D097 LOMO APO kombiniert mit TS-Flattner

LOMO APO + TS-Flattner

Zusammenfassend kann man soviel sagen, daß der TS-Flattner im Falle dieses LOMO APOs 80/480 mm bis 20 mm Felddurchmesser eine
hervorragende Feldkorrektur bewirkt, also eine Abbildung, die etwa ähnlich gut ist, wie auf der Achse selbst. Die Farbreinheit hingegen
läßt etwas nach, sodaß farblich aus dem SUPER APO (siehe Aufschrift) ein Halb-APO wird. Für die Astro-Fotografen jedoch zählt das erste
Ergebnis.
Ganz entscheidend für die Aussage aber ist, daß man den richtigen Abstand des Flattners zum vorderen APO-Objektiv wählt. In unserem
Fall 38.6 mm zur festen Kante des Okular-Auszuges. Bei einem größeren Abstand hätte man bei 20 mm Felddurchmesser Astigmatismus
hinzunehmen, der aber bei der Fotografie in einer gewissen Größenordnung toleriert werden kann.

Thomas nannte diese Optik scherzhaft eine "Scherbe". Und das ist sie ganz und gar nicht. Auf der opt. Achse hat man es mit einem sehr farbreinen
APO zu tun, sodaß der Begriff "Super-APO" durchaus seine Berechtigung hat. Kommt hingegen der TS-Flattner ins Spiel, leidet in erster Linie die
Farbreinheit in Form eines größeren Farblängsfehlers. Der große Gewinn hingegen ist die ganz ausgezeichnete Feldkorrektur - wenn der richtige
Abstand eingehalten wurde.

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Im Inneren wurde als kleiner Schönheitsfehler die schwarze Velourfolie etwas unfachmännisch verklebt, sodaß sie beim ersten Durchblick zunächst
störend ins Auge fiel. Auf diese Art zerlegt man den APO und repariert den Störenfried. Der zwei Zoll TS-Flattner wird okularseitig in den 2-inch
Auszug geschoben, gefolgt von der 1 1/4 Zoll Reduzierhülse, die auf das Flattnergewinde (am oberen Ende) aufgeschraubt wird. Da der optimale
Abstand zum vorderen Objektiv festgelegt ist, muß man den Kamera-Chip an die Fokuslage dieses Systems anpassen.

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Zu meiner großen Verblüffung reagiert dieser LOMO APO bei 20 mm Felddurchmesser mit sehr viel Koma+Astigmatismus. Und ebenso verblüffend, wie dieser
TS-Flattner mit dieser Situation fertig wird. Bei 240-facher Vergrößerung entstehen ohne diesen Flattner ganz wilde Zerstreuungs-Figuren, wärend mit
Flattner die Abbildung bis auf einen verschwindend kleinen Betrag von Astigmatismus das Bild völlig saniert. Es bleibt ein Rest von 3-eckigem Astigmatismus
übrig, der selbst visuell nicht wahrnehmbar ist.

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In diesem Zusammenhang war die Frage des richtigen Abstandes sehr bedeutsam. Solange das System APO+Flattner nicht den richtigen Abstand hat, hätte
man bei 20 mm Bildfelddurchmesser einen noch gut wahrnehmbaren Astigmatismus, der allmählich verschwindet, wenn man sich dem optimalen Abstand
nähert: Hier sind es 38.6 mm. Bei einer Verwendung des Flattners mit anderen Refraktoren sollte man also versuchen, ebenfalls das Optimum zu finden:
In meinem Fall stelle ich den künstlichen Sternhimmel zunächst auf die Mitte, versetze diesen anschließend um 10 mm mit einer Mikrometerschraube, und
betrachte mir mit einem 2 mm Okular die Situation. Ist Astigmatismus zu erkennen, verändert man den Abstand zum Objektiv bis auch im Feld die Abbildung
perfekt ist - in diesem Fall war es so!

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Untersucht man die Farbsituation, dann zeigt bereits der Foucaulttest den Unterschied ohne bzw. mit Flattner. Die Farbverteilung ohne Flattner zeigt typischerweise
die APO-Situation, bei der der Gaußfehler den Farblängsfehler dominiert, wie bei hochwertigen APOs immer. Rechts daneben die Situation, wie sie bei Halb-APOs
typisch ist. Jetzt ist es der Farblängsfehler, der die Spektralfarben stärker in zwei Hälften teilt, was damit zusammenhängt, daß die Abstände der Farbschnittweiten
etwa um den Faktor 7 größer geworden sind. Interessanterweise korrigierte dieser Flattner auch noch einen Koma-Restfehler, weshalb ich die Position des Flattners
zum opt. Tubus markiert habe.

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Der Sternscheibchen-Test läßt sogar vermuten, daß durch den Flattner die Farbkorrektur besser geworden sei. Das läßt sich aber über weitere Tests eindeutig
widerlegen.

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Zunächst die Schärfen-Tiefen und die RC-Indexzahl, die in diesem Fall für eine Unterscheidung völlig ausreichend ist. Weshalb auf eine Strehl-Darstellung
verzichtet wurde.

LomoAPO_TS07.jpg

Ohne also die einzelnen IGramme auswerten zu müssen, kann man auch hier den Sachverhalt gut klären. Der Gaußfehler: also die Überkorrektur bei Blau
und die Unterkorrektur bei Rot, läßt sich gut erkennen. Da der Faarblängsfehler klein ist, kippen die Streifen kaum erkennbar nach oben bzw. nach unten.
Dies also zur oberen Reihe, die die Situation des APOs ohne den Flattner zeigt.
Anders dagegen die untere Reihe, die jetzt unter dem farblichen Einfluß des Flattners steht: Nun fällt die Verkippung der Streifen nach oben bei Blau
(steht für kürzere Schnittweite) und die Verkippung nach unten (steht für längere Schnittweite) sehr viel stärker ins Gewicht, und der Gaußfehler
ist fast nicht mehr erkennbar, wenn man nicht gerade auf jede einzelne Farbe fokussiert. In beiden Fällen wurde auf Grün = e-Linie = 546.1 nm wave
fokussiert, was ein Benutzer in der Regel genau so macht.

LomoAPO_TS08.jpg

Ohne Flattner ein für LOMO bei 546.1 nm wave fast schon selbstverändliches Ergebnis mit den Restfehler unter 1% Strehlpunkte, wie das Summenbild der Wellenfront-
Deformation zeigt. Fast identisch bei der gleichen Farbe das Strehlergebnis mit dem TS-Flattner, der Einfluß auf die Wellenfront-Deformation ist vergleichsweise gering.

LomoAPO_TS09.jpg

Den TS-Flattner kriegt man hier: http://www.teleskop-express.de/shop/product_info.php/language/en/info/p1010_Universelle-Bildfeldebnung-fuer-Refraktoren-von-f-5-bis-f-8.html
Der LOMO-APO könnte hier gekauft worden sein: http://www.apmamerica.com/index.php?main_page=product_info&cPath=1_3&products_id=40

LomoAPO_TS10.jpg