B036 Meade USA ED-Halb-APO mit Zonenfehler Mitte 152-1370

Meade ED APO - lediglich ein Halb-APO
Siehe auch http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=36212#post36212

Es ist ein schon etwas älteres Objektiv. Vor 10 Jahre habe ich mich bereits über die seltsame Art der Linsen-Fassung
gewundert: Ein Zwei-Linser, zwischen dessen Linsen ein keilförmiger Alu-Ring die Verkippung der Linsen ermöglicht.
Die dafür notwendigen Justierschrauben außen am Ring waren damals so versetzt, daß sie auf die Kante der ersten
Linse drückten mit der Gefahr, einen Muschelbruch zu verursachen. Dieses Linsen-Ring-Linsen-Paket war mit einem
Tesa-Film in entsprechender Breite zusammengeklebt und hernach in die Fassung eingefügt worden. Nachdem man
die zusätzlichen Blindschrauben über den eigentlichen Justierschrauben entfernt hatte, konnte man (wenn die
Justierschrauben richtig auf den Ring drückten) tatsächlich den Zweilinser zentrieren, bzw. die Achsekoma auf Null
bringen. Diese seltsame Art, einen Zweilinser zu fassen, hatte ich also vor einigen Tagen erneut vor mir, und es
stimmte erst einmal gar nichts mehr. Also weder die Kollimierung des Objektivs zum Tubus, der erste Schritt, noch
die Zentrierung der Linsen selbst, der zweite Schritt. Den dritten Schritt sollte man noch nachholen: Den Haltering
der beiden Linsen vorne sollte man 1/4 Umdrehung aufschrauben. Damit könnte der Rest-Astigmatismus auch noch
verschwinden, weil über das merkwürdige Keil-Zentrier-Verfahren die Linsen auseinander "getrieben" werden und
damit zum Front/Halte-Ring unter Spannung gesetzt werden. Und dann hätte man den schönsten Astigmatismus.

Auch wenn es draufsteht, ein APO im Sinne von Thomas Back ist es nicht. Dafür wäre die Schnittweite von Rot = 656.3 nm wave,
C-Linie, einfach zu weit hinter der e-Linie für Grün = 546.1 nm wave. Im Vergleich zur Meßeinheit der Tiefenschärfe von knapp
0.1 mm wäre das mehr als der doppelte Betrag der Tiefenschärfe, also der Bereich, innerhalb dessen nicht schärfer fokussiert
werden kann. (Das hängt mit dem Durchmesser des Airy-Scheibchens zusammen: 0.0121 mm bei 550 nm wave) Da aber zusätz-
lich Rot vergleichsweise deutlich hinter den anderen Farben liegt, taucht es besonders gut auch am Sterntest als roter Farb-
saum auf u.a. bei Sternaufnahmen.
Die theoretische Auflösung liegt für 152 mm Durchmesser bei 0.911 arcsec. Die Formel dazu : ___
Auflös= 1.22*Lambda*206265/Apertur _____ AiryDisk= 2.44*Lambda*Fokus/Apertur

Meade152ED_01.jpg

Dieses Objektiv stammt also aus der Zeit, als man noch ohne Skrupel APO drauf schrieb, auch wenn es nur ein Halb-APO war.
Erst spätere, wirkliche APOs machten diesem Objektiv dieses Prädikat streitig. Und wäre noch der Astigmatismus zu beheben,
dann hätte man - für alle, die nachts die Farbe Rot nicht wahrnehmen - ein halbwegs farbreines Objektiv vor sich. Bei der Foto-
grafie wird man es aber merken.

Meade152ED_02.jpg

Die Objektiv-Verkippung war so gründlich daneben, daß auch noch die Fehler im Feld zum Tragen kamen. Eine Mischung aus
etwas mehr Astigmatismus und weniger Koma. Jedenfall dürfte die Kollimation zum Tubus jetzt stimmen. Eine Aufnahme mit
dem GRZY-Kollimator, dessen Reflex-Bilder konzentrisch sein müssen nach erfolgter Kollimierung. Übrigens die einzige
Anwendung, wo dieser Kollimator wirklich sinnvoll ist.

Meade152ED_03.jpg

Nach diesen Vorbereitungen: (vergleiche mit Meade USA ED-Halb-APO mit Zonenfehlern127/1140 mm)
a) Kollimation zum Tubus b) Zentrierung der beiden Linsen selbst, zeigt der Sterntest bei normaler Vergrößerung bereits eine
opt. Auffälligkeit, die aber glücklicherweise weniger Einfluß auf die opt. Abbildung hat, weil der Flächenanteil dieses Fehlers
gering ist und lediglich den PV-Wert zusätzlich drückt. Der Vergleich mit dem typgleichen ED-APO 127/1140 wäre ein Hinweis
auf die Verarbeitungs-Qualität mit der Mutmaßung, ein China-Produkt vor sich zu haben. Jedenfalls gleichen sich die opt.
Fehler in verblüffender Weise. Report A , Report B;

Sehr viel gravierender wirkt sich ein Rest-Astigmatismus von ca. 20% Strehlpunkte aus, der aber möglicherweise über die 1/4
Drehung (Lockerung) des Objektiv-Halteringes zu beeinflussen wäre. Auch die Farbränder beim Sterntest, Purpur-Saum intrafokal,
gelb-Saum extrafokal, sind ein deutlicher Hinweis auf einen Halb-APO - also kein APO, auch wenn es drauf steht. Bei hoher
Vergrößerung bildet sich der Astigmatismus im Fokus als "Kreuz" ab und damit gut erkennbar.

Meade152ED_04.jpg

siehe auch: http://rohr.aiax.de/@MeadeED-APO02.jpg

Den Zonenfehler in der Mitte - es ist eine "Vertiefung" - kann man über Foucault, Lyot und schließlich über ein Interferogramm
gut darstellen.

Meade152ED_05.jpg

Um den farbabhängigen Öffnungsfehler (Gaußfehler) zu zeigen, eignet sich der RonchiGitter-Test sehr gut. Bei nahezu allen
Refraktoren wäre demnach das lange Spektrum unterkorrigiert, Grün sollte als Hauptfarbe perfekt sein, während das kurze
Spektrum für gewöhnlich überkorrigiert reagiert.
Der Farblängsfehler kann mit Farbinterferogrammen am deutlichsten gezeigt werden. Auf Grün fokussiert bedeutet ein Abkippen
der Streifen am Rand eine längere Farbschnittweite. Über diesen Effekt kann man die Farbschnittweiten exakt ausmessen.
Wobei man sich an der 70.7% Zone orientieren muß, also die Zone mit dem größten Flächenanteil. Der "Ausreißer" bildet das Rot,
weswegen bei Feldaufnahmen um helle Sterne herum immer ein Farbsaum beobachtet werden kann - und das ist dann keinesfalls
ein APO.

Meade152ED_06.jpg

Betrachtet man die Sachlage genauer auf der Basis der Farb-Interferogramme, dann ergäbe sich ein relativ geringer Gaußfehler
für die F-Linie (überkorrigiert) und die C-Linie (unterkorrigiert) als erste Betrachtung. Diese Situation ergibt sich, wenn man auf
jede Farbe fokussieren würde. (Astigmatismus und Koma überlagern diesen Fehler gleichmäßig, weshalb sie abgezogen wurden.

Tatsächlich fokussiert man für gewöhnlich auf die Hauptfarbe Grün, was für die anderen Farben eine Defokussierung bedeutet.
Auf dieser Basis, die eigentlich der Wirklichkeit entspricht, ergibt sich eine andere PV- und Strehl-Situation, wie es mit gelber
Schriftfarbe dargestellt wurde: Über die Defokussierung ändert sich die Power bzw. der PV-Wert und damit sinkt der Strehl-
Wert deutlich. Aus dem geometrischen Mittel ergäbe sich ein Gesamt-Strehl von nur noch 0.550 als Ergebnis des Farblängsfehlers.

Meade152ED_06A.jpg

Der ansteigende Streifenabstand von oben nach unten ist der Hinweis auf Astigmatismus.

Meade152ED_07.jpg

Mit den gelben Hilfslinien läßt sich der IdealVerlauf der Streifen darstellen.

Meade152ED_08.jpg

In der 3-D-Wellenfront-Deformation werden die Fehler in der Summe gut dargestellt. Verblüffend der Vergleich mit dem 127/1140
Objektiv: http://rohr.aiax.de/@MeadeED-APO08.jpg

Meade152ED_09.jpg

Die Energie-Verteilungs-Funktion (PSF) zeigt erneut den Astigmatismus und ein vermindertes Maximum.

Meade152ED_10.png

Man kommt also an die Beugungs-Grenze von 0.80 Strehl und würde damit vom Distributor im Reklamations-Fall erst einmal
abgeschmettert. Solange man von dieser Optik nicht viel verlangt, wird man diese Fehler auch gar nicht bemerken. Nur bei
Vergrößerungen über 200-fach wird es vermutlich ein "weiches" Bild abliefern.

Meade152ED_11.jpg