B010 Skywatcher ED APO 80-500 ProSeries

Dieser Bericht ist eine Information und keine Einladung zu einer verbissenen Fach-Diskussion, wie sie
andernorts geführt wird. Ich bitte das zu respektieren. Meine Position kann man hier nachlesen:
Der Unfug mit dem Polychromatischen Strehl

Was drauf steht ist drin -SkyWatcher ProSeries ED APO 80/500

Unter welchem Namen dieser ED-APO auch immer verkauft wird - er firmiert als ED APO und hat damit die üblichen Merkmale eines Halb-
APOs. Die mechanische Ausführung ist Top, die Kollimierung zum Tubus könnte einen Tick exakter sein, der Rest-Astigmatismus ist ver-
mutlich das Problem eines zu fest angezogenen Frontringes der Fassung und läßt sich vermutlich beseitigen. Dann hätte man für die
E-Linie = 527 nm wave ein fast perfektes Objektiv. Eine leichte Unterkorrektur schiebt das Optimum mehr in den blau-grünen Teil des
Spektrums.

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Mit einer Öffnungs-Zahl von 6.25 ist dieser ED-APO ein sehr lichtstarkes kleines Reise-Teleskop, bei dessen optischen Daten eine noch bessere
Farbreinheit nicht gefordert werden kann. Das rote Spektrum liegt am weitesten von der Hauptfarbe entfernt, und dürfte nachts keine Rolle spielen.
Entsprechend farbrein ist dann auch der visuelle Eindruck am Himmel.

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"Polychromatischer Strehl"

Für die Verfechter des Polychromatischen Strehls sind die nachfolgenden Testergebnisse gewidmet. Jedes dieser Ergebnisse liefert für das gesamte
Farbspektrum die Summe aller Fehler ab - allerdings nicht quantitative als Zahl, um nicht zu verwirren, sondern qualitativ als farbigen Gesamteindruck.
Die Abbildung des künstlichen Sternhimmels bei Höchstvergrößerung gibt lediglich einen Hinweis auf Rest-Astigmatismus, den man immer nur im Labor,
aber nie am Himmel sehen wird. Manche sehen allerdings immer nur Fehler und keine Sterne.

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Die defokussierten Sternscheibchen bilden ebenfalls die integrierte Gesamtsituation von Farblängsfehler und Gaußfehler ab und entsprechen genau den
Bildern, wie man sie von ED-APOs her kennt. Bei 111-facher Vergrößerung eine perfekte Abbildung für einen ED-APO.

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Foucault- Ronchi-Gitter- und Lyot-Test sind ebenfalls eine integrale Gesamtschau zum Farblängsfehler, Gaußfehler und alle übrigen Fertigungs-Fehler dazu.
Da die typische Farbverteilung wie bei hochwertigen Voll-APOs fehlt, dominiert in diesem Fall der Faarblängsfehler vor dem Gaußfehler, und muß zu
Vergleichszwecken nicht unbedingt herausgearbeitet werden. Man würde ihn am ehesten noch im Lyot-Test erkennen.

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Eine weitere sehr interessante Möglichkeit, die Farbsituation von Refraktor-Objektiven einschätzen zu können, sind die farbigen Weißlicht-Interferogramme.
Die Farbreinheit einer Optik hängt in hohem Maße von der Länge der mittleren dunklen Linien bis zum Rand ab. Je stärker die spektralen Teil-Interferogramme
nämlich in der Mitte zusammenfallen, umso dunkler erscheinen dort die Streifen, während die Auffächerung der spektralen Einzel-IGramme zu diesen Farb-
Effekten führt. Über diese farbigen Weißlicht-Interferogramme ließe sich also ein quantitativer PolyStrehl ermitteln als IST-Zustand. Nur weiß keiner, wie
man das mathematisch-auswertungs-technisch darstellen soll. RGB-Farbauszüge sind aus mehreren Gründen einfach nur falsch.
Bei diesen Interferogrammen muß man sich zuerst das Prinzip erarbeiten, nach welchen Gesetzen diese IGramme überhaupt entstehen.

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Die folgende Übersicht taugt a) für die Darstellung des Farblängsfehlers, wenn man auf Grün fokussiert und b) zur Darstellung des Gaußfehlers. Erkennbar ist,
daß bereits Grün bei 546.1 nm wave leicht unterkorrigiert ist, was für Rot eine etwas stärkere, und für Blau eine etwas geringere sphärische Aberration
bedeutet. Wenn man nicht gerade am Lehrbuch "klebt", dann könnte dies sogar ein Vorteil sein, weil die sphärische Korrektur dort am besten ist, wo das
Auge am besten sieht.

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Der dominierende Restfehler läßt sich vermutlich auf einfache Weise beseitigen, und dann wäre man bei einem Strehl von 0.991, was nur noch Puristen für
wesentlich halten. Überhaupt ist eine Gesamt-Würdigung von Refraktor-Optiken isoliert über den Strehlwert tatsächlich eine verkürzte Sicht, gerade so,
als würde man ein Auto über die Schon-Bezüge bewerten.

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Unter Abzug von Astigmatismus käme ein hoher Strehlwert heraus.

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Die Perfektion wird - wie man am PSF-Diagramm erkennt - marginal gestört, ein Fehler, der sich beseitigen läßt und unter die Wahrnehmungs-Grenze fällt.

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Mit diesem ED-APO sollte man am Himmel wunderbare Beobachtungen machen können,
so man denn Sterne sehen will und keine optischen Fehler.