B028 Borg ED Halb-Apochromat 101-650
Borg ED Apochromat - stimmt leider nicht
Siehe auch diesen Bericht: http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=37338#post37338
In diesem Falle zeigte sich der Astro-Händler ausgesprochen ungnädig, als der Sternfreund dieses getestete
Gerät zurückgeben wollte. Der Händler verlangte eine Entfernung dieses Berichtes, weil er sonst das Fernrohr
nicht verkaufen könne. Um also dem Sternfreund keine Unannehmlichkeiten zu bereiten, lag dieser Bericht
ganze 5 Monate auf Eis. Für mich ist aber jetzt die Schonfrist vorbei. Ich halte das ohnehin für einen massiven
Eingriff in die Informations-Freiheit, wenn Fernrohre sachwidrig beworben werden.
Würde die Farbe Rot bzw. C-Linie mit 656.3 nm wave nicht soweit hinter den anderen Farben e-, F- und d-Linie
liegen, dann könnte man von einem Apochromaten sprechen. Nun liegt aber bei diesem Borg ED APO 101/650
mit ca. 0.231 mm hinter grün, und das ist für ein so großes Öffnungsverhältnis von f/6.43 dann deutlich zuviel
und gut erkennbar in unterschiedlichen Tests.
Dieser kleine Refraktor läßt sich über vier kleine Maden-Inbusschrauben justieren, damit man die Achskoma beseitigen
kann. Das ist nicht schlecht, kann aber die Ursache sein, warum in diesem Fall ein gut erkennbarer Astigmatismus den
Strehl von 0.98 bei 546.1 nm wave auf ca. 0.92 Strehl herunter-zieht. Eventuell läßt sich das noch beheben. Davon
unberührt bleibt aber der Farblängsfehler. Während grün, blau und auch gelb dicht beieinander liegen, erzeugt die
zu lange Schnittweite von rot einen deutlich erkennbaren Farbsaum, der auch auf dem Rohbild mit diesem ED APO zu sehen ist:
Hinter der Taukappe verbirgt sich die bereits erwähnte Justiermöglichkeit des Objektivs mit 4 Justierschrauben, deren
Einfluß man im defokussierten Sterntest als leichten Astigmatismus wiedererkennt. Allerdings kann man die Coma fast
völlig herausjustieren.
Bei hoher Vergrößerung mit einem 2 mm Okular kommt natürlich der Farblängsfehler von Rot besonders gut zum Vorschein.
Am Himmel zeigt er sich weniger schlimm - wenn man das Wörtchen Apochromat nicht so wörtlich nimmt.
Aber auch der Foucault-Test zeigt ein Ergebnis, das man sofort einem Halb-Apo oder sehr guten Achromaten zuordnen
würde. In dem Zusammenhang ist der Gaußfehler gut auf die Hauptfarbe Grün eingestellt.
Das Interferogramm zeigt eine Mischung aus Coma und Astigmatismus, man hätte natürlich gerne einen Strehl von
0.98, aber 0.92 wäre auch noch ein sehr guter Wert. Wobei Thomas Back, der TMB-Designer einen Strehl von mindestens
0.95 fordert für die Hauptfarbe Grün.
Die weiß-gepunktete Linie zeigt den Ideal-Verlauf der Streifen.
Man hat wirklich den Eindruck, der Astigmatismus wird über die vier Justierschrauben verursacht, obwohl mir immer
bewußt ist, wie sensibel Glas selbst auf den leistesten Druck reagiert. Die Justierschrauben sind entspannt, aber noch
habe ich ein paar Tage Zeit, mein Glück noch einmal zu versuchen.
Mit AtmosFringe läßt sich der jeweilige Fehleranteil strehlmäßig darstellen.
Es ist also wirklich das rote Spektrum, was den APO eindeutig in Richtung Halb-APO schiebt. Die Index-Zahl kommt auf
folgende einfache Art zustande: Im Fokus eines jeden Teleskops gibt es keine geometrische Spitze, sondern eine
engste Einschnürung mit dem Durchmesser des Airy-Scheibchens. Innerhalb diesen Bereiches gibt es einen Bereich,
innerhalb dessen nicht schärfer gestellt werden kann. Den nennt man Schärfen-Tiefe und der berechnet sich wie das
Airy-Scheibchen aus der Wellenlänge und der Blendenzahl. Je kleiner also die Blendenzahl/Öffnungsverhältnis, umso
größer die Schärfentiefe, und umso weniger fällt der Farblängsfehler eines Refraktors auf. Was auch ein Grund, warum
man früher die Achromaten mit f/15-f/20 gebaut hat. Da hat man eine große Schärfentiefe. Je größer aber das Öffnungsverhältnis, umso kritischer der Farblängsfehler, und umso deutlicher läßt sich dieser in Form von Farbsäumen
nachweisen, wie erste obere Sternaufnahme beweist. Nun schreiben viele Hersteller einfach ED auf ihren Refraktor,
was nicht falsch ist und dann wüßte man sofort, was einen erwartet. Wenn man aber ED Apochromat liest, dann wird
man richtig neugierig, ob der Hersteller dieses Versprechen denn auch hält. Leider nicht, wie alle Untersuchungen
zeigten. Woanders würde man daraus jetzt ein Drama machen.
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Optimierungs-Versuche ...
Bei diesem Teleskop sind Koma und Astigmatismus Schönheitsfehler - also korrigierbar - und die Ursachen sind bekannt:
Bei Coma liegt es an nicht exakter Zentrierung der Linsen, bei Astigmatismus meist ein Problem der Fassung, oder zuviel
Druck an irgendeiner Stelle. Und weil einen das nicht in Ruhe läßt, versucht man erneut beide Fehler zu minimieren.
(Bei einem verkitteten Objektiv-Block hätte man keine Möglichkeiten mehr - das Scopos ist ein solcher Fall.)
Die größten Chancen beim Borg ED hat man beim Astigmatismus: Mit noch mehr Feingefühl kriegt man den fast weg.
Allerdings entsteht jetzt das Frage, wie stabil bleibt die erzielte Justage. Die Justierschrauben sind leider derart, daß der
Druckpunkt nicht eindeutig ist. Ein Rest von Koma und ein leichter Öffnungsfehler bleiben natürlich übrig, - aber der Strehl
bewegt sich bereits auf erfreuliche 0.964 Strehl, ca. 4 Prozentpunkte höher.
Auch die Sternpünktchen bei Maximalvergrößerung in der Gegend von 500-fach sind zwar jetzt besser zentriert, aber
an dem Rotsaum läßt sich überhaupt nichts ändern. Es sei denn, man untersucht die LinsenAbstände und optimiert
hier: Allerdings mit völlig offenem Ausgang. Eine Optik ist ganz leicht verschlimmbessert.
Der hier auftauchende deutliche Farbfehler wurde zunächst ohne Korrektor gemessen, interessant wird die Frage,
welchen Einfluß nunmehr ein Korrektor hat. Wer wissen möchte, wie man den Farblängsfehler vermißt, möge hier
nachlesen: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=7713
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Mit Feld-Korrektor
Da es zu diesem ED-Refraktor einen Feld-Korrekror gibt, stellt sich die Frage, welchen Einfluß der auf das System hat.
Auf der Achse verändert er lediglich den Gaußfehler derart, daß nun das Optimum im blauen Spektrum liegt, während
der längere Spektralbereich nunmehr unterkorrigiert reagiert. Das läßt sich sowohl am Foucault-Bild, am Ronchi-Gramm,
aber auch an den Interferogrammen zeigen. Die Schnittweite der Spektralfarben dreht sich lediglich für grün und blau.
Ohne Korrektor wäre es grün - blau - gelb - rot, rot liegt mit ca. 0.231 hinter grün
mit Korrektor ist es blau - grün - gelb - rot, rot liegt mit ca. 0.277 hinter blau
dadurch variiiert der rote Farbsaum intrafokal etwas, verschwindet aber nicht, sodaß auch mit Korrektor bei hellen
Sternen ein rötlicher Farbsaum zu erwarten ist. Wie gut die Abbildung im Feld ist, wäre gesondert zu untersuchen
und kostet etwas mehr Zeit.
Am Rande: das Violett der g-Linie liegt zwischen der Schnittweite von grün und gelb, das tiefe Violett der h-Linie
ca. 0.5 mm hinter der F-Linie (blau) Der rote Farbsaum beim künstlichen Sternhimmel scheint etwas ausgeprägter
zu sein.
Es gab eine Rückfrage beim Händler wegen des roten Farbsaumes bei den Rohbild-Sternaufnahmen, die ich sinngemäß
kommentieren möchte:
Der rote Farbsaum verschwindet nicht bei 86-facher Vergrößerung und wird bei höherer Vergrößerung nur noch
deutlicher. Eine Untersuchung in monochromatischem Licht - kann eigentlich nur eine Laserdiode ohne Koll-
Optik gewesen sein, wenn er nicht gerade Interferenz-Filter verwendet - ist für einen Refraktor eher ungeeig-
net, weil man auch über den Farb-Quer-Versatz die Justage der Optik beurteilen kann. Der künstliche Stern
sollte im Doppelpaß (im Unendlichen) mindestens 20 Micron und kleiner sein, weil dann die Farbfehler beson-
ders gut zu sehen sind. Deshalb ist der künstliche Sternhimmel mit Pinholes zwischen 1 - 5 µ sehr entlarvend.
Angaben sollten also immer auch die Bedingungen nennen, unter denen sie erfolgt sind: Also Durchmesser des
künstlichen Sterns, Abstand, Art der Lichtquelle, verwendetes Okular etc. Denn nur dann lassen sich solche
Aussagen überhaupt nachvollziehen.
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Der Sachverhalt wird hier bestätigt:
Auf den Internetseiten von Quote:
AOKswiss online · Teleskope
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Letzte Änderung: 28. September 2005, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
wird der von mir untersuchte Sachverhalt bestätigt - lediglich die Wortwahl gestaltet sich etwas verkaufs-
förderlicher.
Das von AstroOptik Kohler ins Web gestellte Bild zeigt in aller Deutlichkeit den gleichen Farblängfehler, wie er beim
Sternfreund aufgetaucht ist, und wie er in den Messungen des Farblängsfehlers mit und ohne Korrektor nachgewiesen
werden kann. Da ich aber mittlerweile sehr viele gute Voll-Apochromaten hier hinsichtlich des Farblängsfehlers unter-
suchen konnte, siehe auch die IndexSeite, kann man deutlich demonstrieren, wie bei einem wirklichen APO die Farb-
reinheit aussieht.
Die Aufschrift ED Apochromat ist also irreführend. Das mag der Grund für AstroOptik Kohler, Schweiz, sein, hier von einen
Halb-Apo zu sprechen: http://www.aokswiss.ch/d/tel/optikjustage.html
Nimmt man aber die Schärfentiefe mit 0.0452 als Maßeinheit, dann wäre bei Grün als Nullpunkt, das rote Spektrum um das
5.1068-fache hinter grün, blau hingegen nur 0.1105-fach hinter grün. Über das arithmetische Mittel bleibt aber immer
noch das 2.6087-fache der Schärfen-Tiefe übrig, und das ist kein Halb-Apo mehr, denn auch diese Beispiele gibt es auf
meiner Index-Seite.
Bei dieser Übersicht erkennt man eine Reihe wirklich sehr farbreiner Voll-Apochromaten, die diesen Namen auch verdienen.
Bei einer Index-Zahl von { 1 > Index-Zahl > 2 } wären die Halb-Apochromaten anzusiedeln, also bis zum Zweifachen der
Schärfentiefe. Ab { 2 > Index-Zahl > 15 } beginnen die Achromaten. Eine ähnlich "bunte" Angelegenheit stellt auch das
Scopos dar, das sich vollmundig APO nennt, aber ebenfalls kein APO ist. Die Definition, was wirklich ein APO ist, wird von
Thomas Back noch sehr viel härter formuliert: http://www.tmboptical.com/itemsGrid.asp?cat_id=32
Einer der Gründe, warum das sekundäre Spektrum so deutlich hervortritt, ist des große Öffnungsverhältnis. Mit Absicht
hatte man früher ein sehr kleines Öffnungsverhältnis von f/15 - f/20, und damit wird die Schärfentiefe sehr groß und
"schluckt" gewissermaßen den Farblängsfehler. Je größer aber das Öffnungsverhältnis, umso deutlicher wird der Farb-
längsfehler, wenn es denn ein APO sein soll - aber die werden ja zu ganz stolzen Preisen verkauft, und da möchte man
doch schon einen Apochromaten für sein Geld.
Siehe auch diesen Beitrag: TeilA, TeilB, TeilC;
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