B082A Zeiss AS 150-2250 begehrtes Objektiv

Der Wert dieses brandneuen Zeiss AS Objektives - es lag jahrelang unbenutzt in seiner Orginal-Verpackung - muß wohl auch ein
listiger Händler richtig eingeschätzt haben. Jedenfalls bot er im Tausch eines seiner neueren und nicht ganz billigen "Linsen" an,
mit dem Versuch, dieses AS-Objektiv "an Land zu ziehen". Hat leider nur nicht geklappt. Prinzipiell ist dieser Zweilinser ein FH-
Objektiv mit einer vergleichsweise farbreinen Korrektur von RC_Index 3.225, in der folgenden Liste mit  Sek.Spektr. 3.7 ange-
geben (Zeile 12). Also farblich schon sehr nahe an einem Halb-APO. Systembedingt folgt das Sekundäre Spektrum diesem Schema:
Grün, Blau, Rot. Bei nächtlicher Beobachtung, im Zusammenhang mit der Rotblindheit unserer Augen, erscheint dem Sternfreund
die Abbildung noch farbreiner, die Linse rückt scheinbar in Richtung Halb-APO. Ein schwacher Gelbfilter könnte die Situation
noch verbessern. Heutige Zweilinser sind sehr viel lichtstärker bzw. haben ein viel größeres Öffnungsverhältnis, also nicht mehr
F/15, wie hier, sondern mindesten F10 bis F/7. Bei gleichen Vergrößerungen benutzte man früher langbrennweitige Okulare,
während heutzutage kurzbrennweitige Okular erforderlich sind - auch nicht ganz billig. Die lange Brennweite von 2250 mm ist
besonders für transportable Systeme nicht ganz handlich, so müßte man dann den Strahlengang "falten", und da spielt dann die
Qualität der verwendeten Planspiegel ebenso eine Rolle, wie die exakte Justage z.B. eines Schaer-Refraktors.

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Die Liste Zeile 01 - 14 enthält unter der Spalte Sek.Spektr. die jeweiligen Zahlen, die mit meiner RC_Indexzahl vergleichbar
sind. Das obere Zeiss AS 150/2250 entspricht damit der 12 Zeile unten mit einer RC_Indexzahl von hier 3.7, die von Linse
zu Linse etwas variieren kann. Zumindest liegt die Zahl in der Liste und mein Ergebnis dicht beieinander, was meine
Messungen zu bestätigen scheinen. Bei den kleineren Durchmessern dieser AS-Objektive ist die RC_Indexzahl etwas näher
am Halb-APO, auch das kann man dieser Liste entnehmen.       


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Das Sekundäre Spektrum folgt diesem waagrechten Parabel-Diagramm: Im Nullpunkt links findet man den Fokus der Hauptfarbe
Grün gefolgt von Blau und Rot oder umgekehrt. Erkennbar ist der Farbfokus durch die nach unten mehr oder weniger gebogenen
interferenz-Linien. Da Rot in der Nacht kaum wahrgenommen wird, legt der Designer den Fokus dieser Farbe möglichst weit nach
hinten, damit z.B. Blau näher an den Fokus von Grün heranrückt. Damit erscheint in der Nacht die Abbildung farbreiner zu sein.
Mit dieser Überlegung könnte man je eine RC_Index-Zahl für Tag- und eine für Nacht-Beobachtung ermitteln. (tagsüber das
Spektrum von Blau bis Rot und nachts von Blau bis Gelb.) Es ist also erneut ein Beispiel dafür, daß die Beurteilung der Farbreinheit
einer Optik auch situations-bedingt  beurteilt werden muß.        


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Das wäre dann die RC_Indexzahl für die Tagbeobachtung        

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und die farbreinere Variante für die Nachtbeobachtung      

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Hier auch die Tabelle für die Umrechnung der POWER in den Farblängsfehler.            

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Ein Öffnungsverhältnis von F/15 führt bei diesen älteren Objektiven zu einer langen und damit "unhandlichen" Bauweise. Trans-
portabel sind solche Fernrohre nicht mehr. Für diesen Fall "verschmilzt" bei meinem Artificial Sky Test der Abstand der mittleren
Dreiergruppe. Rein rechnerisch entspricht aber trotzdem die fotografische Auflösung dem über die Formel erhaltende Wert von
0.911 Bogensekunden. Das ist ein sehr guter Wert.                    


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Dazu nun das Streifenbild . . .            

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Die Wellenfront-Darstellung . . .             

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Die Energieverteilung . . .             

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Und schließlich der ermittelte Wert für den Strehl.             

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Für einen Zweilinser typisch die Farbverteilung, die an die obere waagrechte Parabel erinnert. Dem glücklichen Besitzer wünsche  ich
viel Freude mit diesem fast schon historischen Zeiss Objektiv.             


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Kommentare   

# Paul 2017-10-19 16:19
Als glücklicher Besitzer eines AS110/1650 kann ich nur bestätigen: Diese großen AS mit 1:15 sind ein Gedicht.
Während das AS100/1000 sichtbare und störende Farbsäume zeigt, ist das 1:15-er scheinbar farbrein.
Wenn es das Seeing mal hergibt, kann man mit einem 6mm-Okular (V=275, AP=0,4mm) noch richtig scharfe Bilder haben.
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