B034 Meade ED Halb-APO 127-1140 Die Kunst des Klebens
Meade ED-APO besser Meade ED Halb-APO
Ein bißchen erinnert diese Optik - stolz ED Apochromat tituliert - an die Synta-Zeit: Die Fläche
unter Foucault lieferte bei den Syntas ein ähnliches Bild ab, man wurde öfter dazu animiert, das
System zu optimieren unter eher lausigen Bedingungen. Vor ca. 9 Jahren landete das erste dieser
127/1140 ED APOs auf meinem Tisch. Es hatte einen Muschelbruch innen erlitten und der Grund
war eine der 3 Zentrier-Schrauben, die nicht etwa auf den konischen Zentrier-Ring drückten,
sondern auf die Kante der 1. Linse mit dem damaligen traurigen Ergebnis. Diese Art ED-APO bzw.
Halb-APO kann man jedoch heute immer noch kaufen, im KomplettPreis für 1240.- Euro, und wenn
man dann ein ordentliches Objektiv dafür bekommt, kann man sich glücklich schätzen. Im anderen
Fall kriege es ich mit der Bitte: Mach was drauß!
Bei erster Durchsicht störte erst einmal ein heftiger Farbquerfehler bzw. Keilfehler, der dann entsteht, wenn
entweder die Linse tatsächlich keilförmig geschliffen wurde, dann wirkt sie wie ein Prisma, oder sie hat seitlich
soviel Spiel, daß sie sich verschoben hat, und auch das erzeugt diesen schönen Farbquerfehler. Diesen Fehler
bitte nicht mit dem Farblängsfehler verwechseln, der die unterschiedlichen Schnittweiten der einzelnen Spektral-
Farben angibt.
Um einen solchen Fehler zu beheben, muß man die Fassung aufschrauben und das Innenleben des Objektivs
studieren - nur das gefällt offenbar dem Hersteller nicht, daß man die seltsame Klebe-Technik dieser Objektive
ruchbar macht. Jedenfalls half in diesem Fall erst eine leichte Erwärmung auf ca. 60° Celsius, daß der Kleber
so weich wurde, daß man den HalteRing mit einem "Bandschlüssel" langsam öffnen konnte, wie man auf dem
folgenden Bild sehen kann. Löst man zuvor die drei Zentrierschrauben der Fassung, dann läßt sich der
Objektivblock langsam von unten herausschieben. Und nun kommt die ganze Tragik zum Vorschein:
Die Druckpunkte der 3 Zentrierschrauben, die auf den keilfmörmigen Zentrier- und Abstandsring drücken sind
offenbar immer noch an der falschen Stelle, also gefährlich nahe der Linsenkante, wie auf dem Bild zu sehen.
Wären da nicht 4 schwarze Pappringe, die das Linsenpaket etwas höher schieben, hätten viele#
dieser Objektive schon längst ihren Geist aufgegeben. Jedenfall muß das Linsenpaket in der Fassung noch ein
Stück weiter nach oben in der Fassung verschoben werden, damit man tatsächlich nur auf den schwarzen
Ring drückt. Mit diesem läßt sich nun recht einfach die Zentrierung der beiden Linsen vornehmen, nicht aber
den Farbquerfehler beseitigen. Da muß also ein seitlicher Versatz der beiden Linsen selbst her. Genügend
Platz wäre mit einem Spiel von mindestens 0.5 mm eigentlich. Und wenn man nicht weitere Justierschrauben
in die Fassung bohren will, kann man nur den Versuch starten, die jeweilige Linse auf irgendeine Art dorthin
zu drücken, damit der Farbquerfehler verschwindet.
Das hat schließlich fast perfekt funktioniert, sodaß ein akzeptabler Sternttest herauskam. Im folgenden Bild
kann man nochmals im Detail studieren, wie gefährlich nahe der Druckpunkt der Schraube an der Linsenkante
liegt. Das ganze Paket wird von einer KlebeFolie gehalten - die Linsen "schwimmen" also seitlich und erzeugen
damit den Farbquerfehler. Einziger Vorteil: Die Linsen innen bleiben geschützt.
Am Gesamtpreis erkennt man leicht, daß dieser ED-Halb-APO so viel nicht mehr kosten kann, wenn man ihn
als neues (?) Objektiv erwirbt. Kann mir fast nicht vorstellen, daß bei dem vielfältigen Angebot an hochwertigen
APOs dieser Typ noch eine Chance hätte.
Sowohl Sterntest, wie Lyot-Test zeigen deutlich, daß es kein Voll-APO sein kann: Dafür wäre der Farbsaum
beim Sterntest zu groß und die Farbreinheit beim Lyot-Test ebenfalls nicht erreicht.
Wollte man das Objektiv behandeln, wie weiland Zeiss seine Zeiss-B-Objektive, dann müßte eine neue Fassung
her und statt der 3 Zentrierschrauben mindestens 9 schrauben, je drei für die Linsen und für den Zentrier-Ring.
Dann fliegt aber als erstes die Klebefolie heraus, die unnötigt Druck in der Fassung aufbaut. Soll man also
gutes Geld dem schlechten hinterher werfen? Lohnt sich der Aufwand einer neuen Fassung?
Manwürde zwar die Zentrierung und den Farbquerfehler nochmals etwas verbessern können, den Astigmatismus
vermutlich ganz auf Null bringen können, - aber den Farblängsfehler beseitigt man ebensowenig, wie man
gegen die Zonenfehler im Objektiv etwas tun kann.
Der Gaußfehler ist vergleichsweise klein, wenn man sich an der Hauptfarbe grün orientiert. Es könnte auch
über den Abstand der beiden Linsen noch eine Optimierung erfolgen, da das Objektiv bei Grün ganz leicht
unterkorrigiert erscheint. Dann steckt man aber viel Zeit und Mühe hinein, die sich eigentlich nicht rechnet.
und hier kurz noch eine Zentrier-Anleitung: