D036 Ein brauchbares C14 - 10 Jahre alt

Wirklich ein Schnäppchen - nach 10 Jahren                             

Siehe auch hier: http://www.astro-foren.de/showthread.php?t=5769

Manche Sternfreunde investieren soviel für ihr Hobby, daß sich diejenigen, die es dann nach 10 Jahren für
einen Schnäppchen-Preis übernehmen können, großes Glück haben. Man muß nur genügend Geduld mit-
bringen - dieses C14 war fast nicht benutzt worden, hatte aber sehr deutlich die Merkmale, die man bei
diesen Geräten damals erkennen konnte.

Nachdem ich bereits 50 Jahre im "Geschäft" bin, mich also mit Astronomie und Optik sehr lange herumschlage, kenne
ich den Suchprozeß, bis man genau die Lücke für sich gefunden hat, mit der man im großen astronomischen Bereich
glücklich wird. Oft braucht man auch ein wenig fachliche Unterstützung, die ich in meinem Fall reichhaltig erhielt.
Nachfolgendes C14 jedoch verschwand in irgend einem Dachboden und schlummerte vor sich hin. Teuer war ja die
ganze Angelegenheit von vor ca. 10 Jahren. Aus irgendeinem Grund war das gute Teil auch noch kräftig dejustiert,
und so schwand der Reiz, sich genauer damit auseinanderzusetzen. Verkaufen ist ja auch leichter, als die Nach-
betreuung, die dann offenbar ich übernehme.
Bei diesem Schmidt-Cassegrain-System hat der Fangspiegel mittig eine Konter-Schraube, die wenn man nur ein-
mal ungeschickt löst, jede perfekte Justage zunichte macht. Und so muß es wohl auch hier gewesen sein: Eine
kräftige Dejustage mußte erst einmal behoben werden. Das sollte man aber wirklich nur bei ausgekühltem Teleskop
machen, weil bereits Differenz von 1-2 Grad Celsius diese häßlichen Nasen erzeugt, die auch eine exakte Justage
fraglich macht - weswegen zu Beginn und nach 2 weiteren Stunden nochmals die Feinjustage erforderlich war, exakt
auf der Achse über einen Teilerwürfel

C14_Baech01.jpg

Bereits der Sterntest verrät sehr, sehr viel. Tendentiell sind alle damaligen SC auf Rot (C-Linie 656.3 nm wave)
optimiert, was ich mir so erkläre, daß damals nur mit einem HeNe-Laser betriebene Interferometer in diesem
Wellenbereich gemessen wurde und ein vorhandenen Gaußfehler vehement bestritten wurde. Was nicht sein kann, weil's nicht sein darf!
Bei einem Meade 12-inch SC  hatte ich das mal nachgewiesen mit dem Erfolg, daß man mich in einem Forum
entsprechend negativ würdigte und die Freunde klamheimlich bei einem weiteren Tester um Rat baten. Weil ich aber
nie mehr etwas davon hörte, muß ich wohl davon ausgehen, daß mein damaliger Befund auch heute noch stimmt.
Auch bei diesem C14 wurde von anderer Seite bereits am Sterntest die Überkorrektur ab Grün bis Blau diagnostiziert,
Was anolog zum Test einer Parabel im Krümmungsmittelpunkt so aussieht, daß extrafokal das Sternscheibchen
einen deutlichen Lichtwulst am Rand hat, während intrafokal dieser Rand ausgefranst erscheint. Bei diesem C14
erkennt man noch die Fließstruktur der Schmidtplatte, die aus Floatglas gefertigt wird und in der Regel nur eine
Seite bearbeitet wird. Hier sind es einmal die schwach erkennbaren waagrechten Linien und bei allen folgenden
Testaufnahmen ein zusätzliches feines Streifenmuster.

C14_Baech02.jpg

Die Ronchi-Bilder werden noch durch die eingangs beschriebene "Nase" gestört. Trotzdem erkennt man die Überkorrektur
bei Blau und Grün und fast perfekte Streifen bei Rot. Auch bei den Interferogrammen die gleiche Tendenz, die aber
zugleich den Einfluß von Zonen zeigt, wie sie bei der Retouche entstehen - leider. Bei den "bunten" Ronchi- und Inter-
ferogramm-Bildern überlagern sich die Abweichungen bzw. mischen sich. Das "bunte" Interferogramm, links unten hat
in der Orginal-Auflösung von 3000x2000 Punkten ganz deutlich diese feinen Streifen.

C14_Baech03.jpg

Über den Foucault-Test kann man bereits die Ungenauigkeit der Fangspiegel-Retouche nachvollziehen: Ein ziemlicher
Knick bei ca. 70% des Durchmessers.

C14_Baech04.jpg

Noch gemeiner läßt der Rauhheits-Test die radialen Rillen erkennen, wobei auch sehr deutlich noch die Schlieren nach
oben zu sehen sind - ohne Entlüftung hinterm Hauptspiegel dauert das eine Ewigkeit und habe ich hier untersucht:
Auswirkung ungenügender Auskühlung

C14_Baech05.jpg

Ganz eindeutig zeigt als das grüne Streifenbild die Überkorrektur bei einem Strehl von ca. 0.81, was noch als beugungs-
begrenzt gilt

C14_Baech06.jpg


C14_Baech07.jpg

während für das rote Spektrum stolze 0.94 Strehl erreicht werden.

C14_Baech08.jpg


C14_Baech09.jpg

Auch an den vorherigen Streifenbilder kann man Astigmatismus erkennen. GAnz deutlich tritt er hier zutage mit einem
Betrag von ca. 6% Strehlpunkte. Für die Fotografie auf jeden Fall ein gutes C14, visuell brechen diese Systeme wegen
der Obstruktion ein, aber auch wegen der größeren Rauhheit um Vergleich mit anderen opt. Systemen, z.B. Maksutovs.

C14_Baech10.jpg

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Dear John,

some additional simulation with the C11 system values and the best back focal lenght of this system. I cant puplish the
system dates but look at these values. In my ZEMAX Simulation the Gauß error is a matter of the back focal lenght,
of course. But it also shows the overcorrection at blue and the undercorrection at red color. And if you compare this one
with the upper Gauß error, it could be the back focal lenght is to long.

C11FokusLage.jpg

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Hallo Cord und John,

in einem weiteren Bericht möchte ich einiges zur Back Focal Lenght hinzufügen und was hinsichtlich der Qualität zu erwarten ist:

http://www.astro-foren.de/showthread.php?p=33690#post33690

Wenn man von dem Lyot-Test-Foto (siehe oben) ein 3D-Modell zeichnen läßt, dann liefert das den Grund ab, warum ein
solcher Vergleich auch noch mit der Nachvergrößerung, wie sie mit einem Okular passiert, scheitern muß. Flau bzw.
kontrastarm wird die Sache immer dann, wenn durch eine "rauhe" Fläche viel Streulicht eingeführt wird. Solange die
Schmidtplatte hergestellt wird, wie sie nun mal hergestellt wird, und solange man dazu Floatglas benutzt, das oft selbst
noch Schlieren hat oder andere Fehler, wie oberes Beispiel zeigt, gibt es eben diese Qualität nur zu diesem vergleichs-
weise niedrigen Preis - mehr zahlen die Amateure ohnehin nicht. Die Händlerspanne bitte nicht vergessen. Grauimporte
machen die Sache auch nicht besser. Für anspruchsvolle (!!!) visuelle Beobachtung kann man SC-Systeme wirklich nicht
empfehlen.

C14_Baech05.jpg

C14_Baech05A.jpg

Noch gemeiner schaut die Sache aus, wenn man vorher die Feinstruktur nicht zu sehr wegfiltert. Und derartige Strukturen
lassen sich N I C H T wegdiskutieren!

C14_Baech05B.jpg