B008 SkyWatcher ED 120-900 ProSeries Halb-APO

SkyWatcher ProSeries - Durch Glasweg farbreiner

Bei den SkyWatcher Refraktoren fällt mir schon sehr lange auf, daß sich mit einem Glasweg in Form eines 2-Zoll
Zenitprismas das Sekundäre Spektrum so reduzieren läßt, daß es in den Bereich der Halb-APOs rückt. Bereits
bei einem früheren Refraktor war dieser Sachverhalt deutlich. Aufflällig in dieser Hinsicht waren die SkyWatcher
Refraktoren schon immer. Deshalb empfiehlt sich bei diesem Teleskop unbedingt ein 2-inch Zenit-Prisma, weil
man damit genau diesen 50 mm Glasweg bekommt, der die Farbreinheit deutlich anhebt. Also das Sekundäre
Spektrum von einer RC_Indexzahl von 2.2545 auf 1.7661 verbessert.
APOs liegen im Bereich 1.0 ... 0.3 . Halb-APOs im Bereich 2.0 ... 1.0 .

Das lange Sprektrum "Rot" liegt mit 204 µ deutlich hinter der Hauptfarbe Grün und den anderen Farben Gelb und Blau. Genau
aus diesem Grund taucht es in Fokus-Nähe als Purpur-Saum auf, jene Mischung aus Rot und Blau. Bei einer 5 µ großen
Pinhole im Doppelpaß wunderbar darstellbar und vermutlich auch auf Sternfeld-Fotos zu erkennen.

@SkyW_ProP_01.jpg

Im Augenblick räumt einer der Händler offenbar sein Lager, und das war dann der Grund, warum mir der vorsichtige Sternfreund
diesen Refraktor zur Untersuchung zuschicken ließ.

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In den einzelnen Spektral-Farben trennt dieser Refraktor meine "engen-Doppelsterne", wie sie auf dem artificial Sky Plättchen
mit einem Durchmesser von nur 2 mm zu finden sind. Ein Abstand von 5µ wäre damit also noch zu trennen und das entspricht
dann der theoretischen Auflösung von 1.15 arcsec. Beim Sterntest im unteren Teil des Bildes ist der Purpur Farbsaum intra-
fokal zu sehen, der über die längere Schnittweite von Blau und Rot zu dieser Farb-Mischung führt.

@SkyW_ProP_03.jpg

Die Farbreinheit von Refraktor-Optiken läßt sich über den Foucault-Test gut zeigen, da man mit der Messerschneide an einem
klar definierten Ort den Lichtkegel abschneidet, was für die einzelnen Spektral-Farben jedoch zu unterschiedlichen Situationen
führt: Für Blau und noch mehr für Rot wäre man noch intrafokal, die Schnittweite für Grün hingegen liegt kürzer und man ist
dadurch extrafokal für diese Farbe. Und immer dort, wo eine bestimmte Farbe wegen des Schattens dunkel bleibt, addieren sich
die Restfarben zu einer Komplementär-Farbe: In unserem Fall das Rot und das Blau zu Purpur. Das farbige Foucault-Bild muß also
nur in seine RGB-Farben zerlegt werden. Damit hat man bereits eine Möglichkeit, die Farbreinheit von Refraktoren deutlich zu
unterscheiden und darzustellen. Siehe auch: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=6877

@SkyW_ProP_04.jpg

Eine weitere Möglichkeit bilden die farbigen Interferogramme (mit Interferenzfilter erzeugt). Fixiert man den Fokus auf die Haupt-
Farbe Grün und wechselt nur die InterferenzFilter, dann kippen die Streifen bei längerer Schnittweite nach unten und es wird
sehr schnell klar, wie die Spektral-Farben liegen. Im umgekehrten Fall zeigt die Fokussierung auf jede Farbe den farbabhängigen
Öffnungsfehler (Gaußfehler). Und damit läßt sich unter diesem Blickwinkel besonders bei APOs die Qualität von Linsen-Optiken
vergleichen.

@SkyW_ProP_05.jpg

In einer Übersicht verbessert sich mit ca. 50 mm Glasweg die Farbreinheit, was über die Index-Zahl darstellbar ist. Der Glasweg
tauscht gewissermaßen Rot gegen Blau aus und "schiebt" das sekundäre Spektrum fast um den halben Betrag zusammen.

@SkyW_ProP_06.jpg

Eine weitere Möglichkeit der Darstellung gibt das "farbige" Interferogramm, das entsteht, wenn man keinen Interferenz-Filter
benutzt. Kugelspiegel als IdealForm eines Super-APOs, Dieser Effekt läßt sich beim Kugelspiegel, als die Ideal-Form eines
APOs zeigen. Je stärker sich also ein´derartiges Interferogramm der Kugelspiegel-Sitaution annähert, umso farbreiner muß der
Refraktor sein. Im folgenden Fall wäre das GlasWeg-Beispiel die farbreinere Variante.

@SkyW_ProP_07.jpg

Der Vergleich - mit und ohne GlasWeg - ein weiteres Mal über das Abkippen der Streifen dargestellt. Wie man sieht, tauscht der
Glasweg das Rot gegen das Blau aus.

@SkyW_ProP_08.jpg

Am einfachsten wird man es mit dem Sterntest erkennen: Wichtigster Effekt ist, daß mit Glasweg der deutliche Rotsaum ver-
schwindet und das Bild insgesamt etwas grünlicher wird. Der Vergleich über den Foucault-Test zeigt nochmals die Veränderung.

@SkyW_ProP_09.jpg

Das Optimum liegt im gelb-grünen Bereich, weshalb ich ein gelbes IGramm benutzt habe. Nicht uninteressant, wie ähnlich sich die
beiden Teleskope sind: http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=38131#post38131

@SkyW_ProP_10.jpg

Im Extremfall sollte dieser Refraktor bis 400-fach vergrößern können bei optimalem Seeing.

@SkyW_ProP_11.png

Und schließlich die quantitative Strehl-Auswertung, die Koma-bereinigt ist, weil dieser Fehler teils auf den Meßaufbau zurück-
zuführen ist.

@SkyW_ProP_12.jpg

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Hallo Ingo,

. . . weil es mir gerade auffällt:

Quote:

Das ist, wenn ich richtig erinnere, nach Lichtenknecker: kein Apo.



Im Gegenteil das wäre nach der Lichtenkneckerschen Systematik ein apochromatisches Objektiv:

lk1.jpg