B020 Celestron ONYX 80 ED 80-500 AstroFoto zweiter Versuch

Celestron Onyx 80 ED ein kleiner Halb APO

Wäre die Fertigung noch etwas sorgfältiger, hätte ich heute von einem Super Halb-APO schreiben können mit
einem Strehl von ca. 0.99. So trübt ein leichter Zentrierfehler den Strehl um 0.062 Strehlpunkte und ein Rest-
Astigmatismus um etwa den gleichen Betrag. Es ist also davon auszugehen, daß es sich in der Summe um
ziemlich farbreine kleine Halb-APOs handelt.

Das Outfit des kleinen Halb-APO protzt nicht wie andere objektivseitig mit der Aufschrift APO, wo kein APO drin ist,
auch die Vergütung ist tadellos, die drei Abstands-Plättchen ragen ein klein wenig in den Strahlengang - muß nicht
sein, die Fertigung innen ist ebenfalls nicht zu beanstanden, der vordere Tubus-Teil ist gegen den okularseitigen
drehbar, wobei es bei diesem Teleskop eine optimale Position gibt, weil auch die Kollimation nicht genau zur Tubus-
achse paßt und ein Teil des Zentrierfehlers darauf beruht. Die mechanischen Gegebenheiten sind soweit OK.

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Sucht man ein repräsentatives Bild im Web, dann gibt es augenscheinlich nur dieses.

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Der Sterntest zu Beginn verrät bereits nahezu alles, was man gerne wissen möchte. In diesem Fall keine gravierenden
Fehler, aber zum Voll-APO fehlt noch ein Stück. Der blaue Saum intrafokal, der gelbe Rand extrafokal, sind die bekannten
Indizien dafür. Die Artefakte im 12:00 Bereich meiner Sternscheibchen haben mit dem Objektiv nichts zu tun.

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Der Test am künstlichen Himmel bei 500-facher Vergrößerung ist wirklich gnadenlos. Spätestens hier wird man auf einen
Fertigungs-Fehler aufmerksam gemacht: Ein leichter Zentrierfehler, der sich Achskoma nennt, und für einen seitlichen
Versatz der Spektralfarben sorgt. Beim Einstellen der Lage der Achskoma stellt man fest, daß es hier auch ein Optimum
gibt. Der Sternfreund sollte sich das Optimum am Himmel suchen und markieren, da wäre dieser Fehler dann am gerings-
ten. Man sieht übrigens meine Drehversuche, wenn man sich die beiden Objekte betrachtet.

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Lehrbuch-artig die optischen Daten: die übliche Überkorrektur im kürzeren blauen, die Unterkorrektur im längeren roten
Spektrum bei den Ronchi-Streifen zu erkennen: bauchig = überkorrigiert, kissenförmig = unterkorrigiert. Diesen Effekt
nennt man Gauß-Fehler. Alle Einstellungen intrafokal. Das Farbspiel des Farblängsfehlers kann man am Foucault-Bild
gut erkennen: Grün-gelb liegen dicht beieinander, ebenso rot-blau. Der Rauhheits-Test ist unauffällig, das farbige
Interferogramm verrät den Zentrierfehler in Form eines geschwungenen "S", das sich über die geraden Streifen legt.

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Aus meßtechnischen Gründen habe ich die Coma um 90 Grad gedreht, weil sie beim Vermessen der Farbschnittweite
vermeidbare Unschärfen hineinbringt. Nun erkennt man Coma an der kissenförmigen Verzeichnung der Streifen, oder
bei der Über/Unterkorrektur an der Unsymmetrie zwischen links und rechts.

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Eine gewisse Unschärfe wird bei dieser Messung über die Restfehler eingeführt, die die Interferogramme
überlagern, also vor allem Unter/Überkorrektur und Koma. Dadurch werden die Vorteile einer 0.001 genauen
Meßuhr in manchen Fällen auf eine Mindestgenauigkeit von 0.01 mm eingeschränkt.

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Unter den aktuell gewonnenen Daten ergibt sich folgende Index-Zahl für die Rest-Chromasie, mit der man eindeutig von
einem Halb-APO sprechen kann - und das sieht man auch am künstlichen Sternhimmel. Eine ziemlich farbreine Angelegen
heit, wenn man den Zentrierfehler gedanklich abzieht.

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Zwei Fehler sind eindeutig: Das "S" zeigt Coma an, die konische Öffnung nach rechts den Rest-Astigmatismus.
Wird im Normalfall wegfallen, hoffen wir. Es läßt sich sogar nachträglich optimieren, wenn man will.

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Allen Kritikern zuliebe sind alle Fehler berücksichtigt - keiner deaktiviert.

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Im unteren linken Feld versuche ich eine Art Kurz-Kommentierung bzw. Würdigung der opt. Fehler. Bei perfekter Zentrierung wäre wir bereits bei Strehl = 0.92, würde man auch noch den Astigmatismus, der oft mit der Fassung zu tun
hat auch noch los, dann wäre ein sagenhafter Strehl von 0.998 die Folge. Diesmal leider nicht.

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Die dünne Linie zeigt, wie im Idealfall die Streifen zu liegen hätten.

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Die Wellenfront-Darstellung offenbart noch einmal den Zentrierfehler in aller Deutlichkeit.

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500-fache Vergrößerung wird man am Himmel nie benutzen, vielleicht mal 240-fach, also dem 3-fachen Objektiv-
Durchmesser. Und so gesehen übertrifft dieser kleine Halb-APO so manchen seiner Konkurrenten, die als "APO" daher-
kommen.