B042 TRAVELER 105-610 EDF Astro-Physics USA
Einleitung - nachträglich eingefügt, um ein Mißverständnis auszuräumen
Meine Feststellung, daß es sich beim Traveler 105/610 in Wirklichkeit um einen Halb-APO handelt, wird in einigen Kreisen offenbar als Sakrileg auf-
gefaßt, weil ich diesen Refraktor für einen Halb-APO halte, der in ihren Augen ein Voll-APO ist. Warum man visuell bei einem dunkel-adaptierten Auge
mit entsprechender Rot-Blindheit einen besseren Eindruck bekommen kann, habe ich weiter unten zwar erklärt, dies wurde aber nicht wahrgenommen,
wenn man die Antworten verfolgt in zunehmender Heftigkeit. Flugs werden unsystematische Poly-Strehl-Diagramme ins Spiel gebracht, die an meiner
Feststellung nichts rütteln, ändern oder beweisen.
Aus der Industrie kenne ich solche Poly-Strehl-Diagramme nicht, noch gibt es standardisierte Verfahren mit denen unterschiedliche Refraktoren ver-
glichen werden könnten. Derartige Diagramme werden offenbar nur von Amateuren kultiviert, die viel Zeit haben und gerne mit Diagrammen brillieren
möchten. Abseits aller Emotionen deshalb als Einleitung der Vergleich zweier Refraktoren mit ähnlichen opt. Daten, an denen sehr eindrucksvoll der
jeweilige Unterschied bewiesen werden kann. ------------------------------------------- (Siehe auch http://rohr.aiax.de/foucault-bilder.jpg)
Bereits das Foucault-Bild liefert einen Hinweis auf die Farbsituation eines Refraktors ab: Eine sichelförmige Farbverteilung, wie im linken Bildteil wäre der Hinweis,
daß hier der Gaußfehler vor dem Farblängsfehler dominiert, und das ist ein Hinweis auf einen APO, während hingegen im rechten Bildteil umgekehrt der Farblängs-
fehler vor dem Gaußfehler dominiert, als Hinweis auf Halb-APO oder Achromaten, wenn man die Bilder im oberen Link studiert. Daher kommt es stärker zur
spektralen Farbaufteilung zwischen linker und rechter Bildhälfte. Der Sachverhalt wird im folgenden zweiten Bild noch deutlicher. (Je größer nämlich der Abstand
zwischen den Farbschnittweiten von Blau und Rot ausfällt, umso deutlicher trennt die Messerschneide beim Foucault-Test die Spektral-Farben, weil Blau
beispielsweise intrafokal zur Schneide liegt, und Rot hingegen bereits deutlich extrafokal. Dazu gibt es weitere erhellende Berichte von mir.)
Beim Betrachten der beiden IGramm-Reihen fällt der gerade geschilderte Sachverhalt sofort auf: Während oben beim TS-APO besonders bei Rot die Unterkorrektur
deutlich zu erkennen ist über die "W"-förmige Verformung der mittleren Streifen, fällt beim Traveler Halb-APO das Abkippen der Streifen besonders von Rot nach
unten auf, Blau wäre dort am deutlichsten überkorrigerrt durch die "M"-förmige Verformung der mittleren Streifen.
Nun ermittle ich die Farbreinheit über eine RC-Indexzahl, die sich aus dem Verhältnis von SchärfenTiefe zum Farblängsfehler ergibt. Der Farblängsfehler wäre also
der Abstand der Schnittweiten von Blau = F-Linie = 486.1 nm wave bis zu Rot = C-Linie = 656.3 nm wave. Dieser Spektralbereich ist abgestimmt auf
das durchschnittliche menschliche Auge für das Tagsehen, wie es weiter unten in der Luminosity-Kurve zu sehen ist.
Betrachtet man nun a) den Farblängsfehler vom TS-APO genauer, dann liegen Blau zu Rot mit 23 Mikron auseinander. Beim b) Traveler Halb-APO hingegen wären
es ganze 113.1 Mikron, also nahezu um den Faktor fünf größer als beim TS-APO. Dieser Unterschied läßt sich auch über ein Poly-Strehl-Diagramm nicht
hinweg-diskutieren. Wenn man allerdings berücksichtigt, daß ein dunkel-adaptiertes, und damit rot-blindes Auge nur noch das Spektrum von Blau bis Gelb sieht,
also Rot mit seiner sehr weiten Schnittweite heraus-fällt, dann läßt sich die empfundene Farbreinheit auch rechnerisch darstellen, wie ich das weiter unten gemacht
habe. Eine solche differenzierte Sicht wird offenbar überlesen und erklärt den Umstand, warum die nachfolgenden Antworten eher als Kränkung, statt als sachliche
Beiträge aufgefaßt werden können. Nun tauchen genau die Diagramme wieder auf, die in Zusammenhang mit einer nutzlosen Poly-Strehl-Diskussion schon mal
bemüht worden sind, obwohl genau diese zur Thematik selbst keine Auskunft geben können, ob man mit dem Traveler nun einen APO oder Halb-APO vor sich hat.
Solche Beiträge zielen regelmäßig ins theoretische "Klein-Klein", liefern aber keine echten Informationen ab für den interessierten Leser, und der ist
immer noch der ernsthafte Beobachter oder Fotograf. Und weil wir uns derartige Attacken schon oft verbeten hatten, führt das schließlich immer dazu,
daß ich einen Bericht + nachfolgender Beiträge entnervt schließen muß, oder gleich zu Beginn aus Sicherheitsgründen schließe.
Nun der ursprüngliche Bericht
TRAVELER 105/610 EDF Astro-Physics USA
Auf Astrotreff wurde dieser Refraktor am 12.06.2012 angeboten. Als Baujahr wurde 1999 genannt. Damit wären bereits 14 Jahre ins Land gegangen,
und in diesem Zeitraum ist die Entwicklung hinsichtlich der Farbreinheit kaum stehen geblieben. Unter heutigen Bedingungen wäre das heute ein
Halb-APO, aber abhängig davon, wie man den Sachverhalt betrachtet: Ein visueller Beobachter würde, bei einem dunkel-adaptierten Auge, einen
sehr farbreinen Eindruck gewinnen, da das rote Spektrum in der Nacht kaum wahrgenommen wird. Wer mit einem kleineren Kamera-Chip als Astro-
Fotograf unterwegs ist, würde bei einem Bildfeld-Durchmesser von max. 1.5° oder 16.0 mm Bildfeld-Durchmesser noch eine brauchbare Abbildung
erzielen.
Wer also zunächst im Web nach Beschreibungen/Informationen sucht, findet unter folgenden Links einschlägige Informationen:
Quote:
http://www.company7.com/astrophy/refractors/105trav.html
http://www.astro-physics.com/?products/telescopes/105edfs/105edfs
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=136451
http://www.astro-physics.com/index.htm?products/producthistory
Eine Beschriftung sucht man auf der Objektiv-Frontseite vergebens, lediglich im OAZ-Bereich findet man ein paar technische Angaben. Das Sekundäre Spektrum
wird mit weniger als "0.01 %" Differenz zur Brennweite angegeben zwischen der h-Linie bei 405 nm wave bis 706 nm wave, also noch weit über die C-Linie mit
656.3 nm wave. Bei meinen Messungen käme eine Differenz zwischen der F-Linie (Blau) und der C-Linie (Rot) ein Wert von 0.1131 heraus, und das wären
umgerechnet bereits 0.0185% vom Fokus. Egal wie, mit einer solchen Angabe bleibt der Sachverhalt eher unanschaulich, sodaß ich mich lieber auf eine RC_Index-
Zahl beziehe, und die liegt zunächst im Bereich eines Halb-APOs.
Auch bei der Angabe der Auflösung nach der Formel "Auflös = 1.22*Lambda*206265/Apertur" wird das Ergebnis deutlich besser, wenn man für Lambda z.B. Blau
gleich 486.1 nm wave eingibt. Im Bild weiter unten habe ich deshalb diesen Unterschied nochmals verdeutlicht.
Vor 22 Jahren, also 1991, war man offenbar sehr stolz auf die Farbreinheit dieses Systems. Die Entwicklung hinsichtlich Farbreinheit und Öffnung ist allerdings
nicht stehen geblieben. Dieses System würde man heute als Halb-APO bezeichnen. Wer hingegen diesen Refraktor visuell mit einem dunkel-adaptieren Auge
verwendet, kann durchaus einen sehr farbreinen Eindruck gewinnen.
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Ein APO hätte beim Foucault-Test eine sichel-förmige Farbverteilung, die vom Gaußfehler dominiert wird, weil der beim APO größer als der Farblängsfehler ist.
Bei einem Achromaten hingegen ist der Farblängsfehler größer, und so kommt es zu einer links-rechts Farbaufteilung, wie bei vielen meiner Foucault-Bilder von
Refraktoren zu sehen. Siehe auch: http://rohr.aiax.de/foucault-bilder.jpg Hier überwiegt eher die links-rechts Farbaufteilung, als erstes Kennzeichen für
einen Halb-APO. Die Qualität der opt. Flächen selbst ist ohne Beanstandung, wie der LYOT-Test zeigt.
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Die Farbsäume beim Sterntest entsprechen in etwa der Situation von ED-Linsen, also ebenfalls unauffällig.
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Der Artificial Sky Test bei 339-facher Vergrößerung (im Web mit max. 400-fach angegeben) fällt zufriedenstellend aus: Je nach Eingabe des Lambda-Wertes in Wave
käme nach der Formel bei 550 nm wave eine Auflösung von 1.318" arcsec heraus. Bei 486.1 nm wave hingegen wären es 1.164" arcsec, und das liegt dann nahe
bei der Angabe: Resolution = 1.1" arcsec. (siehe oberstes Bild) Auch über das Test-Foto läßt sich über den Quotient aus 0.004/610 der INV Tan von 1.35" arcsec
ermitteln, und auch dieses Ergebnis liegt dicht bei der oberen Angabe. Damit wird man zufrieden sein können, wenn man nicht gerade auf "Krawall gebürstet ist."
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Das Sekundäre Spektrum läßt sich auf zweifache Weise ermitteln: http://www.astro-foren.de/showthread.php?7713-Das-I-S-T-ein-Apo
Bei oberem Link braucht man eine genaue 0.001 mm Digitale Meßuhr, um die jeweilige Brennweiten-Differenz von Blau beginnend wiederholt auszumessen und
zu mitteln. In diesem Fall wurde auf Grün = 546.1 nm wave fokussiert und in dieser Position auch die anderen Farb-Interferogramme erstellt. Über die Brennweiten-
Differenz ändert sich dadurch die Power, und über diesen Wert läßt sich dann die Schnittweiten-Differenz ermitteln.
Fokussiert man hingegen auf jede einzelnen Farbe, dann läßt sich der farbabhängige Öffnungsfehler (Gaußfehler) gut zeigen. In der Regel wäre das lange Spektrum
immer unterkorrigiert, das kurze Spektrum hingegen überkorrigiert, damit die Hauptfarbe Grün möglichst perfekt ausfällt. Bei Takahashi-Refraktoren liegt dieses
Optimum oft bei 510 nm wave, was dem Optimum eines Durchschnitts-Auge in der Nacht entspricht. Die Interferogramme der zweiten Reihe kippen also an den
Rändern weniger stark ab. Für Grün = 546.1 nm wave kommt ein guter Strehlwert heraus, während wegen des Gaußfehlers und der Schnittweiten-Differenz der
anderen Farben dieser Wert schnell sinkt. Ich habe deshalb nur den PV-Fehler angegeben, da ein Poly-Strehl-Wert zu wenig Vergleichbarkeit mit anderen Refraktoren
bietet.
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Aus der Fokus-Differenz zwischen F- und C-Linie von 0.1138 ergibt sich im Zusammenhang mit der Tiefenschärfe von 0.0369 mm ein RC_Index-Wert von 1.5342, was einem
Halb-APO entspricht. Dies gilt für die visuelle Tagbeobachtung.
Nun verschiebt sich aber die spektrale Empfindlichkeit unserer Augen bei Nacht ins kürzere Spektrum, wie die folgende Übersicht zeigen will. Das rote
Spektrum wird geradezu unsichtbar und kommt deshalb diesem Refraktor wunderbar entgegen.
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Setzt man deshalb Rot auf Null, sodaß Gelb die hintere Grenze bildet, so entsteht ein sehr guter RC_Index-Wert von 0.3961 und würde bestätigen, wenn auf einigen Webseiten
die hohe Farbreinheit dieses Systems gerühmt wird. Man muß sich also entscheiden, ob man mehr der Mathematik glauben will, oder mehr dem Eindruck aus der Beobachtung.
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Mit einem Strehlwert von 0.971 bei 532 nm wave (grüner Laser-Module) sollte man eigentlich zufrieden sein können. Bei einem Refraktor reicht dieser
einzelne Wert zur Beschreibung ohnehin nicht.
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Die Benutzung als Foto-Objektiv soll ebenfalls in Kürze dargestellt werden: Die Abbildung auf der opt. Achse wird man erwarten dürfen, wenn der Refraktor
ohne Astigmatismus ist (Fassung bzw. Temperatur) und wenn das System perfekt zentriert ist. Wer genau das Bild links auf der opt. Achse betrachtet,
findet noch einen ganz kleinen Koma-Fehler, den man am Himmel aber kaum bemerkt. Auch im Interferogramm darunter läßt sich dieser Fehler noch erkennen.
Bei einem Bildwinkel von 1.0° oder 10.65 mm Felddurchmesser, wird die Abbildung ebenfalls nicht zu beanstanden sein, obwohl sowohl Koma wie Astigmatismus
die Abbildung etwas beeinträchtigen. (Damals war man mit 30 Mikron Auflösung unbedingt zufrieden.) Bei 2.0° Bildwinkel oder 21.30 mm Felddurchmesser
"bläst" sich das Sternscheibchen bis etwa in den Bereich 30 Mikron auf. Solange diese Zerstreuungs-Figur einigermaßen rund erscheint, wird man damit
auch noch zufrieden sein.
Möglicherweise klemmt die Fassung bei Minus-Temperaturen etwas, so der Verdacht des Besitzers aus Matrid. Im Sommer läßt sich das ohne den Kühlraum
eines Lebensmittel-Händlers wohl kaum untersuchen, weil das nur geht, wenn der ganze Optik-Raum bei -10° C bis - 20° C benutzt werden kann. Die Alternative
wäre, ein halbes Jahr auf Frost zu warten, oder sein Zelt auf dem Südpol aufzuschlagen - nur das macht keiner.
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