B096 Bei EBAY gekauft Achromat 180-1600 RC_Index 14dot329
Bei EBAY gekauft Achromat 180/1600
Bei EBAY wurde dieser Achromat 180/1600 mit folgender Beschreibung angeboten:
Quote:
"Fraunhofer Achromat (mit Luftspalt) D 180 mm / f 1600 mm. Sehr guter Zustand A. Der Achromat ist aus deutscher Fertigung
(vermutl. Spindler u. Hoyer) und entspricht in etwa dem Zeiss E Typ aber mit schnellerem Öffnungsverhältnis. Der Achromat ist
zum Ausgleich von Temperaturänderungen mit einem O-Ring am Vorschraubring gefasst. Die freie Öffnung beträgt 180 mm und
die Brennweite 1600 mm. Schon fast ein Projekt für die Volkssternwarte. Die ca. Abmessungen sind aus den Bildern ersichtlich.
Die absoluten Maße sind sicher zweitrangig da hier sowieso nur Selbstbau in Frage kommt."
Auf der optischen Bank fiel zunächst unangenehm auf, daß das Linsen-Paket verkehrt herum in die Fassung eingebaut worden war. Der
zukünftige Besitzer hätte keine Freude daran gehabt. Er sollte das Objektiv mit der Beschriftung in Richtung Okular einbauen!!!
Verwendet man einen engen Interferenz-Filter, so wie es der Baader Solar Continuum darstellt mit etwas 550 nm wave, dann bekommt man eine ordentliche
Abbildung: Dabei fällt aber sofort auf, daß für einen Refraktor sehr viel Energie in die Beugungs-Ringe verschwindet, also das Sternpünktchen "aufbläst".
Das ist ein deutlicher Hinweis auf sphärische Aberration, in diesem Fall eine deutliche Unterkorrektur. Feine Sturkturen wird man nur mit einem engen Filter
erkennen können, ohne Filter wird man über das Sekundäre Spektrum "stolpern".
1. Link: Zeiss E 150/2250 RC_Index 4.4845 Mai 10 : http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=48136#post48136
2. Link: Zeiss E 300/5000 Prüfbericht Urania Sternwarte Zürich: .pdf"]http://rohr.aiax.de/Optikpruefung[1].pdf
Nachdem der EBAY-Text ohne Skrupel mit dem Namen Zeiss E Objektiv wirbt, empfiehlt sich ein Vergleich mit einem Objektiv, das nachweislich bei Zeiss hergestellt wurde:
Bereits der Vergleich mit den defokussierten Sternscheibchen ergibt große Unterschiede und straft den Verkäufer Lügen. Die damaligen Ergebnisse des Zeiss E Objektives
kann man dem 1. Link entnehmen. Dabei fällt auf, wie deutlich im Falle des EBAY Achromaten das Sekundäre Spektrum anders ist und vor allem Rot deutlich nach
hinten "herausfällt" Tagsüber wird man das in jedem Fall bei höheren Vergrößerungen bemerken. Erst wenn man einen Interferenz-Filter benutzt bekommt man ein
brauchbares Bild in den einzelnen Spektren, wobei im kurzen Spektrum Blau die Situation am besten ist.
Der Foucault-Test dokumentiert, daß man es mit einem ausgeprägten Sekundären Spektrum zu tun hat, das eine RC_Indexzahl von 14.329 ergibt. Eine bessere
Situation entsteht allerdings bei einem dunkel-adaptierten Auge, also bei der Nachtbeobachtung, jedoch nicht bei Planeten- oder Mondbeobachtung. Die Unter-
korrektur läßt sich sowohl über die RonchiGramme/intrafokal dokumentieren, wie auch über die einzelnen Interferogramme Blau bis Rot: Das wiederum ganze 2 mm
vom Schnittpunkt für Grün entfernt liegt. Beim Zeiss E Objektiv 150/2250 wären es gerade mal 1.461 mm. Die Anordnung der spektralen Farbschnittpunkte sind
ebenfalls völlig verschieden.
Während das Sekundäre Spektrum bei Zeiss etwa diesem Schema folgt. http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=37481#post37481, siehe auch hier:
http://www.astro-foren.de/showpost.php?p=40936&postcount=14
Wäre beim EBAY-Achromaten die Reihenfolge eine andere und die violette g-Linie liegt dort, wo üblicherweise Blau = F-Linie liegen würde und Rot
liegt sehr weit hinten.
Bei der Beobachtung am nächtlichen Stern-Himmel erscheint die Situation etwas günstiger auszufallen: Da Rot für das dunkel-adaptierte Auge kaum bis gar nicht
wahrnehmbar ist. Die folgende Übersicht zeigt die Situation, und für diesen Fall käme das EBAY-Objektivs mit einer Index-Zahl von 5.800 heraus, weil dann nämlich
die kürzeste Schnittweite Blau wäre und die längste Schnittweite hingegen Gelb. Violett würde man wieder weniger wahrnehmen. Diese Überlegung gilt aber schon
wieder nicht bei der Planeten-oder Mond-Beobachtung
Bei 510 nm wave - der Bereich eines dunkel-adaptierten Auges wäre etwa das Optimum dieses Achromaten:
Mit der Unterkorrektur, das einen Teil der Energie in die Beugungs-Ringe verschiebt, wäre man gerade so bei einem Strehl von 0.80. Läßt man die
Unterkorrektur außer acht, den springt der Strehl auf 0.972 .
Der Unterschied läßt sich am folgenden Vergleich darstellen:
Wenn man also mit den besprochenen Einschränkungen zurecht kommt und die Vergrößerung bis max. 160-fach beläßt, wenn man den
f/8.8 Refraktor auf f/15 bzw. 120 mm Durchmesser abblenden würde, dann könnte man die Situation erheblich verbessern. Nur mit der
180 mm Öffnung wird man über die oben beschriebenen Schönheits-Fehler "stolpern" .