B044A * APM Dublet ED 152/1200 - in der Nacht ein APO - 11.04.2016

Der Treppenwitz des Gerd Düring:
Die wohlwollende Darstellung meines Berichtes zur differenzierten Farb-Wahrnehmung am Tag sowie in der Nacht bei einem
Referaktor-Teleskop (hier der ED-APO von G.Düring) führt bei diesem "Designer" zu einer unverständlichen Attacke auf Astro-
Treff: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=196550&whichpage=1 Hintergrund ist offenbar, daß ich mich mit dem von
ihm propagierten "Polystrehl-Begriff" so gar nicht anfreunden kann, und ihm dies auf unserem Forum unmißverständlich erklärt
hatte. Auf eine Antwort auf meine Argumente warte ich bisher vergebens.

 

Das Objektiv wird mit einem ausführlichen Zertifikat von der Firma Wellenform geliefert. Wie bei jedem Test-Report wird dadurch immer nur
die optische Qualität des opt. Systems dokumentiert, also die Güte des vorderen Doublets/Zweilinsers. Der opt. Tubus incl. OAZ gehören also
schon zum mechanischen Teil, und wird vom Test-Report logischerweise NICHT erfaßt.  Für einen solchen Test-Report muß man deshalb
nicht unbedingt den ganzen Tubus+Objektiv verschicken, wenn bereits das Objektiv reichen würde.
Dieses APM Doublet 152/1200 wird besonders für die visuelle Beobachtung in der Nacht eingesetzt, weshalb der Designer Düring das Sekundäre
Spektrum entsprechend der Beobachtungs-Situation in der Nacht angepaßt hat: http://rohr.aiax.de/@Muster_Curve.png  Der Eindruck
der Farbreinheit nimmt in der Nacht erheblich zu, weil das Durchschnittsauge für gewöhnlich Rot-blind reagiert und damit nur noch das
Sekundäre Spektrum von F-Linie bis d-linie zur Verfügung steht. Ohne diesen Sachverhalt müßte man das Objektiv bei einem ED-APO einordnen.
Nachdem dieser Zweilinser ein F8 System ist, spielt der Gaußfehler mit F-Linie PV L/8.9 Überkorrektur und C-Linie PV L/8 Unterkorrektur eine
untergeordnete Rolle, weshalb ein PolyStrehl-Diagramm eher eine nutzlose Fleißarbeit ist.

Das Zertifikat zur Serien-Nummer #143 weist für die Prüfwellenlänge 546.1 nm wave einen Strehl von 0.95 aus. Zusätzlich erfährt man auch 
für die F-Linie den Strehl von 0.90, für die d-Linie den Strehl von 0.94 und für die C-Linie einen Strehl von 0.93. Bereits hier stellt sich ganz
dringlich die Frage, was eigentlich der Bezugs-Punkt sein soll? Der Mann hinter dem Fernrohr fokussiert auf einen Punkt, der für sein Auge am
"schärfsten" ist, und deshalb interessiert ihn, welcher Strehl von diesem Bezugspunkt aus gesehen sich für die anderen Farben ergibt. Bei visueller
Benutzung liegt dieser Punkt zwischen grün/Tag und blaugrün/Nacht, für die fotografische Benutzung wäre der Bezugspunkt eher rot. Auf
all diese Besonderheiten nimmt das oben genannte Zertifikat Bezug, ist also weitaus ausführlicher wie die Test-Reports in der Haupt-Wellenlänge
Grün bei 532 nm wave oder 564.1 nm wave. Auch in diesem Bereich zeigt sich eine weitgehende Übereinstimmung meines Berichtes mit dem 
gerade genannten Zertifikat.

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APM143_01.jpg
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Die technischen Daten betreffen überwiegend den opt. Tubus. Beim Auflösungs-Vermögen errechnet sich über eine kürzere Wellenlänge ein
besserer Wert, wobei der vordere Faktor ebenfalls eine Rolle spielt:  Auflösung = 1.22*Lambda*206265 / Apertur Die Maximal-Vergrößerung
wird mit 300-fach angegeben. Die von mir verwendete Vergrößerung beim Artificial Sky Test von knapp 700-fach (übernächstes Bild) zeigt
dagegen alle opt. Fehler im Labor als Einstiegs-Test. 


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Der bereits genannte  Artificial Sky Test zeigt die Besonderheit des Sekundären Spektrums, bei dem die Farbschnittweiten von Blau bis Gelb
nahe beieinander liegen und lediglich Rot hinten "herausfällt". Dadurch ist Rot bereits unscharf und das Rest-Spektrum erscheint als Grün.


APM143_03.jpg
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Bei einem Zweilinser, hier ein ED-APO und mit den Zeiss AS Objektiven vergleichbar, sieht man beim Foucault-Test eine Farbteilung zwischen rötlich und
grünlich, geteilt durch eine Mittelachse.  Da dieses Doublet auch ein F8 System ist, spielt der Gaußfehler eine untergeordnete Rolle, sehr viel deutlicher
würde man das bei F6-Systemen bemerken.


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Wie bei jedem Test-Report üblich eine Strehl-Auswertung in der Hauptwellenlänge für Grün. Dem IGramm würde man noch eine Leichte AchsKoma
ansehen und einen Rest an Astigmatismus, obwohl ein Strehl von knapp 0.97 völlig ausreichend ist. 


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Rest-Koma und Rest-Astigmatismus kann man in der Wellenfront-Darstellung erkennen.

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Die Energie-Verteilung liegt weit über der oft kolportieren "Beugungs-Grenze", wie sie von Verkäufern oft benutzt wird.

APM143_07.png
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jedenfalls ein Strehlwert von knapp 0.97 - völlig ausreichend.

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Eine besondere Fleiß-Arbeit bildet die folgende Übersicht bzw. die Farbsituation, deren Nutzen sich mir nur begrenzt erschließt. Die Abstände
der Farbschnittweiten (FLF = FarbLängsFehler) dokumentiert, daß rot dreimal so weit hinter gelb liegt und damit in der Nacht kaum wahrge-
nommen wird. Darauf baut auch der beabsichtige Effekt auf, für die Nacht-Beobachtung eine höhere Farbreinheit zu erreichen. An der Art, wie
die mittleren IGramm-Streifen nach unten abkippen, sieht man auch ohne Mathematik den Sachverhalt eindeutig. Nun kann man den Strehl-Wert
"hinauf" oder "hinunter" rechnen, in jedem Fall interessiert den Benutzer eigentlich nur der tatsächliche Strehl, also inclusive aller Fertigungs-
Fehler, weil man diese in jedem Fall optimieren kann, was bisweilen mit viel Arbeit verbunden ist. Der einzige Sinn für die untere Reihe der darge-
stellten Igramme wäre die Darstellung des Gaußfehlers, der jedoch bei einem F8 System für gewöhnlich klein ausfällt, also eher uninteressant für
den Anwender.


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Auf dieser Basis wird die Power der einzelnen IGramme in den Farblängsfehler umgerechnet.

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Und schließlich die RC_Indexzahl ermittelt: Für gewöhnlich gilt das Spektrum von Blau bis Rot (F-C-Linie für die Tag-Beobachtung, für die Nacht
gilt die eingeschränkte Rot-Wahrnehmung  (F-d-Linie) also nur für Blau bis Gelb, wie oben schon begründet. Der farbabhängige Öffnungsfehler
(Gaußfehler) kann bei F8-Systemen vernachlässigt werden und taucht bei einem Test-Report in der Regel nicht auf. Lediglich über das Design
einer Optik werden sowohl Spot-und Polystrehl-Diagramme präsentiert, bei denen die Fertigungsfehler unberücksichtigt bleiben.

APM143_12.jpg
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Auf den Händler-Webseiten taucht auch dieses PolyStrehl-Diagramm auf. Dazu drängen sich folgende Fragen förmlich auf:
- beziehen sich die Strehlwerte auf den Blickwinkel vom Fokus-Punkt Grün aus betrachtet,
- oder gibt das Diagramm den Strehl-Wert jeder einzelnen Farbe als Fokus-Punkt wieder.
- ist es sinnvoll, einen Best-Wert vom Design zu präsentieren, um mögliche Fertigungs-Fehler zu kaschieren

Man wünscht sich einfach mehr Informationen zu diesem Diagramm, das sonst nämlich wertlos ist. Selbst ein Spot-Diagramm über die einzelnen
Farben wäre informativer, als dieses Diagramm, bei dem ich nur vermuten kann, daß damit die Farbsituation in der Nacht dargestellt werden soll.

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Der glückliche Besitzer hat nunmehr zwei Test-Berichte zur Verfügung, die nahezu deckungsgleich sind. Und bereits beim Zertifikat "rief" er
händeringend, daß er da nicht mehr durchblickt. Man könnte also die Fleiß-Arbeit doch erheblich reduzieren, was besonders das Sekundäre
Spektrum betrifft, wenn man nicht gerade dem Anwender einen anspruchsvollen Optik-Kursus aufnötigen will.