B088A Lichtenknecker Immersions-FH - 150 / 3630 Astigmatismu reduziert - Qualität erheblich gesteigert.
Besonders wenn es sich um sehr betagte Optiken handelt, möglicherweise 20 Jahre und älter, möchte man ein solches Objektiv nicht ruinieren
und nimmt sich entsprechend viel Zeit zum Nachdenken: Vier bis 5 Monate könnten es schon gewesen sein, bis man weiß, wie Dieter Lichten-
knecker damals sein Objektiv zusammengebaut hat. Es ist ein Immersions-Objektiv und abhängig von der Immersions-Flüssigkeit und der Paß-
genauigkeit der Innenflächen kann sich im Laufe der Zeit Astigmatismus "einschleichen", weil sich die Innenflächen"ansaugen" können. Diese
Vorüberlegungen führten nach einer ersten Bestandsaufnahme dazu, daß ich diese Optik mit spitzen Fingern anfasste, bis ich erneut beim Öff-
nen der Fassung bemerkte, daß ein umlaufender Tesa-Film die Beweglichkeit der beiden Linsenzueinander auf Null brachte. Was nun letztlich
für den deutlichen Astigmatismus verantwortlich war, kann man nur vermuten.
Aber die beiden Linsen konnte man nun leicht verschieben und vor allem verdrehen mit dem Ziel, den Astigmatismus zu reduzieren. Die Frage ist
nur in welche Richtung und wie groß die Drehung sein muß. Das muß dann jeweils über einen Zwischen-Test überprüft/verglichen werden. Nach
einer Drehung von 120° der oberen Bikonvex- oder Eintrittslinse im Uhrzeigersinn reduzierte der Astigmatismus auf PV L/7.4, und dieser Wert ver-
schwindet deshalb in der Auflösung, wie der Artificial Sky Test bei 2420-facherVergrößerung zeigen kann. Der bei FH-Optiken übliche Farblängs-
fehler (rot) reduziert sich nachts durch die Rot-Unempfindlichkeit unserer Augen und blau/violett könnte man über einen schwachen Gelb-Filter
abschneiden. Bei einer Öffnung von F/24 kann man mehr nicht erwarten. Für die Mond- und Planeten-Beobachtung ist dieses Objektiv also sehr
wertvoll.
Die Fassungen von Lichtenknecker waren immer sehr gut durchdacht: Auf den untersten Ring in der Fassung sind im Winkel von 120° je
ein dünnes 2mm Korkplättchen aufgeklebt, auf dem das FH-Doublet ruht. Seitlich wird der Linsenblock ebenfalls von einem Korkplättchen
gestützt, in gleicher Orientierung wie die unteren Druckpunkte. Das dritte seitliche Korkplättchen kann über eine Schraube zart fixiert werden,
also unbedingt Druck vermeiden. Von oben drückt ein Haltering auf den Linsenblock und ein abschließender Schraubring hält alles in
Position - schon exakt so gedreht, daß kein zusätzliches Spiel entsteht und der Linsenblock "klappern" würde.
Astigmatismus zu Beginn. Über den Artificial Sky Test kann man bei hoher Vergrößerung sehr deutlich den Astigmatismus von PV L/2 dar-
stellen, den es nach Möglichkeit zu beseitigen gilt. Immersions-Optiken können über die Jahre einen Astigmatismus entstehen lassen, be-
sonders wenn die Innenradien nicht exakt übereinstimmen. Dann "saugen" sich nämlich die Flächen an, und erzeugen den unerwünschten
Astigmatismus, wie im Bild zu sehen.
Astigmatismus in Größe von PV L/2. Die Interferenzstreifen laufen konisch auseinander, je nach Lage des Fehlers.
Astigmatismus nach Optimierung. Ein Öffnungsverhältnis von F/24 erzeugt beim Artificial Sky Test keine scharfe Abbildung mehr, was bereits
mathematisch begründbar ist. Im vorliegenden Beispiel liegt die Auflösung in der Gegend vom 18 Mikron, sodaß feinere Strukturen nicht
abgebildet werden können und das Bild unscharf erscheint - anders als bei einem kurzbrennweitigen Refraktor.
Warum ist bei langen Brennweiten der Artificial Sky Test "unschärfer" ?
Die Auflösung eines Fernrohres mit Durchmesser 150 mm und 550 nm wave liegt bei 0.922 arcsec. Über den Invers Tangens läßt sich rechnen:
inv TAN(0.016/3630) = 0.910 arcsec . Der Abstand der mittleren Dreiergruppe mit Abstand 0.018 Mikron muß also gerade so aufgelöst werden und
bestätigt damit die allgemeine Formel. Je kürzer aber der Fokus des Teleskopes bei gleichem Öffnungsdurchmesser ist, umso kleiner ist deshalb
der Abstand im Fokus, der aufgelöst werden kann. Siehe dazu diese Beispiel mit jeweils kürzerer Brennweite. F041 Artificial Sky Test u. weitere Berichte
Astigmatismus in Größe von PV L/7.4. Der Vergleich mit dem oberen Interferogramm ist deutlich. Die Streifen sind erheblich paralleler zueinander.
Ein Ronchi-Test bei 13 lp/mm intrafokal zeigt, daß die Mittelpunktsstrahlen einen geringfügig längeren Fokus haben.
Der gleiche Sachverhalt zeigt sich auch beim Foucault-Test, wobei hier der Farblängsfehler deutlich erkennbar ist in der Farbaufteilung links
und rechts. Trotzdem ist es ein Halb-APO, bei dem sinnvollerweise Rot am weitesten hinten liegt, weil es vom menschl. Auge nachts kaum
bemerkt wird.
Die Energie-Verteilung "Point Spread Function" genannt entspricht einem perfekten Objektiv.
Das synthetische Interferogramm
Und die Lage der Wellenfront, nach der man die Optimierung vornehmen kann.
Und schließlich ein ansehnliches Strehlergebnis für ein langbrennweitiges FH-Objektiv.
Bei der RC_Indexzahl wird der Mittelwert des Sekundären Spektrums durch die Schärfentiefe geteilt. Für die allgemeine Klassifizierung ausreichend.
Der Wert von 1.5394 ist um einiges besser als bei vielen ED-Optiken.
Ein klassisches Design, bei dem zwischen Blau bis Gelb die Farbschnittpunkte dicht beieinander liegen, und Rot am weitesten hinten.
Interferogramme auf jeweilige Farbe fokussiert !
Statt mit Interferenzfiltern sich aus der Weißlichtquelle die jeweilige Linie herauszusuchen, gibt es auch die Möglichkeit, ein "buntes" Weißlicht
interferogramm in seine RGB-Teile zu zerlegen, die aber dann leider nicht ganz exakt mit den Spektrallinien für Blau, Grün und Rot zusammenfallen.
Zur Darstellung des Farblängsfehler zwischen Grün und Rot wäre es aber trotzdem ausreichend. Genauer wird es nur, wenn man den jeweiligen
Fokus mit einer 0.001 Meßuhr ausmißt, oder die Power umrechnet. http://rohr.aiax.de/UmrechnungPow-FLF.jpg
Auf Weißlichtfokus (1.Bild links) fokussiert.
Vielleicht bekomme ich vom Besitzer eine Rückmeldung, wie sich die Optik am Himmel "benimmt" .