eine gute gleitende Bewegung. Falls diese Lösung nicht richtig funktionieren sollte, werde ich das später umrüsten.
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Mit 30 und mehr kg tut man sich als älterer Zeitgenosse ziemlich schwer, wenn man keinen hat, der einem hilft. Also muß das Ganze fahrbar gemacht werden.
Möglichst so, daß man schnell den astronomischen Einkaufswagen an seinen Einsatz-Ort schieben kann - ist bei mir eine Terasse. Die beiden Inliner-Transport-
Rollen bleiben am "Kasten", sie werden zum Transport in einer bestimmten Stellung eingerastet. Die Lenkrolle sitzt unter einem ALU-Winkel, wie das 1. Bild zeigt
und muß nur mit einer Schraube gehalten werden.
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Die drei M10 Befestigungsschrauben für die Höhen-Räder . . . Der Schwerpunkt liegt übrigens 135 mm über der Rockerbox-Kante und ist der Mittelpunkt der
Höhenräder-Kreise.
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... die jetzt angeschraubt sind. Die freien Enden der Höhen-Räder wurden mit einem Griff-Rundholz verbunden, und jetzt läßt sich die Gesamt-Einheit über
befestigte Wege schieben: Die älteren Leute nennen sowas auch Rollator.
Man muß also auch an die Zukunft denken.
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